Berliner Politik

Wenn es nicht so dramatische Auswirkungen hätte, könnte man herzhaft und nachhaltig darüber lachen, wie einfältig und kurzsichtig der Berliner Senat mit Problemen umgeht und durch stümperhafte Flickschusterei und populistische Maßnahmen versucht, große Probleme unserer sonst ganz schönen Hauptstadt zu lösen. Seit Jahren beobachte und verachte ich das auf dem Bildungssektor. In letzter Zeit versucht der Stadtentwicklungssektor diesen zu übertrumpfen und mit aller Macht den Titel „Dümmste politische Führung“ an sich zu reißen.

Seit einigen Jahren gibt es in der Billigstadt – wie überall – ansteigende Mieten und Immobilienkosten. Viele können sich die geforderten Mieten nicht mehr leisten und müssen deshalb umziehen. (Ich beziehe mich hier erstmal auf die Mieter; der Kauf von Wohnungen wird auch astronomisch teuer.) Ich finde es durchaus zumutbar, dass man in ein anderes Viertel mit günstigeren Preisen umzieht. Man hat kein Recht darauf, dort zu wohnen, wo man möchte. Aber ich finde es auch durchaus richtig, dass man in unserem wunderbaren Sozialstaat das Recht auf eine „bezahlbare“ Wohnung haben sollte. Wohnen in vier Wänden ist schon ein Grundbedürfnis. Aus diesem Grund wurde übrigens der Soziale Wohnungsbau erfunden. Berlin war mal ganz gut darin. Leider haben die Unverantwortlichen vor vielen Jahren angefangen, diese Wohnungen an private Gesellschaften zu verkaufen. Ich weiß nicht warum: Geldmangel? Desinteresse? Kurzsichtigkeit? Opportunismus? Unprofessionalität? Egal. Diese fehlen jetzt.

Immerhin wurde das Problem erkannt. Und es werden Möglichkeiten erdacht und mal ausprobiert, um dem entgegenzuwirken. Die Losung lautet: bloß nicht selbst etwas umsetzen, lieber andere dazu zwingen. Eine einfache Lösung wäre natürlich der Neubau von Wohnungen und dessen Förderung. Es ist alles eine Sache von Angebot und Nachfrage! Leider ist die zuständige Senatorin ziemlich Links und findet Investoren doof. Daher werden Neubauvorhaben nur noch schleppend zugelassen. Man versucht sich lieber mit kleinen Schritten – ganz vorsichtig – an das Problem heranzutasten. Versuch und Irrtum ist ein beliebtes Mittel Berliner Politik (vor Allem letzteres).

Eine schlimme und bereits umgesetzte  Maßnahme ist die Einführung von sogenannten „Milieuschutzgebieten“. Hier wird die Weiterentwicklung der Menschheit per Dekret gestoppt. Mieter müssen ein Lebenlang mit ihren einfachen Verhältnissen zurechtkommen. Jetzt soll auch die Gegend um die Kurfürstenstraße zum Schutzgebiet erklärt werden. Ich frage mich, welches Milljöh (das horizontale Gewerbe?)  da geschützt werden soll. Ein zweites Bad oder ein Balkon werden ab sofort verboten. Investitionen in die Substanz verhindert. Eine weitere Idee, die bei manchen Randgruppen auch noch Beifall fand: Enteignung der bösen Eigentümer. Das ist sicher eine gute Methode, um jegliche Investitionen in Zukunft zu verhindern und den Sozialismus aus dem Ostteil der Stadt wieder für alle einzuführen.

Die aktuelle Idee: Einfrieren der Mieten, für fünf ganze Jahre. Genial: Wir haben etwas angestoßen und können uns über die Legislaturperiode retten. Aber was passiert nach den fünf Jahren? Dasselbe wie vorher! Und: Die Vermieter haben natürlich eine Schock bekommen und setzen alles dran, die Mieten vor diesem Zeitraum so hoch wie möglich anzusetzen. Und zwar auch die, die bisher moderat waren. Toller Effekt; so ungefähr das Gegenteil vom gewünschten Ziel. Besonders lustig finde ich aber die Reaktion der Politiker: „Ooch, das ist aber unfair, jetzt noch schnell die Mieten zu erhöhen. Spielverderber!“ Kurz vor Verabschiedung gab es doch noch kurze Bedenken: Da sind ja auch die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften betroffen. Die haben dann kein Geld mehr für den Neubau. Egal. Wir ziehen das durch.

Man sollte bedenken, dass die Hauptakteurin Mitglied einer Partei ist, die aus der DDR als sozialistische Einheitspartei hervorgegangen ist. Wollen die das Rad zurückdrehen?

Berlin eben.

Diesen Spruch mag ich nicht, aber es fällt mir gerade nichts anderes dazu ein: „Herr, lass Hirn auf sie regnen. Ein winziges kleines bisschen wenigstens. Bitte! Amen.“

Ein nicht gelungener Abend

Vor einigen Wochen schon: Also, wir waren bereits zweimal hier und glücklich, so ein Restaurant in Laufnähe gefunden zu haben. Aber jetzt dies: Wir müssen ja immer einen Babysitter bestellen um ausgehen zu können daher sind wir darauf angewiesen, dass es auch ein schöner Abend wird. Das war es im Jäger & Sammler diesmal nicht. Es gab zwar eine charmante Bedienung, die einiges wieder wett machen konnte, aber irgendwann hat dies auch nichts mehr genützt.

Es fing damit an, dass im zu einem Drittel besetzten Laden nur eine Karte für zwei zur Verfügung stand. Die Gerichte wechseln wohl täglich – es gibt nur eine geringe Auswahl – da kann man Pech haben. Anyway man hat sich entschieden. In der Zwischenzeit etwas trinken: ein dunkles Weizenbier „Haben wir nicht“. Na gut dann ein normales Weizenbier: „Gibt es im Moment nicht, Sie können ein Pils haben. Sonst nichts? Doch ein Flens. Immerhin mein Lieblingsbier – kam dann aber in einer 1/3 Flasche, das ist sicher teurer und eigentliche sollte man wegen der Miniportion gleich zwei bestellen,  egal. Essen bestellt.

Gewartet. Gewartet. Gewartet. Eine Stunde lang. Bedienung versichert: Essen kommt sofort. Nach 10 Minuten kein Essen. Bedienung darauf hingewiesen: vielleicht doch schonmal den bestellten Salat bringen? Außerdem wäre es angebracht, die mittlerweile 3 leeren Flaschen Flens mal wegzuräumen. OK, Salat kam – kein Essen. Zweite Bedienung (Oberbedienung? Chef? Jedenfalls auch unprofessionell, weil er im Vorbeigehen mal eben die komplette Garderobe um geschmissen hat)  ultimativ  aufgefordert, das Essen innerhalb von 5 Minuten zu bringen. Wir wollten gehen – es kam, nach 5 Minuten. Also, aufgegessen, bezahlt, und schnell wieder nach Hause! Das war’s.

27. Mai 2011 // Kulturelles // Kommentar schreiben!

Egotrip

Wir singen Tralala und tanzen Hopsassa, wir wollen fröhlich sein und uns des Lebens freu’n. Wer weiß, wie lange das noch geht, wer weiß, wie lang‘ die Welt sich dreht (Tony Marshall – Schöne Maid)  // weiterlesen! 

03. September 2021 // Gedanken // Kommentar schreiben!

Ich lese keine Bücher

Manchmal wundere ich mich – ich habe seit vielen Jahren kein einziges Buch gelesen und schreibe trotzdem.

Ich finde Bücher lesen eigentlich gut! Man erhält Anregungen und wird – im besten Falle – akademischer. Aber es kommt natürlich darauf an, welche Bücher man liest. Früher (war mehr Lametta) las man Bücher für die Erbauung: Prosa, philosophisches, anspruchsvolle Romane. Heute nur noch Krimis und Alltagsgeschichten (so wie hier).

Ich hatte sogar lange Jahre den Anspruch, unbedingt Bücher zu lesen, so wie es mein Vater empfahl und vorgelebt hat. Nein ich habe einfach keinen Bezug dazu gefunden. Vielleicht habe ich mich auch zu sehr an die Häppchenmentalität der Netz-Generation gewöhnt. Egal.

Früher habe ich übrigens durchaus mal gelesen: Fünf Freunde (auf englisch). Das einzige Buch das ich zweimal gelesen habe heißt „Der Räuber Hotzenplotz“. Und sonst: Die Mythen des Alltags, und – Moment, ich gucke mal kurz in mein Regal: Alles von Kafka, außerdem Nadolny: Netzkarte, Böll, Hesse, Handke, Anleitung zum Unglücklichsein, Überleben in der Wildnis, Rhinozeros, Das Japanische Kino, Dorian Gray, On the Road, Der Meister und Margerita, Fuck Machine. Alles gelesen! Und hat mir alles gefallen. Scheint aber zu reichen. Bei Gelegenheit Rezension.

Mein Gott ist das altmodisch und analog. Aber ich traue mich noch nicht, das alles zu entsorgen.

Ich denke, ich werde bald mein eigenes Buch schreiben und später immer wieder gerne darin lesen. Mehr Buch brauche ich dann nicht.

21. September 2018 // Kulturelles // Kommentar schreiben!

SPON

Spiegel Online ist Pflicht. Ich rufe die Seite mehrmals am Tag auf. Meistens sehr interessant. Ich entdecke in letzter Zeit aber eine gewisse Tendenz zum Trivialen, zum Boulevard. Ich könnte etwas zu den wertlosen Prominachrichten oder zum Mitläufertum beim Apple-Rummel (iphone-, ipad-Hype) sagen, dazu aber später mehr (vielleicht) …

Anyway, es gibt auch noch politische Beiträge, die mich interessieren. Aktuell war das Thema mit den Eltern ziemlich heiß, die in die USA ausgewandert sind, weil sie der Schulpflicht in Deutschland nicht nachkommen wollten. Genauer gesagt: Sie fühlten sich in Deutschland politisch verfolgt, weil sie ihre Kinder wegen der Schulpflicht nicht zu Hause selbst unterrichten durften. Das war ihnen wichtig, da sie die Befürchtung hatten, dass in der Schule zu wenig religiöse Werte vermittelt würden.

Grundsätzlich kann ich das verstehen, öffentliche Schulen vermitteln sicher nicht in ausreichendem Maße Werte, die uns als Eltern wichtig wären. Aber es gibt ja auch private Schulen, Konfessionsgebundene Schulen, da kann man sicher etwas entsprechendes finden.

Jedenfalls hat irgendein dämlicher Richter (oder entsprechende Geschworenen) in den USA wohl entschieden, daß diese Eltern aufgrund ihrer „Verfolgung“ POLITISCHES ASYL bekommen und in die USA auswandern dürfen! Wenn das mal keine politische Entscheidung war …

Dazu gab es im SPON ein Forum mit ziemlich vielen Beiträgen. Viele davon hatten den Tenor: gut, dann sind wir diese Quälgeister los, sollen die Amis sich mit denen rumschlagen. Das finde ich grundsätzlich in Ordnung, wenn nicht der politische Aspekt dabei wäre, dass in den USA der Eindruck erweckt wird, hier würde jemand politisch verfolgt, oder könne seine Individualität nicht ausleben, weil es die Schulpflicht gibt. Diese trägt nämlich dazu bei, daß es in Deutschland weniger Analphabeten gibt, als in den USA und solche Urteile nicht vorstellbar wären, und wir keinen Kriegsverbrecher zum Präsidenten wählen, und … Stop. Jetzt wollte ich noch den Link zum entsprechenden Artikel und Forum anbieten, finde es aber nicht mehr. Inzwischen gibt es schon wieder 50 andere Themen und Diskussionen. Die Welt ist so schnell geworden …

03. Februar 2010 // Politisches // Kommentar schreiben!

DF – Nicht mehr empfehlenswert

Domainfactory war mal einer der besten Hoster in Deutschland. Ich bin Internetprofi und seit fast 20 Jahren bei DF, seit 10 Jahren mit einem Managed Server und ca. 70 Domains. Damals konnte man noch per E-Mail mit dem Geschäftsführer, Herrn Marburg, direkt kommunizieren. Heute ist man einem 08/15 Callcenter mit schnöseligen Mitarbeitern ausgeliefert. Ich habe DF einigen Kunden weiterempfohlen, heute würde ich dringend abraten. Es gab zu viele schlimme Entwicklungen. Das hängt mit dem Verkauf zusammen, zuerst an Hosteurope und dann an Godaddy und mit der damit verbundenen US-Amerikanischen Ausrichtung auf Profitmaximierung und den entsprechenden Nachteilen für den Kunden:

  • Verlagerung der Server in das Ausland (Frankreich)
  • Verlagerung der Administration an selbstständige Admins im Ausland (Ukraine!)
  • schlimmer Hack der Server mit Diebstahl von Kundendaten
  • miserabler Umgang mit Problemen des Hacks und der Kommunikation
  • Abschaltung des Kundenforums; dann Wiedereröffnung erst nach einem Jahr Wartezeit, aber alle bisherigen Beiträge wurden gelöscht!
  • Weigerung, kostenlose SSL-Zertifikate von Let’s encrypt anzubieten; stattdessen Verkauf von Zertifikaten, bisher 1,99 pro Monat jetzt unglaubliche 4,99 € pro Monat!
  • lange Ankündigung der Abschaltung von PHP 5.3; ein paar Tage vor dem Termin wird die Abschaltung auf einmal unbefristet verschoben (das hat mich ein wichtiges Projekt gekostet)

Es gibt nur noch ein positives Merkmal: DF hat den besten und übersichtlichsten Adminbereich, den ich kenne!

Ich bin eher ein treuer Kunde aber die vielen Probleme sind im professionellen Bereich nicht tragbar. Ich werde jetzt andere Anbieter testen

Ein schlimmer (berliner) Finger

Achtung: der folgende Artikel enthält unter anderem auch recht offensive Wörter. Wenn Sie ein empfindsamer Mensch sind, oder einfach keine Lust darauf haben, sollten Sie gegebenenfalls nicht weiter lesen.

Möchte eigentlich keine Artikel mehr über politische Alltagsereignisse schreiben, da diese nicht nachhaltig sind und in kürzester Zukunft keinen mehr interessieren und es meistens darauf hinausläuft, dass ich mich auskotze. Eine Meldung einer Berliner Zeitung hat mich aber dann doch emotional etwas negativ aufgebracht, dass ich doch mal folgendes loswerden muss.

Lohnt es sich, über eine Kampagne zu schreiben, die aufgrund von Protesten nie umgesetzt wurde? Ja, denn die niedere Intention, diese durchzuführen, war ja da; nur der Druck unseres schmallippigen Regierenden hat dies wohl verhindert. Eines seiner extrem seltenen eigenständigen, erfolgreichen und dazu noch hilfreichen politischen Aktionen. Die primitive Kampagne hatte die stümperhafte Vermarktungs- und Touristenanlockungsgesellschaft für unsere an sich ganz schöne Hauptstadt Berlin entworfen, bzw. der jugendliche, vielleicht frustrierte Praktikant (unbelegt) einer damit beauftragten und sicher hoch bezahlten „Kreativ-Agentur“. Die plumpe Idee: Eine Rentnerin trägt Maske und zeigt ihren erhobenen Mittelfinger allen anderen, die keine Maske tragen. Leider auch denen, die eine Maske tragen, da das Foto als öffentlich ausgehangenes Plakat vorgesehen war.

Ein für sensible Menschen sehr offensives Zeichen, von sehr ungehobelten Menschen angewendet wird und heutzutage leider sehr beliebt ist, das es aber wohl schon seit der Antike gibt. Fast jeder, der im öffentlichen Verkehr unterwegs ist, wurde damit schon konfrontiert: Der Stinkefinger. Er bedeutet genau genommen unter anderem: ICH FICKE DICH! oder etwas weniger bedrohend: FICK‘ DICH SELBST! Das Vorhaben war ein schlimmer und voraussichtlich nutzloser Versuch, über Werbung die notorisch vollkommen ignoranten Menschen der Stadt zum freiwilligen Tragen einer Maske entsprechend den geltenden Vorschriften zu motivieren. Grundsätzlich lobenswert. Vermutlich entspricht die Minderheiten-Zielgruppe diesem Niveau, aber alle anderen Betroffenen nicht. Ich wette darum, dass eine solche Kampagne in Berlin – egal wie gut gemacht – vollkommen nutzlos ist, da der Berliner ansich von Geburt an sehr ignorant und rücksichtslos ist und sich nur durch massive Strafen kurzfristig zu halbwegs vorgetäuschtem, vernünftigem Verhalten verleiten lässt.  Egal: Es sollte hier eine Geste eingesetzt werden, die als schlimme Beleidigung sogar strafrechtlich geahndet werden kann! (Wikipedia) Man hat sich wohl gedacht: „Sei’n wir mal richtig frech um Aufmerksamkeit zu bekommen.“

Der eigentlich gewünschte Effekt war: wenn sich alle freiwillig daran halten, muss man keine Kontrollen mehr durchführen, und noch schlimmer, erwischte Verweigerer womöglich mit einem Bußgeld belegen. Das will der Senat auf gar keinen Fall, da dies ja jemand oder sogar mehrere blöd finden könnten und die Wiederwahl verhindern würde. Eine ähnliche Maßnahme war ja die eingeführte Sperrstunde ab 23.00 Uhr. Das wurde sogar öffentlich, ohne jegliche Hemmungen damit begründet, dass man dann ja keine Kontrollen mehr benötige. Weil unser wunderbarer Senat nicht in der Lage ist, nicht Willens ist, die Einhaltung geltender Regeln auch mal durchzusetzen. Eine Kapitulation und eigentlich justiziable Arbeitsverweigerung der Exekutive, genauer gesagt der Legislative oder der Jurikative? Ich fürchte, es sind alle irgendwie an dieser Verschwörung beteiligt. Hauptsache ist: in Berlin kann jeder machen, was er will und er wird niemals dafür zur Verantwortung gezogen und der Senat ist damit glücklich, solange sich keine rechten austoben. Aber auch die haben sie nicht im Griff. Wir leben in einer wunderschönen Stadt, in der leider selbst hoch dekorierte Verantwortliche keine Kommunikationskultur mehr haben und ohne jemals selbst zur Verantwortung gezogen zu werden, ihr unterirdisches Niveau und offensichtliches Versagen hemmungslos politisch durchsetzen.

Ach ja, das Bild ist so hässlich, unprofessionell und geschmacklos, dass ich es hier nicht zeigen möchte; wer einen Beweis sucht, kann auf diesen Link klicken.

18. Oktober 2020 // Det/Dit is Berlin // Kommentar schreiben!

404-Seiten

Eine kleine Abhandlung mit Kommentar: 404-Seiten nennt man Internetseiten, die angezeigt werden, wenn es die „gewünschte“ Seite nicht gibt, das heißt, dass zu der eingegebenen URL (Internetadresse) keine Seite vorhanden ist. Meist steht auf diesen Seiten dann etwas wie: „Fehler 404 – Seite nicht gefunden“ oder „Die von Ihnen angeforderte Seite wurde leider nicht gefunden. Vielleicht haben Sie sich vertippt?“

VERTIPPT? Kein Mensch gibt heutzutage mehr eine URL per Hand ein. Meistens sind das Links auf die man klickt oder man ruft ein gespeichertes Lesezeichen auf, das nicht mehr gültig ist. Im ersten Fall sind die Links nicht gepflegt und fehlerhaft, im zweiten Fall sind die Links veraltet; Websiten werden immer wieder mal überarbeitet und dann sind die Adressen nicht mehr aktuell. Das kann man als guter Netzgestalter mit einer Umleitung eigentlich umgehen, macht aber Arbeit. Egal.

Vielen war wohl diese neutrale Information zu langweilig und so wurde in den letzten Jahren enormer Ehrgeiz in die Entwicklung „origineller“ 404-Seiten investiert. Man hat mittlerweile das Gefühl, dass die Netzgestalter sämtliche Kreativität in diese Seiten stecken und sich hier mal so richtig austoben.

Mit erschreckendem Ergebnis. Textbeispiele (Quelle: https://www.deutsche-startups.de/404-startups/; es gibt noch haufenweise andere Sammlungen mit lustigen, originellen, schönsten 404-Seiten, diese wurde mir in der Suchmaschine als erste angezeigt; Schreibfehler wurden übernommen): „Sorry, da ist wohl ein Loch im System aufgetreten. Das kann manchmal passieren und zum Veschwinden einiger Artikel führen…“ „Unsere IT ist gerade die Welt retten.“ „Sorry, Chuck Norris (musste ich erstmal gugeln) hat die Seite mitgenommen und gibt sie nicht wieder her! Versuche niemals ihn zu finden.“ „Mayday! Mayday! Wir haben einen *404*, Ich wiederhole: *404*!“ </kotz>

Am schlimmsten ist es, wenn der Text mit „Oops“ beginnt. Meinen die Obst und haben das t vergessen? Das kommt aus dem angelsächsischen und heißt soviel wie „huch“. Weiß das jemand? Manchmal, und noch schlimmer, wird dies eingedeutscht zu „Uups“ oder „Ups“ (ein Logistikunternehmen?). Dann kann wenigstens der DAU das noch korrekt aussprechen, auch wenn er nicht weiß, was es heißt. „Puh… wir brauchen auch mal eine Pause!“ Noch ein Grauen: „Oops… Game over! (404) … Hier geht es zum Restart:“ [Suchfunktion]. Am besten gefiel mir noch der Spruch „Mist, die gesuchte Seite wurde leider nicht gefunden.“ (ohne Ausrufezeichen, ohne Anglizismen, gramatikalisch (musste ich auch nochmal gugeln, ob mit einem t oder zwei) korrekt, minimalistisch, menschlich und ohne den Zwang, unglaublich originell zu sein).

Leider auch abschreckend ist ein Beispiel von radioeins.de. Ein Sender, den ich sehr schätze, mit „Musik für Erwachsene“ (toller und erfüllter Anspruch). Auch hier durfte sich der Webdesigner austoben. Diesmal keine flotten Sprüche, sondern ein ganzer Roman. Anbei. Ohne Kommentar. Doch noch einer: das ist provinziell! Und noch einer: Ist das peinlich!

Peinliche, langatmige und fehlerhafte Erklärung eines Radiosenders, den ich eigentlich sehr gut finde. Immerhin wird hier nicht das schlimme aus Amiland eingedeutschte Uupps! verwendet, sondern das wunderbar deutsche und  altmodische Ach Herrje (dort falsch geschrieben)!

Bitte bewerft uns nicht mit Eurer Originalität. Und vor allem nicht mit Eurer Beschränktheit. Information ist alles. Nieder mit „originellen“ 404-Seiten!

PS: DAU = „Dümmster anzunehmender User“ Dazu später mehr, vielleicht.

05. September 2018 // Internetz // Kommentar schreiben!