Fahrradimpression

Man sitzt an einem Sommerabend auf dem Balkon in einer ruhigen Seitenstraße und beobachtet die Fahrräder/Fahrradfahrer, die unten lautlos vorbeifahren: schickes Rennrad, lässiger Mensch der freihändig fährt, Paare, die nebeneinander fahren, einer, der telefoniert und freihändig fährt; cool! Und dann kommt ein alter Mann mit weißem Rauschebart auf einem riesen-Dreirad obergemütlich vorbeigeradelt; der schlägt alles!

Kleiner Nachtrag im Zusammenhang mit Zweiradfahrkünsten: letztens habe ich einen jungen Erwachsenen auf der Potsdamer Straße  gesehen, dem es auf dem Fahrrad wohl zu warm wurde, und seinen Pulli ausziehen wollte. Im Fahren natürlich. Und er hatte noch einen Rucksack um. Also: erstmal den Rucksack auf einer Seite ausgezogen, den linken Ärmel des Pullis ausgezogen, den Rucksack links wieder umgehängt auf der rechten Seite ausgezogen, den Ärmel auf der rechten Seite ausgezogen. Dann konnte der Rucksack wieder normal getragen werden. Der Pulli wurde über den Kopf gezogen. Alles beim freihändigen Fahren. Geschafft. Nicht ganz: der Pulli musste natürlich noch im Rucksack verstaut werden! Also Rucksack wieder ausgezogen (siehe oben), Pulli rein, Rucksack angezogen.  Alles gut. Ich fuhr im Auto die ganze Zeit neben ihm her. Im Endeffekt war er noch schneller vorangekommen als ich.

A. – Unwort des Jahrzehnts

Nachdem ich mich schon häufiger mit den schönen Worten der deutschen Sprache befasst habe, muss ich auch mal über besonders hässliche Wörter auslassen. Eines davon fängt mit A an und wird ausgesprochen, wenn sich jemand über den Tisch gezogen fühlt. Das Wort wird besonders gerne in der Boulevardpresse genutzt um harmlose Bürger gegen Politiker aufzubringen, die ja nichts anderes als A. im Sinn haben. Das Wort wird sogar selbst dann in den Mund genommen, wenn es vollkommen unzutreffend ist, nur um etwas Ärger zu provozieren ..

Ein Beispiel: Jemand parkt im Halteverbot und bekommt dafür ein Knöllchen. Nun jeder weiß, dass man nicht im Haltverbot parkt und dass man, wenn man es denn macht, durchaus ein Knöllchen kriegen kann und dafür Geld bezahlen muß. Dennoch gibt es Menschen, die dies als A. bezeichnen!

Das Wort selbst ist also gar nicht so schlimm, es ist der Missbrauch, der damit getrieben wird. Und das macht mich ärgerlich.

PS: Das Wort wird hier bewußt nicht genannt, einmal als kleine Denksportaufgabe, andererseits um die Indizierung durch Suchmaschinen zu verhindern. Damit will ich nicht in Verbindung gebracht werden ;-)

28. November 2010 // Kulturelles // Kommentar schreiben!

Bier weg, egal!

Dose des Anstoßes

Es war in den frühen achtzigern: die Toten Hosen im Loft (in dem ich auch dieses erlebte). Ich stehe schön weit vorne, um einen guten Blick zu haben. Freue mich mit einer gepflegten Dose Karlsquell in der Hand auf ein schönes Konzert. Da geht es schon los: die Jungs  kommen auf die Bühne und fangen an zu schrammeln. Gassenhauer, aber nett.

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Massive Attacke?

Der Name ist ja ziemlich furchtbar, trotzdem habe ich Massive Attack dann doch lieben gelernt. Eigentlich über eine etwas untypische und späte Scheibe, nämlich Heligoland. Vorher gab es schon vereinzelte Titel, die wirklich herausragend waren (ich nenne mal Protection oder Teardrop oder Lately), aber hier hat es Klick gemacht (ich nenne mal Saturday Come Slow!). Nein, eigentlich hat es hmmmmmm… gemacht und die alten Scheiben wurden wieder herausgekramt, und Massive Attack wurde in die Bestenliste aufgenommen. Ich weiß noch nicht ob TOP 20 oder TOP100. Später habe ich dann auch mal Videos gesehen, die gibt es ja bei einschlägigen Portalen, schön radikal. Anyway, auch die Musik immer wieder schön …

Beklopptes Bild auf der Schallplatte/CD, aber schöne Musik
Quelle: https://www.discogs.com/Massive-Attack-Heligoland/release/2126330

Verteuerung

Neulich ein Bericht zur positiven Weiterentwicklung eines heruntergekommenen Berliner Bezirks. Ein elektronischer Großkonzern mit dem Namen S. verlegt seinem Hauptsitz von München nach Schöneberg. Es wird auf das Umfeld eingegangen: die spezielle Gegend, das horizontale Gewerbe. Der erste Kommentar zu dieser Meldung kam von macthepirat (ein unverständlicher, dummer und fehlerhafter Mischmasch aus Deutsch und Englisch): „Endergebnis: Auch diese Gegend wird für den Normalberliner unbezahlbar.“ Der zweite Kommentar kam von mir: „Meinen Sie damit die Dirnen?“ Der Kommentar wurde von der Redaktion des TSP zensiert. Das war aber doch lustig, oder? Wahrscheinlich wurde das Wort „Dirnen“ automatisch erkannt und der Beitrage daher verworfen. Vielleicht hätte ich „horizontales Gewerbe“ schreiben sollen. Mittlerweile ist mir das schon öfter passiert. Gut, dass ich ihn hier veröffentlichen kann. Aber so wichtig ist das auch nicht; schlimm aber der dumme Nutzerkommentar und die krasse Filterfunktion beim TSP! Fünf andere Antworten hierauf wurden durchgelassen. Und schlimm auch der verbreitete Hass auf die Verbesserung des Umfeldes. Etwas Gentrifizierung würde hier guttun.

Liberales

Ich bin ein sehr liberaler Mensch. Ich denke, jeder soll das machen, was er will. Es gibt aber eine kleine Einschränkung: Er darf dabei anderen nicht auf die Nerven gehen!

Damit wird es leider unmöglich mit der Liberalität, insbesondere im öffentlichen Raum. Hier kann es nur eine Mischung aus gegenseitiger Rücksichtnahme und Toleranz geben, da jedes Auftreten potentiell andere Menschen verärgern, verunsichern, beeinträchtigen, unterdrücken, einschränken, demütigen, beleidigen kann.

Das heißt konkret: derjenige, der sich ausleben möchte, muss dabei auch Rücksicht auf andere nehmen, derjenige, der das erleiden muss, kann das Verhalten des ersteren in gewissem Maße tolerieren, auch wenn es nicht gefällt.

Das nennt man zivilisierte Gesellschaft. Oder: Kultur. Gemeinsame Werte mit Toleranz für Abweichungen bis zu einem bestimmten Maß. Im Endeffekt geht es also darum, Maß zu halten und Rücksicht zu nehmen. Leider ist in letzter Zeit eine gewisse Tendenz zur hemmungslosen und egozentrischen Selbstdarstellung zu verzeichnen, die keine Rücksicht mehr auf Mitmenschen nimmt. Das ist gefährlich für das Zusammenleben in einer Gesellschaft und fördert die Intoleranz.

Es gibt auch so etwas wie „Scheißliberalität“. Davon distanziere ich mich hiermit. Das begegnet mir in Deutschland öfters. Es bedeutet, dass zum Beispiel „Intensivtäter“ (den Begriff verstehe ich nicht, da ein Täter ja normalerweise in Haft sitzen müßte und keine Straftaten mehr begehen kann) meist nach Aufnahme der Personalien laufen gelassen werden. Es geht um Integration in die Gesellschaft. Nur funktioniert das meist nicht so, da die betreffenden keinen Sinn für die Gesellschaft haben. Berlin ist ein gutes Beispiel für Scheißliberalität. Hier kann jeder fast alles machen, was er will, ohne belangt zu werden. Hunde illegal laufen lassen, falsch parken, Drogen verkaufen, bei rot über die Ampel fahren, Müll auf die Straße werfen, Polizisten, Sanitäter, Arbeitsamtmitarbeiter, Busfahrer angreifen. Keinen interessiert das. Und dann wird das auch noch als sexy bezeichnet.

Da werde ich doch auch mal intolerant.