Politisches // Seite 1

Links, rechts, oben, unten

Es sind die vier maßgeblichen Ausrichtungen unserer Gesellschaft. Dazwischen gibt es kaum etwas. Entweder man ist so oder so oder so oder so. Ich verstehe, dass das Leben einfacher ist, wenn man sich festlegt oder wenn andere einen in Schubladen stecken können. Aber das Leben ist vielfältig, vielschichtig, kompliziert, wechselhaft; es gibt auch Zwischentöne, Schattierungen, Graubereiche, Uneindeutigkeiten. Und man schränkt sich ein, wenn man sich festlegt! Grundsätzliche Kriterien der Einstellung sollten sein, Respekt, Toleranz, Offenheit, Rücksicht, Altruismus, Vernunft. Dann braucht man keine Einteilungen, Interessengruppen, Parteien mehr und alle sind glücklich, oder?

Kleiner Rundumschlag zu aktuellen Medien

Gemeint sind natürlich klassische Printmedien, also ehemalige Tageszeitungen, die man heutzutage auch im Netz lesen kann (teilweise; im Folgenden etwas abfällig und verallgemeinernd „die Medien“ genannt), was ich ausgiebig tue.

Zu den „Sozialen Medien“ hatte ich bereits ordentlich und nachhaltig abgelästert. Hier eine kurze Zusammenfassung: sie sind zur Informationsbeschaffung scheiße! (diese Formulierung entspricht nicht meinem üblichen Niveau und ist mir jetzt so rausgerutscht und ich bitte um Entschuldigung). Hier die Begründung: in klassischen Medien werden Artikel von Menschen ausgewählt und geschrieben, die zumindest vorgeben, professionell und weitsichtig zu sein, während in den Sozialen Medien jeder hemmunglos irgendwelchen Mist schreiben kann.

Jeder aufmerksame und kritische Leser mit eigenen Kopf, etwas Verstand und Vernunft, vielleicht auch etwas Lebenserfahrung, wird mit vollkommener Sicherheit feststellen können, dass die Qualität der Medien in den letzten Jahrzehnten ein wenig nachgelassen hat (ich untertreibe maßlos).

Zumindest, wenn man – wie ich – vollkommen altmodisch (ich mag auch den Begriff „oldschool“ sehr!) und ewig gestrig (wird meist in anderem Zusammenhang eingesetzt), der niemals erreichbaren Utopie anhängt, dass die Kriterien für eine seriöse Zeitung Neutralität, Kompetenz, Information bedeuten. Man könnte doch zumindest danach streben! Oder so tun als ob. Aber es gibt einen allgemeinen Prozess, der in die komplette Gegenrichtung zeigt: Meinung, Belehrung, Kampagne. Und: Haltung ist neuerdings das allerwichtigste Kriterium (dazu kommt sicher noch ein Artikel).

Ich glaube, dass der Verdachts-, Kampagnen-, Haltungs- und Belehrungsjournalismus nicht nur seine Zeile nicht erreicht, sondern oft das Gegenteil bewirkt. Der Leser wird ja als Dumm verkauft, ist er aber nicht! Und Belehrungen und oberplumpe Manipulationsversuche kommen meist nicht gut an. Nichts gegen eine Propagierung von klassischen Werten, aber es sollte nicht nur in ein Richtung gehen. Und: es gibt auch feinfühliger Wege der Werbung, statt es mit dem Holzhammer anzugehen.

Ich verstehe, dass die Medien irgendwie versuchen, zu überleben und sich vor allem auf Aufregerthemen stürzen, die viele Klicks bringen, aber das machen doch schon die asi-Medien! Wir brauchen ein Gegengewicht dazu, sonst geht hier alles den Bach runter. Spaltung, Verschwörung, Klassenkampf, Verdummung. Gar Antidemokratie! Irgendwann wird der Ruf nach dem starken Mann laut, der alles wieder in Ordnung bringen soll. Und spätestens dann bin ich weg. Aber wohin?

Selbstkritik: Puh, etwas zu politisch und pessimistisch geraten, dieser Artikel. Möchte mich mehr mit philosophischen, musikalischen und sprachlichen Themen beschäftigen. Und doch: ich werde noch genau zwei Artikel zum Thema Medien schreiben  – eine Trilogie! – und dann ist aber Schluss!

06. September 2023 // Politisches // Kommentar schreiben!

Ein paar Gedanken zur militärischen Spezialoperation

  • Natürlich ist es ein Krieg
  • Es gibt genau zwei Gründe für einen Krieg: Man wird angegriffen und muss sich verteidigen, oder man möchte seinen Machtbereich ausweiten. Zu den vielfältigen vorgeschobenen Gründen dieses Krieges möchte ich nochmal etwas ausführlicher schreiben.
  • Eine Lehrstunde in Geschichte. Und ein Vorgehen, wie aus dem Lehrbuch.
  • Der Angreifer hat wohl das Standardwerk verinnerlicht „Wie führe ich einen unschuldigen Angriffskrieg und manipuliere die Welt?“
  • Geschichte wird gemacht. Das hat auch ein russischer Diktator für sich beschlossen.
  • Diplomatie funktioniert nur mit entsprechender Macht im Rücken.
  • Wer jetzt noch von Diplomatie oder Verhandlungen träumt, ist ein Depp.
  • Sanktionen können ärgern, aber nicht die Okkupation verhindern.
  • Als alter Pazifist muss ich sagen, jetzt hilft nur noch blanke Gewalt.
  • Ich freue mich über die Geschlossenheit und Stärke der Europäer.
  • Mann, bin ich froh in einer Demokratie zu leben!
  • Staaten: unterstützt die Ukraine – auch mit Waffen.
  • Es ist verständlich, dass kein Staat direkt eingreifen möchte.
  • Deutschland macht zunächst Symbolpolitik, schwenkt aber glücklicherweise doch noch um.
  • Es wundert mich, dass nach der Okkupation der Krim, immer noch niemand Russlands lupenreinen Demokraten ernst genommen hat.
  • Warum gibt es keine Sanktionen gegen Belarus? Die ermöglichen immerhin den direkten Angriff auf Kiew.
  • Hoffen hilft nicht mehr – nur noch Handeln.
  • Würden wir Deutschen unsere Demokratie auch so überzeugt/überzeugend verteidigen?
  • Ja, es ist auch ein Informationskrieg.
  • Der Ukrainische Präsident macht seinen Job schon gut. Aber die verbalen Angriffe gegen Deutschland nerven mittlerweile.
  • Hier kämpft das letzte Jahrhundert gegen die neue Welt.
  • Bin ich froh, dass wir Verbündete haben.
  • Es wird mir wieder bewusst, wie wertvoll unsere Demokratie, die Meinungsfreiheit und der europäische Gedanke sind.
  • Kriege kann man heute nicht mehr so führen, wie vor 60 Jahren.
  • Dieser Krieg darf auf keinen Fall gewonnen werden, da er sich gegen den Westen und die Demokratie richtet.
  • Wir sollten die Ukraine – neben der politischen und sozialen Hilfe – auch mit möglichst vielen Waffen versorgen
  • Eigentlich ist es ja aus politischen Gründen auch sehr interessant, was in einer solchen Ausnahmesituation alles passiert, welche Initiativen ergriffen werden, welche Aktionen und Gegenreaktionen es gibt. Wäre da nicht auch das schreckliche Leid.
  • Und der Angriff ist schon ziemlich oldschool.
  • Es ist richtig, endlich die Bundeswehr besser aufzustellen und mehr Geld für Verteidigung (ja: Verteidigung) auszugeben.
  • Autokrat ist ein zu freundliches Wort für einen Diktator.

Und hier mal aus sprachlicher Sicht (ein Schwerpunkt dieses Tagebuchs) Synonyme für Autokrat: Führer, Diktator, Monarch, Souverän, Tyrann, Alleinherrscher, Unterdrücker, Gewaltherrscher, Selbstherrscher, Schreckensherrscher, Absolutist, Despot

Nachtrag: der Duden war ja mal eine angesehene Institution der deutschen Sprache; dieses Bild versucht er seit vielen Jahren mit allen Mitteln erfolgreich zu zerstören. Synonyme für „Autokrat“ kennt er aktuell gar keine. „Suche nach Autokrat. Leider gibt es für Ihre Suchanfrage im Wörterbuch keine Treffer. Vielleicht werden Sie in einem der anderen Seitenbereiche fündig: [Bla Bla]“ Es wird angeboten, seine Anmerkungen über ein Kontaktformular mitzuteilen. Das habe ich genutzt: „Hallo, Sie finden keine Synonyme für „Autokrat“?! Da frage ich lieber meinen 10-jährigen Sohn, als den Duden! gorg“. Mein Sohn ist zwar älter, aber aus dramatischen Gründen habe ich mich hier nicht ganz wahrheitsgemäß artikuliert, ohne die grundsätzliche Aussage zu verändern. Beim Abschicken des Formulars kam eine Fehlermeldung: „The website encountered an unexpected error. Please try again later.“ Nicht einmal das können die. Ich hoffe, dass dieses populistische Machwerk bald die Unbeachtung findet, die es verdient.

Meine Wortbibel DWDS bietet dagegen mehrere Alternativen und verzeichnet einen starken Anstieg des Begriffs seit 2007. Anwendungsbeispiel: „an der Spitze des russischen Staates stand der Zar als Autokrat“

Und: das Wort Autokratin habe ich noch nie gehört. Heute soll man wohl sagen: Autokrat_In. Da bin ich schon froh, dass alle männlich sind und wir diese Form nicht brauchen. Auch die Rechtschreibprüfung von WordPress findet das Wort Autokrat nicht. Alternativ wird angeboten: Autorat, Autokarat, Autokraft, Kraut. Häh??

Und wie unser beliebter Sprachbloggeur berichtet, ist der aktuelle Möchtegernautokrat im Vergleich doch wohl eher eine Lachnummer.

17. März 2022 // Politisches // 2 Kommentare

Ich bleibe bei meiner Meinung

Ein starker Satz, den man in letzter Zeit selten hört. Wenn Prominente irgendetwas außergewöhnliches außerhalb des Mainstreams von sich geben, warten die meisten erstmal ab, was passiert. Wenn der Schitstorm dann doch zu groß wird, und die Follower-Zahlen sinken, knicken sie ein und sagen einfach: sorry, das war alles nicht so gemeint, das wurde falsch verstanden, ich bin eigentlich ein ganz netter Mensch. Und alles ist wieder gut. Aber nicht Harald Martenstein.  // weiterlesen! 

21. Februar 2022 // Politisches // Kommentar schreiben!

Falschrum

Diese Welt ist falschrum.
Oder du hältst sie falschrum.
Ich habe lange gebraucht um zu verstehen,
Dass immer nur Zeichen und nie Wunder geschehen.
Tele – Falschrum

Wir leben aktuell in einer verkehrten Welt:

  • Identität geht vor Qualität
  • Gefühl geht vor Wissen
  • Bekanntheit geht vor Expertise
  • Minderheiten gehen vor Mehrheit
  • Politik geht vor Kunst
  • Populismus geht vor Pragmatismus
  • Schreien geht vor Argumentieren
  • Likes gehen vor Inhalt
  • u.s.w.
03. Dezember 2021 // Gedanken, Politisches // Kommentar schreiben!

Amanda

Neulich hat wohl eine US-amerikanische Schriftstellerin eines ihrer Gedichte im Rahmen der Inauguration des endlich und gottseidank neuen Präsidenten vortragen dürfen, und wurde damit schlagartig weltweit berühmt. Alle finden sie toll, so dass auch das Interesse im Ausland stieg. Verlage waren verrückt danach und wollten das Gedicht und mehr in die jeweilige Landessprache übersetzen. Ein normaler Vorgang, der seit Jahrhunderten ohne jegliche Probleme durchgeführt wird.

Aber hier gibt es auf einmal eins, oder es wird erschaffen. In Holland (ja ich weiß, die Niederlande, immerhin besser, als Goudaland), wurde ein Mensch mit der Übersetzung beauftragt, die eine Koryphähe auf dem Gebiet ist. Nun gibt es aber auch andere Menschinnen, die darauf achten, dass alles politisch korrekt abläuft und diese hat bemängelt, das die Übersetzerin ja nicht so schwarz wie die Autorin sei und damit nicht die Qualifikation für die Übersetzung mitbringe. Puh. Amanda fühlte sich ja eigentlich geehrt und wollte diese Übersetzerin, aber sie wird es wohl nicht. Sie hat aufgrund der Debatte, die damit angestossen war, abgesagt.

Das ist schlimm. Nennt sich auch Cancel Culture. Ein Kniefall vor Dogmatikerinnen. Eine Bankrotterklärung der Kultur. Eine Verachtung der Professionalität. Darf eine weisse Frau das Gedicht einer schwarzen nicht übersetzen, weil sie nicht den gleichen Erfahrungshorizont hat? Nun, genau das macht die Kunst aus: sich in andere Menschen hineinversetzen zu können und mit der Professionalität und Erfahrung bestimmte Aufgaben zu erledigen. Wenn man diesen Kulturkrampf weiterdenken würde, könnte man sich auch fragen, ob weiße überhaupt Literatur von Schwarzen lesen dürften, da sie sie ja gar nicht verstünden. Darf man überhaupt Übersetzungen in der Literatur noch zulassen? Darf eine Frau den Text eines Mannes übersetzen? Ist es nicht vollkommen absurd, wenn ein 40-jähriger Mann den Text einer 60-jährigen Frau übersetzt? Das Kriterium sollte doch eigentlich sein: ist jemand professionell und macht den Job gut? Sind schwarze wirklich bessere Übersetzer für „schwarze“ Texte?

Mal ganz unabhängig davon: sind die Gedichte, um die es hier geht wirklich so lebenswichtig für die Literaturgeschichte? Worum geht es eigentlich? Interessiert das noch jemanden ind zwei, drei Jahren? Wahrscheinlich nicht.

22. September 2021 // Politisches // Kommentar schreiben!