Das Virus

Bild: Pixabay

Es heißt wohl offiziell DAS Virus, obwohl man auch sagen darf: DER Virus, was aber nicht angebracht ist, da die männliche Form eine gewisse Stigmatisierung impliziert. Egal, jeder der das in diesem und vielleicht auch in nächstem Jahr liest, weiß, wovon ich spreche, ohne den Namen zu nennen. Alles andere ist bereits gesagt.

14. April 2020 // Gedanken // Kommentar schreiben!

Rauchkultur

Eine zu qualmen ist ja vollkommen aus der Mode geraten. Zu Recht. Meistens wurde ja nicht gepafft, sondern inhaliert. Das ist eher Unkultur. Und es tötet manchmal nicht nur den Akteur sondern verkrüppelt auch seine Mitmenschen. Aktuell ist es aber soweit gekommen, dass Raucher vollkommen geächtet und von der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Es sind schlimme Aussätzige ohne jegliche Lobby. Ihrem archaischen Bedürfnis können sie nur noch heimlich, draußen, verboten, alleine, elektronisch, teuer nachgehen. Die tun mir fast schon wieder ein wenig Leid.  // weiterlesen! 

Großkotz

„Angeber · Aufpudler (österr.) · Aufschneider · Blender · Großsprecher · Großtuer · Möchtegern · nichts dahinter (sein) · Prahler · Renommist · Selbstdarsteller · Sprücheklopfer · Sprüchemacher · Wichtigmacher (österr.) · Wichtigtuer · (großer) Zampano · Gleisner (geh., veraltet) · aufgeblasener Gimpel (ugs.) · Gernegroß (ugs.) · Graf Koks von der Gasanstalt (Ruhrdeutsch veraltend) (ugs.) · Graf Rotz von der Backe (ugs.) · große Klappe und nichts dahinter (ugs.) · Großschnauze (ugs.) · (der) Held vom Erdbeerfeld (ugs.) · jemand, der viel erzählt, wenn der Tag lang ist (ugs.) · Kneipenkaiser (ugs.) · Muchtprinz (ugs., berlinerisch) · Prahlhans (ugs.) · Profilneurotiker (ugs.) · Schaumschläger (ugs.) · Stammtischexperte (ugs.) · Windbeutel (ugs.) · Großkotz (derb) · Großmaul (derb) · Maulheld (derb) · Maulhure (derb, weibl.)“ (openthesaurus.de – Synonyme und Assoziationen)“

Ein Wort, das etwas aus der Mode ist. Den so bezeichneten Menschen gibt es leider immer noch und aktuell immer mehr. Er kommt aus den VSA. Es ist nicht irgendein dahergelaufener Idiot, sondern zum Beispiel der (vermutlich mit russischer Unterstützung „gewählte“) Präsident. Aber nicht nur der: viele Anführer großer Unternehmen verhalten sich so, mir fallen ein Raumfahrtunternehmer ein, der auch Elektroautos baut, sowie ein Mensch, der Privatleute ausbeutet, um illegale Taxifahrten zu organisieren.

Alles Menschen, die ihre Macht bewußt nutzen, um noch mehr Macht und Geld zu bekommen. Dennoch zeigt sich, dass sie auch nur Menschen sind: Der Raumfahrtunternehmer hatte sich zur Rettungsaktion in der Thailändischen Höhle gedacht: dort schicke ich mal mein kleines U-Boot hin, das könnte einen Wahnsinns-Werbe-Effekt geben, wenn es klappt. Leider hat die Mannschaft vor Ort andere Sorgen, als Werbung für einen G. zu machen.

Einer der Beteiligten hat es sogar gewagt, die Idee als Hirngespinst und Werbecoup zu entlarven. Mit Recht, da das U-Boot trotz der kleinen Abmessungen überhaupt nicht in der engen Höhle hätte eingesetzt werden können. Dies erfolgte öffentlich, und öffentlich kam ein massive Reaktion des G. zurück, die den Beteiligten der Rettungsmannschaft auf das schlimmste denunzierte.

Interessant dabei ist: ein jemand, der alle Macht und Geld hat, fühlt sich noch persönlich beleidigt und reagiert massiv auf eine einfache Feststellung eines unbekannten Helfers. Also doch „nur“ ein Mensch? Jedenfalls bin ich froh, dass es noch sozial denkende Menschen gibt, die ihre Zeit und ihr Leben für andere einsetzen, und dass sie in der Lage sind, auf diese Weise erfolgreich zu sein. Technik, Geld und Macht ist eben nicht alles.

G. gab es wohl schon immer. Umschlag des gleichnamigen Buches von Nathias Nolte (bearbeitet) Quelle: https://www.zvab.com/servlet/BookDetailsPL?bi=22890496493&searchurl=hl%3Don%26sortby%3D20%26an%3DNolte%252C%2BMathias%2B%2528Verfasser%2529%253A

22. Juli 2018 // Politisches // Kommentar schreiben!

Gewaltdarstellung im Film

Gewalt ist ja auch in japanischen Filmen sehr beliebt. Sie wird im Gegensatz zu US-Amerikanischen Filmen aber meistens in künstlerischem Sinne eingesetzt. Dort soll sie dagegen Betroffenheit provozieren.

20. April 2010 // Gedanken // Kommentar schreiben!

Blixa – In Memoriam

Bin heute Abend im Schnee mal wieder die Yorckbrücken entlang gelaufen. Mit einer Flasche Bier in der Hand. Man braucht mal einen Auslauf. Und in der Goebenstraße / Yorckstraße an einer Kneipe vorbei gekommen: Die Zwitscherstube. Die hieß früher mal Risiko und wurde von einem gewissen Blixa Bargeld betrieben. Dürfte bekannt sein. Herr Bargeld war ein (führendes) Mitglied der Einstürzenden Neubauten. In den achtzigern war ich mal da, und er hat mir ein Bier über die Theke gereicht. Viele Jahre später habe ich ihn mit seinem großen Schlapphut – noch ganz in schwarz – in der Bioinsel gesehen, als er gerade einen Bund Biomöhren in den Einkaufswagen legte. Noch schlimmer wurde es, als ich ihn bei Betten Anton in der Hauptstraße entdeckte, als er gerade eine Matratze prüfte. Nicht, dass ich Ihm irgendwie auflauere, er scheint – wie ich – in Schöneberg zu wohnen! Wie auch David Bowie. Das Ende eines Mythos‘!

Bier weg, egal!

Dose des Anstoßes

Es war in den frühen achtzigern: die Toten Hosen im Loft (in dem ich auch dieses erlebte). Ich stehe schön weit vorne, um einen guten Blick zu haben. Freue mich mit einer gepflegten Dose Karlsquell in der Hand auf ein schönes Konzert. Da geht es schon los: die Jungs  kommen auf die Bühne und fangen an zu schrammeln. Gassenhauer, aber nett.

Plötzlich springt mir ein wild gewordener Nachbar von hinten dermaßen auf den Rücken, dass ich umknicke und meine zu dreiviertel volle Bierdose auf den Boden fällt und ausläuft. Ich bin sauer: Eh, was soll der Scheiß? Ich sehe mich um und sehe, wie alle um mich herum durch die Gegend hüpfen und sich gegenseitig anspringen!?

Pogo nennt man das. Eine Erscheinung, die vor allem bei Punkmusik anzutreffen ist. Also, es blieb mir nichts anderes übrig, als mitzumachen. Und es hat Spaß gemacht. Zu Bommerlunder, belegten Brötchen mit Schinken und Ei und so. Das Bier war jedenfalls schnell vergessen. Mein Einstieg in die sportliche Pogowelt. Auch wenn die genannte Kapelle natürlich keinen Punk spielt. Damals war man nicht so wählerisch. In den späten Achtzigerjahren haben wir dann zu Madonna Pogo getanzt (nicht mehr ganz so wild…).

[Kleine Anmerkung in Nachhinein: Ich mag Campino und bewundere seine Aufrichtigkeit, aber singen kann er nicht, nur gröhlen; die Musik der Hosen ist mittelmäßiger Rock und vollkommen überschätzt! Das musste mal raus.]

Dschungel – Nürnberger Straße

Den kennen alle. Ursprünglich mal am Winterfeldplatz, im immer noch heutigen Slumberland. Und ja, war schon cool. Aber für mich damals viel zu etabliert, bäh, für die Schickeria! Aber auch für andere – eigentlich war es eine wunderbare Mischung. Aus heutiger Sicht sympathisch unkommerziell und mit wirklich guter, neuer Musik. Es wurde natürlich alles mögliche genommen und geraucht; einmal hatte ich einen wirklich bestialischen Gestank in der Nase, würde mich interessieren, was das war. Promis waren auch da, aber die erkenne ich meistens nicht. Ich erinnere mich auch an einen Besuch mit einem Freund F.J., der vorschlug, eine Frau anzusprechen, ob sie nicht einen flotten Dreier mitmachen wollte (was aus verschiedenen Gründen nicht umgesetzt wurde). Aber ich freue mich heute noch, dass wir neben den ganzen Promis vom Türsteher akzeptiert wurden und Spaß haben konnten: Mich hat eigentlch mehr die Stimmung und das Tanzen interessiert, als Promis zu sehen.

Igorrr der Große

Oder: Igorrr, der schreckliche. Achtung: Dies ist keine Musik! Nur wer mal dringend eine ordentliche und nachhaltige Gehirnwäsche braucht, sollte sich dies antun – man ist danach ein anderer Mensch. Ich habe früher aus diesem Grund mal Punk gehört, das ist aber viel zu brav im Vergleich. Und Igorr kann auch anders.

Der Kerl kommt aus Frankreich und heißt Gautier Serre. Er ist kein Musiker, sondern Künstler, der Musik neu erfindet und das gut macht. Man muss aber schon sehr vielseitig sein, um sich das anhören zu wollen: Barock, Breakcore und Death Metal. Leider auch etwas Balkan, was ich nicht ausstehen kann, hier aber manchmal erträglich ist. Das sind die wesentlichen Merkmale, es gibt noch viel mehr. Ja, und sehr pathetisch und auch, teilweise schwer auf Effekthascherei orientiert, und nervig – aber gut! Die Mitstreiter sind Laure Le Prunenec mit dem wunderbaren – unter anderem –  Opern-Gesang und Laurent Lunoir, der den Death-Metal-Aspekt überzeugend vertritt. Gesungen wird in einer Sprache, die ich nicht verstehe, Russisch vielleicht?

Dieses Bild entspricht nicht ganz dem Stil seiner Musik, aber seinem künstlerischem Verständnis, und ich finde es wunderbar ironisierend. (Copyright Svarta Photography)

Hat etwas mit Dekonstruktivismus, Kubismus, Anarchie, Dadaismus, entartete Kunst, abnorm exzentrisch, schräg zu tun, ist aber von dieser Welt und sehr beachtenswürdig.

Kennengelernt habe ich das Werk erstmals im Zusammenhang mit Venetian Snares, ein Typ, der auch gerne klassisches mit Breakcore verbindet. Während dieser das Ganze am Synthie nachbildet nimmt Igorrr dazu originale Klassik – als Sample, oder sie wird eingespielt. Und er hat dabei – trotz aller Härte – einen Sinn für Humor; das liebe ich! Sein Huhn kommt daher auch öfters in den Videos vor, einmal sogar als Hauptdarsteller.

Igorrr – My Chicken’s Symphony: Ein sehr untypisches Beispiel seiner Musik. Sicher eines der kostengünstigsten Musikvideos aller Zeiten und eines der originellsten! Der Nutzer kafrrros (auch mit 3r!) hat vor 3 Jahren auf einem Videoportal dazu folgendes interessantes von sich gegeben: „Although the chicken usually write in a more pastoral romantic style, this particular one has made a composition that deviates from the usual chicken repertoire and dares to explore new, experimental musical paths through strange time signatures and complex sound textures.. Magnificent!“

Neben der Hardcore-Version Igorrr hat er auch eine entspannteres Projekt mit dem Namen Corpo-Mente gegründet. Auch klassisch basiert und wesentlich eingängiger. Vielleicht wird er auch etwas ruhiger auf seine alten Tage. Das hat die Qualität von Radiohead und ist unbedingt hörenswert.

Der Ausschlag für diese Würdigung gab ein eher untypisches Stück mit dem Namen Corpus Tristis. Das basiert auf einem Walzer von Chopin (Grande Valse Brillante, Op. 34, Nr. 2 in a Moll), der wunderschön ist. Wozu braucht man noch Igorrr? Nun: es macht Spaß.

Bei Recherche auf einem bekannten Videoportal stößt man aktuell auf ein offizielles Video zu dem Stück „ieuD“. Harter Stoff. Das habe ich AND empfohlen, der mir bisher immer gerne zu den allerschrägsten und krachigsten Klängen verholfen hat; es hat ihn zu dem Ausspruch verleitet: „Oh Jesus. Was denn das?“

Sehr eindrucksvoll ist das Video zum Auftritt beim Dour Festival 2017. Ansonsten empfehle ich auch die etwas braven aber schönen Videos zum „The Making of Savage Sinusoid“. Zu Corpo-mente sollte man sich unbedingt „Live at Improve Tone Studios, 2015“ ansehen/anhören. Und alles andere auch!

Das ist hohe Kunst! Und wunderbar radikal! Habe noch nicht alles erfasst, aber es hat mir bereits mehrfach feuchte Augen verursacht. Und ich wäre glücklich, wenn ich das, was er in Musik macht, hier mit Worten umsetzen könnte. Und das würde ich mir manchmal gerne   über eine Superanlage mit Riesenboxen auf voller Lautstärken anhören wollen. – gorrrg.

Blaues Blut

Primatenmitgliedschaft bei einem US-amerikanischen Versandhändler mit dem Anfangsbuchstaben A.: Es gab einen kostenlosen Probemonat, den ich beantragen musste, weil es ein Angebot gab, kostenlose Skins für das Spiel Fortnite herunterzuladen, die sonst viele Euro kosten, und mein Sohn darauf bestand, dieses Angebot zu nutzen. Sofort.

Seitdem kann ich aber auch etwas in dem Videoangebot (uninteressant) und Musikangebot (geht so) stöbern. Man kann zum Beispiel „Radiosender“ für eine bestimmte Musik abspielen lassen, die nudeln dann alles runter, was der Algorithmus (Algo-Rythmus, den jeder mitmuss!) von A. für passend hält. Was ich klasse finde: man kann sich auch die Texte (besser: Lyrics) anzeigen lassen, die dann auch parallel zum Gesang mitwandern.

Im Zuge meiner aktuellen Vorliebe für Rockmusik wählte ich den Sender „Indie-Rock“ der auch ganz schöne Musik spielte, aber leider nur ca. 10 verschiedene Gruppen (und meist nur US-Amerikanische, deutsche gar nicht) kannte, die immer wieder gespielt wurden. Ein weiterer Beweis für den fortschreitenden Kulturimperialismus!

Egal, unabhängig davon habe ich dabei eine große Entdeckung gemacht, die heißt so etwas wie „Blaues Blut“ (Royal Blood; aus England übrigens). Durchaus vergleichbar mit den frühen Königinnen der Steinzeit. Und die Pixies mögen sie auch! Und Nirvana. Rockmusik mit nur zwei Leuten (?), das klingt trotzdem sehr gut! Bass und Schlagzeug, wie eine richtige Band. Und voller als das Duo mit den weißen Streifen.

Die Videos sind doof, aber die braucht man ja nicht, um Musik zu hören! Die Typen: einer sieht etwas aus wie George Michael in jungen Jahren, der andere ist wohl Verkäufer bei Burger King. Alles clean, beide mit abgelutschten Nerd-Bart-Stoppeln. Coolnessfaktor und Credibility: minus zehn.  Ich denke, ich muss später nochmal lieber auf die Musik eingehen…

Nachtrag: War schön, hat aber keinen Bestand!

Die Plattenhülle: Ja, zwei Leute und minimalistisch – aber nicht passend zur Musik. Durchaus schön, aber macht mich ratlos.

19. März 2018 // Musikalisches // Kommentar schreiben!