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Politisches // Seite 3

SPON ist tot

Spiegel Online war mal Pflicht. Ich rief die Seite mehrmals am Tag auf. So wie sehr viele andere – es ist (bisher)  die am meisten genutzte Seite in Deutschland. Genau am 6. Januar 2020 morgens passierte dann dies: Die Seite sah komisch aus. Ich dachte, ein Cacheproblem. Browser falsch eingestellt. Falsche URL aufgerufen. „Haben Sie sich vertippt?“ Nein. Die haben, ohne mich zu fragen, die Gestaltung und Struktur der Seite verändert, „verbessert“, „Mehr Überblick und Klarheit“ geschaffen. Das finde ich nicht. Ich war schockiert.

Das bisherige Forum – eine historische Quelle im demokratischen Diskurs – wurde abgeschafft, die Kommentare gelöscht! Kann man sich vorstellen, dass ein Unternehmen, viele Jahre an Beiträgen der geschätzten (oder offensichtlich nicht geschätzten) Anhängerschaft einfach vernichtet? Eine schlimme Mißachtung der politischen Kultur. Technisch nicht notwendig oder erklärbar! Man kann zwar jetzt Artikel noch kommentieren, das wird aber in einen Nebenbereich verbannt, der sich über die jeweilige Seite legt. Der Bezug zum Artikel und die Wertschätzung gehen verloren. Und ganz toll: Man kann jetzt liken, disliken und sogar lieben! Wir sind ja so modern und zeitgemäß!

Auch das ist schonmal passiert, hier am 05.12.19. Mittlerweile wäre das nicht mehr schlimm.

In dem Zusammenhang wurde dann auch mal kurz das Unternehmen Spiegel Online aufgelöst, integriert, assimiliert, degradiert. Es gibt nur noch den Spiegel. Ich kann verstehen, dass es nervt, wenn unter einem Dach noch andere etwas machen und neue Ideen entwickeln. Aber, dass das klassische und etwas altbackene Printmedium als federführend gesetzt wird, der Stil und die Gestaltung in das Online-Medium übernommen wird, wundert mich sehr. Bisher war es immer umgekehrt. Zumindest, wenn man erfolgreich sein möchte.

Und nun zur Gestaltung: Am Rechner gibt es nur noch einen kleinen Streifen Text am linken Rand des Monitors. Große Bilder, wenig Text. Beim Aufruf der Seite kann man gerade noch eine Schlagzeile lesen. Es gibt seit vielen Jahren im Webdesign eine populistische Bewegung, die „mobile first“ propagiert. D.h. Netzseiten sollen sich zuerst an Mobilnutzer anpassen (und aufgrund des Platzmangels entsprechend weniger Informationen bereitstellen). Das haben die hier konsequent und rücksichtslos umgesetzt. Zum Nachteil der Nutzer, die tagsüber im Büro am PC sitzen und zwischendurch mal reingucken.

Nachdem ich die letzten Jahre schon einen unangenehmen Trend zum Boulevard entdeckte, muss ich nun feststellen, dass die Seite nur noch zeitgemäße Unterhaltungs-Häppchen, Ratgeber in der Bezahlversion, wenig Text und viele große Bilder bietet. Um Nachrichten zu lesen, gehe ich dann lieber woanders hin. Ich hoffe, dass sich das nicht durchsetzt.

Es gibt noch viel zu sagen und zu kritisieren, das kann man auch noch fundierter machen. Habe aber keine Lust dazu, da es dann aufwendig wird. Falls es jemand bezahlen möchte – gerne ausführlicher.

Nachtrag vom 12.02.20: Jetzt haben die wohl eine neue Funktion eingerichtet, die es verhindert, dass ich die Seite aufrufen kann. Obwohl ich die gewünschten Cookies zulasse, funktioniert nichts mehr. Tschau Spiegel.

Spiegel mag mich nicht mehr. Ich ihn auch nicht.

Nachtrag: Drei Tage später ging es dann doch wieder. Ein technisches Problem beim Spiegel wurde wohl behoben. Genutzt hat es aber nichts.

Rassismus

Ist eigentlich nicht so gut. Ich bin liberal und tolerant, und finde, man sollte etwas dagegen tun!  („Unklarer Bezug!“ hätte mein Deutschlehrer hier angemahnt. Zu Recht! Aber ich liebe nunmal solche sprachlichen Spielereien und ich denke, er würde das verstehen und entsprechend benoten.)

Aber was? Nun: einfach alle Neger außer Landes bringen und keine mehr reinlassen – so einfach ist das! Aber: selbst wenn man dies täte, es gibt ja noch die Gelbhäutigen, die Schlitzaugen, die Mischlinge, Spaghettis, Amis, Polacken, Tommies, Ösis, Bayern. Die kann man natürlich auch alle raus schmeißen. Nur noch native Biodeutsche und Christen zulassen. Puh, aber was ist, wenn die einen Uronkel haben, der aus dem Ausland kam? Eine muslimische Großnichte vielleicht? Einen nicht-arischen Stiefvater? Was passiert, wenn wir die alle rausschmeißen?

Also, das wird zu kompliziert, hat schon früher mal nicht funktioniert und könnte ein paar Nachteile mit sich bringen. Was kann man noch tun? Nun, Aufklärung. Wird seit vielen Jahren praktiziert: alle sind gleich! Und wenn jemand mal nicht gleich ist, sind wir gefälligst tolerant! Der krampfhafte Versuch, Ausländer oder Behinderte (Neuschlimmdeutsch: Benachteiligte) in Filmen als besonders nette Menschen darzustellen, und damit Klischees mit Gegenklischees zu bekämpfen, wird seit vielen Jahren praktiziert. Ohne Erfolg. Das hängt mit dem Netz zusammen – und mit der individuellen Persönlichkeit der Betroffenen.

Auch bin ich der Meinung, zuviel des Guten kann kontraproduktiv sein. Es gibt Menschen, die sich dadurch provoziert fühlen und jetzt erst Recht eine Gegenmeinung entwickeln.

Es ist interessant – und aktuell etwas beklemmend – zu sehen, wie sich die öffentliche (oder mediale, oder politische) Einstellung zu manchen Erscheinungen starken Wandlungen unterworfen ist. Während wir früher als Kinder noch ohne Sorgen, unbedarft und mit großer Freude (ohne rassistisch zu sein – es gab damals auch keinen Anlaß) „Wer hat Angst vor’m schwarzen Mann“ gepielt haben, wäre das heute ein riesen-Skandal. Ich erinnere mich auch an ein Lied aus dem Musikunterricht in den Siebzigern, das eigentlich dazu diente, die Noten besser zu lernen:

„C-A-F-F-E-E, trink‘ nicht so vi-iel Ka-a-ffee. Nichts für Kinder ist der Tü-ür-ke-en-trank, schwächt die Nerven macht Dich bla-ass u-und krank. Sei doch kein Muselmann, der das nicht lassen kann!“

Wäre heute auch nicht mehr so angesagt. Der Zentralrat der Muslime fühlte sich verpflichtet, wegen schlimmster Verunglimpfung auf das Schärfste zu protestieren. Aber so waren die Siebziger. Es ist gut, dass es heute ein Bewusstsein für Diskriminierungen und Übergriffe gibt. Es wird aber manchmal dogmatisch übertrieben. Was mich zum Beispiel geärgert hat: In einem Kinderbuch mit Pippi Langstrumpf taucht das Wort „Neger“ auf. Das war damals kein Schimpfwort. In Neuauflagen musste dies aber wohl zensiert werden. Damit wird die Kunst vergewaltigt. Ich finde, man darf diese nicht verändern, egal warum. Und: Man kann das Wort doch einfach stehen lassen und den Kindern anhand des Beispiels wunderbar erklären, dass sich die Einstellungen in der Welt auch wandeln; Wörter bekommen andere Bedeutungen. So ist das eben. Aber, wenn es weg ist, gibt es auch kein Bewußtsein mehr!

Es ist so: Rassisten haben oft ein Minderwertigkeitsgefühl, denken nicht rational (ein kleiner Widerspruch; Denken ist ja immer rational; vermutlich denken sie gar nicht, sondern FÜHLEN unberechtigterweise etwas) und haben zum Beispiel die Angst, dass andere ihnen etwas wegnehmen. Oder sind einfach nur bescheuert intolerant. DAGEGEN  muss man etwas tun. Selbst wenn es keine Ausländer mehr gäbe, gäbe es noch Rassismus, dann eben gegen Ossis, Homophile, Frauen. Irgendwer ist Schuld an meiner Misere, nur nicht ich!

Kurze Stellungnahme zum Kopftuch

Ich meine damit das Kopftuch, das von Frauen (und neuerdings auch Mädchen) muslimischen Glaubens getragen wird. In den fünfzigern war das mal ein normales Kleidungsstück für Frauen. Heute eine religiöse Stellungnahme.

Grundsätzlich soll natürlich jeder sich kleiden, wie er möchte. Eine grundlegende Frage lautet: ist das freiwillig oder auferzwungen? Da wir in einem modernen und liberalen Staat leben, ist diese Unterscheidung wichtig. Wir sollten verhindern, dass Menschen von irgendwelchen Fanatikern etwas auferzwungen wird. Natürlich ist es eine Mischung: manche finden es gut und manche müssen sich religiösen Zwängen unterordnen.

Die zweite wichtige und für mich entscheidende Frage ist: warum sollen nur Frauen ein Kopftuch tragen? Das ist eindeutig eine Diskriminierung und widerspricht unseren Grundwerten von von Gleichberechtigung. Unter anderem aus diesem Grund bin ich dagegen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch erwähnen, dass Frauen in der katholischen Kirche nichts zu sagen haben, Das ist ebenso verwerflich.

In öffentlichen Institutionen und der Schule sollten sämtliche religiösen und politischen Stellungnahmen strikt verboten werden, um die Neutralität zu gewährleisten und Menschen nicht zu beeinflussen. In der Öffentlichkeit wird das schwierig. Aber ein Burkaverbot als extreme und radikale Steigerung des Kopftuchs, wäre sicherlich sinnvoll und rechtlich machbar.

22. November 2019 // Politisches // Kommentar schreiben!

Berlin eben

Noch ein symptomatisches kleines Beispiel für eine gut gemeinte Aktion der berliner Verwaltung und die vollkommene Unfähigkeit bei der Umsetzung: Es wird in einem Straßenabschnitt ein neuer Spielplatz angelegt. Toll für Anwohner und Kinder! Es gibt Behälter, in denen Hundekottüten bereitgestellt werden können. Diese werden nie befüllt. Der Spielplatz wird zunächst von Alkoholikern und Rauchern bevölkert, die dort abhängen und sich irgendwann im Gebüsch erleichtern. Rauchen und der Konsum von Alkohol sind zwar per Schild verboten, aber wenn man die Exekutive ruft, kommt Unverständnis für dieses Problem (ich weiß, es gibt natürlich wichtigeres). Dann kamen arabische Jungendgangs, die ihren Hang zur Kriminalität ausüben, randalieren, Überfälle begehen. Ein Spielgerät geht kaputt. Wird erstmal weiträumig eingezäunt. Es dauert ca. ein Jahr, bis es wieder hergerichtet ist. Das ursprünglich hübsch angelegte Beet ist vollkommen mit Unkraut überwuchert. Die Müllentsorgung durch den Bezirk funktioniert nicht und wird an die BSR übertragen (besser!). Die Feuerwehrzufahrt zum Gelände wird ständig von Autos zugeparkt. Det is Berlin (Schöneberg).

Problembehandlung auf berlinerisch

Ich habe bereits leicht kritische Artikel über die politische Unführung in Berlin geschrieben (die ist gemeint; es fehlt noch einer zum Schulsektor) und mich entsprechend ausgelassen. Und Ihr kotzt jetzt wahrscheinlich ab, weil Ihr das Thema nicht mehr hören könnt; ich eigentlich auch nicht mehr; und es ist auch vollkommen sinnlos darüber zu schreiben, weil es nichts nutzt; und es gibt natürlich schöneres. Fast alles ist schöner! Aus ständig aktuellem und sich wiederholendem Anlass muss ich aber doch noch mal etwas dazu loswerden, das mir in letzter Zeit aufgefallen ist.

Es ist ja mittlerweile bekannt und akzeptiert, dass in Berlin alles schief läuft, was schieflaufen kann, dass an Problemen herumgedoktert wird anstatt sie zu lösen, dass vollkommen unfähige Menschen mit hohen Ämtern bekleidet sind und ohne jegliche Erfahrung machen können, was sie wollen, dass es Bestrebungen gibt, das Rad zurückzudrehen und den Sozialismus in beiden Teilen der Stadt einzuführen. Das hat viel mit der aktuellen Stadtregierung zu tun. Ich fürchte aber, mit einer anderen wäre es nicht viel besser. Das Versagen hat Tradition in Berlin und den Bürgern scheint es egal zu sein, weil niemand jemals für sein schlimmes Handeln zur Verantwortung gezogen wird.

Aber ich möchte auch mal etwas positives hervorheben!

Das ist die unglaubliche Kreativität im Umgang mit Problemen – die bewundere ich! Hier ein paar herausragende, fast historische Beispiele:

  • Straßen sind kaputt? Kein Problem, wir reduzieren einfach die Höchstgeschwindigkeit, damit es keine Klagen gibt
  • Keine Lust, den Grünstreifen zu pflegen? Kein Problem, der wird zur Wildblumenwiese erklärt und sich selbst überlassen.
  • Zuviele Luftschadstoffe durch den Autoverkehr? Kein Problem, wir setzen einfach Geschwindigkeitsbeschränkungen auf den Hauptstraßen um, dadurch wird weniger emittiert!
  • Autofahrer fahren immer massiver bei Rot über die Ampel? Problem erkannt; bei Problembehandlung versagt: es werden zwei bis drei neue homöopatische Blitzer für ganz Berlin aufgestellt.
  • Keine Lust, den Müll wegzuräumen? Geniale Idee: das können doch die Touristen machen!
  • Der öffentliche Nahverkehr bricht immer öfter zusammen? Wird nicht als Problem anerkannt.
  • Busspuren werden ständig zugeparkt? Soll sich die BVG selber drum kümmern.
  • Der Leiter einer Problemschule wird zu beliebt und ist auch noch erfolgreich? Den sägen wir ab – bloß keine Eliten mehr.
  • Die Schulnoten werden immer schlechter? Kein Problem, einfach die Anforderungen senken, dann stimmt’s schon wieder!
  • Es gibt zu wenige Lehrer? Kein Problem, wir senken einfach die Einstellungsanforderungen; dann kann jeder auf unsere Kinder losgelassen werden.
  • Die Mieten steigen zu stark? Bloß nicht den Wohnungsbau fördern! (mehr dazu)

Ein Beispiel für kreative Problemumgehung in Berlin. Keine Lust, den Grünstreifen zu pflegen? Wir machen eine Wildblumenwiese daraus, das Schildaufstellen kostet sicher weniger! (Seht Euch auch mal etwas genauer das Ergebnis an; gesehen: Altonaer Straße am großen Stern 26/08/19).

Also, ich habe immer gedacht, als Profi sollte man Probleme erkennen, angehen, lösen und nicht verschieben, delegieren, umgehen, verklären, ignorieren, ideologisieren, verbrämen, verdecken, schönreden.

Dies ist keine Politikerschelte. Ich bin Anhänger der repräsentativen Demokratie, aber ich wünsche mir zurecht auch etwas Professionalität, wie in anderen Bereichen. Hallo? Ihr arbeitet auch für mich; ich bezahle Euch mit! Mehr Altrusimus und weniger Ideologie. Gemeinsamkeit, statt Ausgrenzung. Berücksichtigung aller Belange.

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Andersartige

In allen Gesellschaften gibt es Minderheiten. Menschengruppen mit einer bestimmten Einstellung, Religion, Abstammung, Neigung, Steckenpferden, Behinderung, politischen Auffassung, Hautpigmentierung. Menschen, die anders sind – anders, als die Mehrheit.

Die werden oft missliebig beäugt, angefeindet, beleidigt, angegriffen. Das ist nicht gut und hat meist mit fehlender Toleranz zu tun. Oder mit arrogantem und provokativen Auftreten der Minderheit. Grundsätzlich finde ich es gut, dass Minderheiten geschützt werden. Aber sie sollten natürlich nicht bevorzugt behandelt werden. Das wäre ja auch eine Benachteiligung der anderen.  Das Ziel heißt, gleich behandeln, Toleranz fördern, Anfeindungen verhindern, damit diese genauso frei und unbeschwert in unserer Gesellschaft leben können, wie wir alle.

Das misslingt leider oft, weil es zwanghaft umgesetzt, dogmatisch vorgegeben, von Lobbygruppen gesteuert und oft hysterisch übertrieben wird.

Ein aktuelles Beispiel: Gestern wurde ein Mensch mit jüdischem Glauben beschimpft. Das ist eine Meldung in den Medien! Alle Politiker zeugen Respekt, versichern ihre Unterstützung für die entsprechende Gemeinde und verurteilen alles aufs Schärfste. Beschwören eine schlimme Tendenz. Die Gemeinde veranstaltet einen Unterstützungsgottesdienst. Hallo? Natürlich ist es nicht gut, was passiert ist aber die Reaktion ist vollkommen hysterisch, übertrieben und fördert damit bei bestimmten Menschen auch die Abneigung und die Vorurteile.

Ein weiteres Beispiel: Alljährlich findet in Berlin eine große Demonstration für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Liebe statt. Das ist ok, auch weil es einen politischen Hintergrund hat. Die Polizei Berlin hat aus diesem Anlass und falsch verstandener Solidarität in ihrem Internetauftritt eine Regenbogenflagge eingeblendet. Das ist schlimm. Öffentliche Organisationen sollten unbedingt neutral sein. Sie werden von allen mit Steuergeldern bezahlt und müssen ihren Job allen Bürgern zur Verfügung stellen. Der Vorgang kann das Vertrauen in die Polizei mindern und Frustrationen bei anderen Mitbürgern provozieren.

Warum gibt es kein öffentliches Zeichen der Solidarität für Menschen, die überfallen wurden, die angefahren wurden, die alleinstehende Mütter sind, Christen, die als Ungläubige beschimpft werden, Menschen die sich ehrenamtlich für andere einsetzen, die unheilbar krank sind, die arm sind, die aufopfernd andere Menschen pflegen. Nun, diese haben keine Lobby.

Und irgendwie gehören wir fast alle auch einer Minderheit an.

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10. August 2019 // Politisches // Kommentar schreiben!

Intrige, Komplott; (bildungssprachlich) Konspiration; (veraltend) Geheimbündelei; (veraltet) Konjuration

Ich mag Gedankengänge, die zu ungewöhnlichen Ergebnissen führen. In diesem Fall wird es gefördert durch Misstrauen, oft mit dem zentralen Gedanken, dass sich ein Gruppe von bösen, mächtigen und geheimen Menschen gegen die anderen (uns) verschworen hat.

Es macht Spaß, sich Sachen und Zusammenhänge auszudenken, zurechtzurücken, konspirativ zu äußern, zielgerichtet einzusetzen, ohne Nachweis zu verkünden und bis aufs Letzte auszureizen. Das gab es übrigens schon immer. Bei Wikipedia fängt die Liste der Verschwörungstheorien (das Wort ist bereits wieder veraltet: man sagt Verschwörungmythen, weil es ja keine Theorien sind; die Menschen denken ja nicht, sondern fühlen; vielleicht sollte man Verschwörungsemotionen sagen oder – egal, ich bleiber erstmal bei der politisch etwas unkorrekten Bezeichnung)  im 12. Jahrhundert an. Man kann damit auch ganz gut Politik machen. Es wird von Professionellen heutzutage gern auch gezielt eingesetzt. Und viele, meist einfältige Menschen, lassen sich darauf ein und handeln danach.

Verschwörungstheorien sind natürlich keine Erkenntnisse im wissenschaftlichen Sinne, die auf Denken und empirischen Erfahrungen basieren. Das Wort ist unpassend und beschönigend. Sie verzichten gerne und großzügig auf den erforderlichen Nachweis. Genau genommen sollte man von diffusen Gefühlen oder gezielten Manipulationsversuchen sprechen.

Die Mondlandung war nur eine Inszenierung der Amis. Alles im Studio gedreht. Also, ich glaube, die können das! Und Marketing um jeden Preis ist denen von Geburt an eingepflanzt. Aber es gibt auch noch Beweise dazu. Ein unerklärlicher Schattenwurf. Die flatternde Fahne. Es gibt Menschen, die verbringen viel Zeit damit, entsprechende alternative Fakten zu finden und bereitzustellen. Die sind in diesem Fall oft auch überzeugend. Das ist eigentlich meine Lieblingsverschwörungstheorie.

Die Kondensstreifen von Flugzeugen. verbreiten eine Chemikalie, die – wahlweise – das Wetter beeinflusst, uns gefügig macht, alles Unkraut vernichtet, die Weltherrschaft einer geheimnisvollen, vollkommen unbekannten Organisation vorbereitet. Die Streifen sieht man natürlich, weil die Feuchtigkeit der heißen Flugzeugabgase an feinen Staubpartikeln kondensiert. So etwas lernt man in der Schule. In Physik. Nix Chemie! Ein Playdoyer für die Allgemeinbildung. Wäre sonst auch irgendeinem Mitarbeiter mal aufgefallen. Und es gibt keinerlei Zeugenaussagen dazu. Reiner Glaube also.

Der Anschlag auf das World Trade Center wurde von den Amis selbst durchgeführt. Um den völkerrechtswidrigen Angriff auf den Irak zu rechtfertigen. Um dem einfältigen, infantilen, nutz- und erfolglosen Präsidenten eine Chance zur späten Bewährung zu bieten. Grundsätzlich plausibel, aber im Endeffekt unwahrscheinlich. Die Erwärmung der Erde findet nicht statt. Die tatsächlich gemessenen Werte sind manipuliert, gefälscht, unglaubwürdig. Kann man mal behaupten. Für Menschen mit Hirn, hier eine kleine Info dazu. Der HIV-Virus wurde von den USA entwickelt und ausgesetzt oder ist er aus Versehen entkommen? Die Erde ist eine Scheibe. Kürzlich wollte das jemand aus Amiland (wo sonst?) beweisen, indem selbst gebastelte Raketen in den Weltraum geschossen werden sollten. Leider ist er dabei umgekommen, und der Beweis steht aus.

Das interessante an Verschwörungstheorien ist, dass sie wohl einen offenen und bereitwilligen menschlichen Nerv ansprechen. Das Gefühl. Die Vorurteile. Die Betroffenheit. Nicht aber den Verstand. Rationales wird nicht anerkannt. Wissenschaft ebenso nicht. Manche Menschen sind wohl so. Deswegen sind Populisten so erfolgreich. Also, Verschwörungstheorien machen Spaß, aber man sollte sie natürlich nicht ernst nehmen.

09. Juli 2019 // Politisches // Kommentar schreiben!

Berliner Politik

Wenn es nicht so dramatische Auswirkungen hätte, könnte man herzhaft und nachhaltig darüber lachen, wie einfältig und kurzsichtig der Berliner Senat mit Problemen umgeht und durch stümperhafte Flickschusterei und populistische Maßnahmen versucht, große Probleme unserer sonst ganz schönen Hauptstadt zu lösen. Seit Jahren beobachte und verachte ich das auf dem Bildungssektor. In letzter Zeit versucht der Stadtentwicklungssektor diesen zu übertrumpfen und mit aller Macht den Titel „Dümmste politische Führung“ an sich zu reißen.

Seit einigen Jahren gibt es in der Billigstadt – wie überall – ansteigende Mieten und Immobilienkosten. Viele können sich die geforderten Mieten nicht mehr leisten und müssen deshalb umziehen. (Ich beziehe mich hier erstmal auf die Mieter; der Kauf von Wohnungen wird auch astronomisch teuer.) Ich finde es durchaus zumutbar, dass man in ein anderes Viertel mit günstigeren Preisen umzieht. Man hat kein Recht darauf, dort zu wohnen, wo man möchte. Aber ich finde es auch durchaus richtig, dass man in unserem wunderbaren Sozialstaat das Recht auf eine „bezahlbare“ Wohnung haben sollte. Wohnen in vier Wänden ist schon ein Grundbedürfnis. Aus diesem Grund wurde übrigens der Soziale Wohnungsbau erfunden. Berlin war mal ganz gut darin. Leider haben die Unverantwortlichen vor vielen Jahren angefangen, diese Wohnungen an private Gesellschaften zu verkaufen. Ich weiß nicht warum: Geldmangel? Desinteresse? Kurzsichtigkeit? Opportunismus? Unprofessionalität? Egal. Diese fehlen jetzt.

Immerhin wurde das Problem erkannt. Und es werden Möglichkeiten erdacht und mal ausprobiert, um dem entgegenzuwirken. Die Losung lautet: bloß nicht selbst etwas umsetzen, lieber andere dazu zwingen. Eine einfache Lösung wäre natürlich der Neubau von Wohnungen und dessen Förderung. Es ist alles eine Sache von Angebot und Nachfrage! Leider ist die zuständige Senatorin ziemlich Links und findet Investoren doof. Daher werden Neubauvorhaben nur noch schleppend zugelassen. Man versucht sich lieber mit kleinen Schritten – ganz vorsichtig – an das Problem heranzutasten. Versuch und Irrtum ist ein beliebtes Mittel Berliner Politik (vor Allem letzteres).

Eine schlimme und bereits umgesetzte  Maßnahme ist die Einführung von sogenannten „Milieuschutzgebieten“. Hier wird die Weiterentwicklung der Menschheit per Dekret gestoppt. Mieter müssen ein Lebenlang mit ihren einfachen Verhältnissen zurechtkommen. Jetzt soll auch die Gegend um die Kurfürstenstraße zum Schutzgebiet erklärt werden. Ich frage mich, welches Milljöh (das horizontale Gewerbe?)  da geschützt werden soll. Ein zweites Bad oder ein Balkon werden ab sofort verboten. Investitionen in die Substanz verhindert. Eine weitere Idee, die bei manchen Randgruppen auch noch Beifall fand: Enteignung der bösen Eigentümer. Das ist sicher eine gute Methode, um jegliche Investitionen in Zukunft zu verhindern und den Sozialismus aus dem Ostteil der Stadt wieder für alle einzuführen.

Die aktuelle Idee: Einfrieren der Mieten, für fünf ganze Jahre. Genial: Wir haben etwas angestoßen und können uns über die Legislaturperiode retten. Aber was passiert nach den fünf Jahren? Dasselbe wie vorher! Und: Die Vermieter haben natürlich eine Schock bekommen und setzen alles dran, die Mieten vor diesem Zeitraum so hoch wie möglich anzusetzen. Und zwar auch die, die bisher moderat waren. Toller Effekt; so ungefähr das Gegenteil vom gewünschten Ziel. Besonders lustig finde ich aber die Reaktion der Politiker: „Ooch, das ist aber unfair, jetzt noch schnell die Mieten zu erhöhen. Spielverderber!“ Kurz vor Verabschiedung gab es doch noch kurze Bedenken: Da sind ja auch die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften betroffen. Die haben dann kein Geld mehr für den Neubau. Egal. Wir ziehen das durch.

Man sollte bedenken, dass die Hauptakteurin Mitglied einer Partei ist, die aus der DDR als sozialistische Einheitspartei hervorgegangen ist. Wollen die das Rad zurückdrehen?

Berlin eben.

Diesen Spruch mag ich nicht, aber es fällt mir gerade nichts anderes dazu ein: „Herr, lass Hirn auf sie regnen. Ein winziges kleines bisschen wenigstens. Bitte! Amen.“

Demokratie

Ist toll und richtig und logisch und gut: das Volk bestimmt erfolgreich über sich selbst. Oder?

Zumindest ist die repräsentative Demokratie, so wie wir sie kennen, gut. Auf keinen Fall möchte ich mehr direkte Demokratie, mehr Einfluss des Volkes haben, da dieses weitgehend kurzsichtig und/oder unerfahren und/oder dogmatisch und/oder egozentrisch und/oder ungebildet ist; und demnach komplexe Zusammenhänge nicht hilfreich beurteilen kann. Ich finde es im Prinzip gut, dass Profis über unser Schicksal entscheiden. Menschen, die wir wählen und die sich beruflich mit den Fragen des erfolgreichen Zusammenlebens beschäftigen. Die grundsätzlich die Voraussetzungen dafür haben, dass es uns gut geht: Nachhaltigkeit, Weitsichtigkeit, Altruismus.

Leider handeln sie nicht immer in diesem Sinne, sondern oft nach dem Kriterium: „Was muss ich tun, um wiedergewählt zu werden und meine Macht zu erhalten?“ Das ist eher populistisch und egozentrisch. Also im Endeffekt doch wieder im Sinne des gemeinen Volkes. Das ist nicht gut; hilft uns langfristig nicht. Es sind nicht alle so. Wir haben zum Beispiel eine tolle Kanzlerin, die ihre Arbeit gut macht. Ein Problem der Demokratie ist aber auch, dass alles abgestimmt, besprochen, abgewogen, geregelt, kontrolliert, abgesegnet, freigegeben, kompromissgeregelt werden muss. Das ist sehr aufwändig und zeitintensiv und es kommt nicht immer das Beste dabei heraus.

Ideal wäre demnach doch eigentlich die Diktatur. Ein Mensch, der keine Rücksicht auf Popularität oder Gesetze nehmen muss, der alles umsetzen kann, was gut ist. Der einfach bestimmt, wo es lang geht, keine Rücksicht auf Gesetze nehmen muss. Der den BER innerhalb eines Jahres fertig stellt. Natürlich mit bestimmten Rahmenbedingungen. Er müsste umsichtig sein. Die Belange der Bevölkerung beachten. Entscheidungen gut abwägen. Alle Interessensgruppen zufriedenstellen. Die Belange aller Menschen berücksichtigen. Viele gute und neutrale Berater haben, die ihm die erforderlichen Entscheidungsgrundlagen liefern. Dem Wohl aller dienen und immun gegen Lobbyisten sein. Neutral sein. Das wäre doch gut!

Leider erfüllen bisherige Diktatoren diese Kriterien nicht zufriedenstellend. Das Problem ist, dass die meisten Menschen mit Macht wohl nicht altruistisch umgehen können. Ein grundsätzlicher Gen-Defekt. Wahrscheinlich müsste es eine neue Art von Mensch sein. Oder ein Roboter, der entsprechend programmiert wurde und nach ausgeklügelten Algorithmen entscheidet.

Ist wohl doch eine Utopie. Bleiben wir lieber bei der etwas unperfekten Demokratie? Also, ich wäre ein guter Diktator, habe aber keine Lust auf den Job.