Einkauf im Netz

Ich kaufe gerne und öfters im Netz ein. Klar ist das nicht so haptisch, wie analoges Einkaufen: gepflegt ankleiden, die Sachen zusammensuchen, ins Auto setzen, nach Mitte fahren, einen Parkplatz suchen, zum Geschäft schreiten, das Wunschprodukt suchen,  verzweifelt einen Verkäufer suchen, um dann ein ziemlich teures Produkt mitzunehmen, an der Kasse schlangestehen, ins Parkhaus gehen, bezahlen, und wieder nach Hause fahren (macht ca. 3 Lebensstunden).

Dagegen eigentlich total unsympathisch: man sitzt gemütlich auf einem Stuhl am Rechner, macht ein paar Klicks und das Produkt wird kurzfristig an die Wunschadresse geliefert (macht ca. 5 Lebensminuten). Natürlich sind die großen Versandhändler alles Schweine. Großkapitalisten. Marktbeherrscher. Datensammler. Manipulierer. Unterdrücker. Immer am Rand der Legalität, oft darüber. Steuerkriminelle. Diktatoren.

Ich habe dabei auch ein etwas schlechtes Gewissen, bin aber ein pragmatischer Mensch. Neulich habe ich Auffanggläser für Wachs von Kerzen gebraucht, Glasringe, die am Fuß der Kerzen plaziert werden. Gehen Sie mal durch die Stadt und versuchen so etwas zu bekommen. Seit es keine klassischen Kaufhäser mehr gibt (was ich bedaure) kaum mehr möglich. Oder eine mannshohe Zimmerpalme. Eine Klimmzugstange für den Jungen. Oder eine Lupe. Über die Suchfunktion habe ich alles gefunden, in mehreren Varianten.

Wenn man weiß, was man will, kann man auch den Preisvergleich mit dem symptomatischen Namen „Geizhals“ bemühen und das günstigste Angebot überhaupt nutzen. Da kann man viel Geld sparen – oft auch im Gegensatz zu anlogen Welt. Auf diese Weise habe ich ein günstiges Telefon für unseren Sohn zu Weihnachten gefunden und bestellt. Kurz danach kam die Eingangsbestätigung, die Versandbestätigung. Müßte spätestens in zwei Tagen da sein, noch lange und rechtzeitig vor Weihnachten!

War es aber nicht. Die Sendungsverfolgung meldete, eine Fehlverladung. Tagelang passiert nichts. Sendungsverfolgung ist eine eigentlich tolle Errungenschaft, kann aber auch frustrierend sein. Um es kurz zu machen: das Geschenk drohte nicht mehr rechtzeitig zum Fest anzukommen und ich musste ziemlich analog in einen lokalen Technik-Laden gehen, um das Geschenk nochmal zu kaufen, für einen ca. 30% höheren Preis. Immerhin gibt es diese Möglichkeit in der Großstadt und der Heiligabend war gerettet.

Aber ich hatte ja auch viel Geld für die Bestellung im Netz ausgegeben! Die Sendung kam dann doch noch kurz vor Silvester an. In dem Päckchen war – ein Dose Fanta. Ein Versehen? Ein Spaß? Eine Verwechslung? Nein: ein Betrug. Mehrere Hundert Euro für eine Dose Fanta! Ich möchte immer wissen, wie so etwas Zustande kommt. Entweder haben die das Weihnachtsgeschäft genutzt, um Reibach zu machen, oder die Leute im Versand haben sich die Produkte unter den Nagel gerissen und versucht die Aufdeckung des Betrugs hinauszuschieben. Egal.

Dies ist offensichtlich kein Schlautelefon, sondern eine ziemlich teure und unschlaue Getränkedose mit Limo.

Da der Kauf über ein bekanntes Portal erfolgte, habe ich erstmal das Konto das Verkäufers aufgerufen, um genauer zu klären, mit wem ich es da zu tun hatte. Das Konto war gelöscht. Der Typ wohl über alle Berge. Ich habe das erste Mal in meinem Leben Anzeige erstattet. Die Polizei teilte mir mit, sie bräuchten keine Beweise mehr, es lägen schon mehrere Hundert Anzeigen gegen den Nutzer vor. Geld zurück gibt es dabei sowieso nicht. Ich könnte mich doch an den Versandhändler wenden. Zunächst war ich etwas frustriert, und hatte das Geld schon auf das Konto Erfahrung umgebucht. Nach Wochen habe ich dann doch nochmal nachgefragt; ein Auktionshaus, mit sogenanntem Käuferschutz. Sogar wenn man nicht deren Zahlungsmethode nutzt. Schließlich: Das Geld wurde vom Konzern übernommen und auf mein Konto zurückerstattet! Nett; ein freundlicher Konzern. Und eine Lehre, noch genauer auf die Seriösität von Verkäufern zu achten. Was ich nicht klären konnte: war das ein Zufall, dass bei dem Versender alles schiefging oder haben die das auch gesteuert?

11. Juni 2019 // Erfahrungen // Kommentar schreiben!

Die Gedanken sind frei. Meistens.

Gedanken sind etwas tolles! Man kann sie auf jeden Bereich des Lebens anwenden, steuern, damit spielen. Man kann seiner Phantasie freien Lauf lassen. Welten erschaffen, verbotenes tun, Ideen entwickeln, Mitmenschen beschimpfen, unpopulären Meinungen fröhnen. Sich selbst bestätigen, ohne dass jemand widerspricht. Und keiner kann sie steuern oder zensieren. Niemand kann jemals Denkverbote erteilen oder gar durchsetzen!

Die Gedanken sind frei,
wer kann sie erraten,
sie fliehen vorbei
wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
kein Jäger erschießen,
es bleibet dabei:
die Gedanken sind frei.

Ein schönes deutsches Volkslied!

Die einzige Freiheit, die wir (noch) haben?

Außer man verbietet sich selbst bestimmte Gedanken. Verbote sind nicht gut, man sollte sie vermeiden, nur im äußersten Notfall einsetzen. Aber die Freiheit hat man auch! Letztens musste ich das machen: Nicht über das Elend in der Welt nachdenken, nicht über finanzielle Sorgen, nicht darüber, was man im Leben nicht erreicht hat, nicht darüber, wie man den morgigen Tag überstehen soll. Um nicht auf schlechte Gedanken zu kommen ;) Gedanken können nämlich auch destruktiv sein und schlimme Folgen haben. Positiv denken ist eigentlich die Lösung. Das sagt zumindest der Verstand, der manchmal eingreift, was einem aber auch nicht immer hilft. In diesem Fall musste ich Diktator spielen, meine Freiheit einschränken und Denkverbote erteilen. Etwas schizophren, aber es hilft – kurzfristig.

 

19. März 2023 // Gedanken // Kommentar schreiben!

Toleranz

Ist kein schönes Wort. Klingt ranzig. Aber die Bedeutung schon: Man übt sie aus und duldet damit Abweichungen, die eigentlich nicht gefallen. Eine Grundbedingung für das Funktionieren unserer Gesellschaft. Und alle können auf ihre Art glücklich sein.

Sie wird seit Jahren gepredigt. So massiv, dass es bei mir ein klein wenig Opposition hervorruft. Bevormundung mag ich nicht. Und ich stelle fest, dass trotzdem allgemein die Intoleranz immer größer wird.

Das Problem ist, dass Toleranz meistens im Hinblick auf etwas bestimmtes gefordert wird. Sofern man dem nicht folgt, taucht beim Fordernden auf einmal eine überraschende Intoleranz auf. Toleranz ist aber absolut. Sie kann nicht nur in eine Richtung gelten. Jemand, der Toleranz gegenüber xxx fordert, muss auch tolerieren, wenn man dem nicht folgt. Oder wenn  man intolerant ist. Ich verstehe, dass das ärgerlich ist, aber man sollte unsere Werte auch ernst nehmen.

Muss Toleranz unendlich sein? Philosophisch gesehen, ja. Im echten Leben nein. Toleranz beruht auf Gegenseitigkeit. Die Grenze ist dann erreicht,  wenn die Toleranz selbst abgeschafft werden soll.

Ich bin jedenfalls ein sehr toleranter Mensch: Jeder darf machen, was er will. Klitzekleine Einschränkung: Er soll mir nur nicht  damit auf die Nerven gehen!

05. September 2024 // Philosophisches // Kommentar schreiben!

Achtung: Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands!

Früher gab es Grenzen innerhalb Berlins, auf die man durch die Besatzer hingewiesen wurde. Heute gibt es eine virtuelle Grenze zwischen der Hauptstadt und dem Rest Deutschlands. Die macht folgendes klar: Berlin ist Scheiße!

Das muss mal so raus. Auch wenn es nicht meinem Stil entspricht. Eine Stadt, die einen täglich nervt, die nichts hinbekommt und dann noch proklamiert, das wäre sexy oder oder hätte etwas mit Lebenslust zu tun.

Der gute Herr Diederichsen (oder war es Kid P.?) hat vor langer Zeit (in den Achtzigern; in der SPEX/Sounds?) bereits verkündet: „Berlin besteht aus Rentnern, Türken und Versagern.“ Hat sich seitdem etwas verändert? Nun, vielleicht haben Letztere etwas zugenommen.

Der tübinger Bürgermeister Herr P. hat neulich so etwas ähnliches gesagt: Wenn man nach Berlin kommt, verlässt man den funktionierenden Teil Deutschlands. Nun, das ist etwas hart ausgedrückt. Das Nachtleben funktioniert doch wunderbar!

Alles andere leider nicht:

  • ÖPNV: Meine Frau kann nach empirischer Forschung schlimmes berichten: Polizeieinsatz, Zugausfall, Ersatzverkehr, Signalstörung, technischer Defekt, Unwetter. Kaum ein Tag ohne schwere Beeinträchtigung. Und das unter rot-rot-grün.
  • Der Verkehr: Man kann täglich beobachten, wie Verkehrsregeln missachtet werden, und es wird immer mehr. Schlimmer ist es, dass es keinen in Berlin interessiert. Es gibt keine Kontrollen, keine Sanktionen. Ich selbst bin als Autofahrer, Fahrradfahrer, Fußgänger seit ca. 30 (in Worten dreißig) Jahren nicht mehr kontrolliert worden.
  • Die Menschen: Der Berliner wird als jemanden mit „Herz und Schnauze“ bezeichnet. Das passt ganz gut. Das Herz ist leider selten. Den Sinn für Sprüche mag ich. Ansonsten aber viel Schnauze, Rücksichtslosigkeit und Egozentrik ohne Ende. Vollkommen respektlos und rücksichtslos.
  • Kriminalität: Wird immer mehr, und immer weniger geahndet. Intensivtäter laufen frei rum. Gewalttätige werden erfasst – und laufen gelassen. Das Wort „Intensivtäter“ ist für mich ein Widerspruch an sich.
  • Behörden: Hochzeit, Wohnberechtigungsschein, Autoanmeldung: in Berlin kaum möglich. Ok, kein Problem, wenn man ein halbes Jahr Zeit hat!
  • Vermüllung: nimmt zu, wird nicht verhindert, sondern sporadisch und lustlos beseitigt. Die Stadtreinigung wird verantwortlich gemacht – nicht die asozialen Verursacher. Die Hundehalter haben sich übrigens etwas verbessert. Nicht mehr ganz so viel Scheiße auf dem Gehweg. Aber die Leinen- oder Halternachweispflicht kontrolliert selbstverständlich nie jemand.
  • Schulen: verkommen, werden ideologisch missbraucht, bei schlechten Noten werden die Anforderungen kurzerhand gesenkt.
  • Die kleingeistigen Maßnahmen zur Begrenzung der Mietensteigerung machen alles schlimmer.

Den BER erwähne ich bewusst nicht, das wäre zu einfach.

Herr Martenstein hat ein schöne Geschichte dazu geschrieben und die Antwort der Wirtschaftssenatorin wunderbar deklassiert: „Offenbar gibt es neue Sprachregeln von oben, [hier hätte ich einen Doppelpunkt gesetzt. Anm. d. Autors] statt „Kriminalität“ soll man „Vielfalt“ sagen. „Armut“ heißt neuerdings „Lebenslust“. Dass Pop [unsere Wirtschaftssenatorin, die ich eigentlich mag; der Name allein! Anm. d. Autors] ausgerechnet das „Tempo“ von Berlin lobt, zeigt ein hohes Maß an Realitätsverlust. […] Welches Tempo meint sie? Das des Flughafenbaus? Das der Verwaltung? Das der S-Bahnen? Das des Wohnungsbaus?“

Fazit: „Die empörten Reaktionen auf B. P. [Gekürzt. Anm. d. Autors] zeigen, warum die Berliner Probleme nicht gelöst werden. Man sieht sie gar nicht.“

So ist es!

Neues Ortsschild für Berlin: Damals gab es noch innerhalb von Berlin verpflichtende Grenzen – heute grenzt sich die Hauptstadt freiwillig gegenüber dem Rest des Landes ab. Foto: Ralf Guenther; stümperhafte Bearbeitung: GORG

Es ist mir extrem peinlich, in dieser Stadt zu wohnen. Eine Hoffnung auf Besserung ist nicht in Sicht. Konsequenterweise sollte man in eine andere Stadt oder aufs Land umziehen. Aber da gibt es keinen funktionierenden Cappucino.

Rüpel und andere

Das Rowdytum in der Öffentlichkeit nimmt seit Jahren stark zu. Jeder, der im Straßenverkehr unterwegs ist, kann beobachten – wenn er will – wie Gesetze und Regeln des Gesetzgebers oder des Anstands immer wieder und immer mehr massiv gebrochen werden. Das betrifft übrigens alle Verkehrsteilnehmer: Während früher die Autofahrer als Rüpel bezeichnet werden mussten, weil sie bei Rot über die Ampel fuhren, oder beim Rechtsabbiegen Fahrradfahrer ermordeten, kamen später die Fahrradfahrer als aggressive  Kampfradler hinzu; heute sind es auch die Fußgänger, die so ignorant wie möglich vor dem Auto über die Straße laufen und einen Wutanfall kriegen, wenn man sie deswegen anhupt. Das Grundproblem ist in dieser Gesellschaft weit verbreitet: Rücksichtslosigkeit – in Berlin natürlich besonders. Was mich wundert ist,  dass diese vielen Gesetzesbrüche nicht geahndet werden. Es gibt keine Kontrolle, kein Bewusstsein und keinen Willen. Und wenn mal kontrolliert oder bestraft wird, gibt es geringste Strafen und vor allem kein Einsehen der Täter.

Der Niedergang des Der Tagesspiegel

Hinweis: Der folgende Text kann Spuren von Polemik enthalten (die aber gerechtfertigt ist!). Um möglichen rechtlichen Verfolgungen zu entgehen, kennzeichne ich diesen Artikel hiermit vorsorglich als Satire.

Ja, er hatte mal einen Artikel. Und ich meine nicht Zeitungsartikel. Der wurde eingespart. Vielleicht weil er zu männlich klingt? Wir wollen ja alle ansprechen, keinen ausgrenzen, oder so? Der Verlag hat ihn noch; ist wohl zu aufwendig den GmbH-Namen zu ändern. Das respektable aber vollkommen oldschoole Motto auch entfernt: „Rerum Cognoscere Causas“. Es gab mal den Anspruch, den Dingen auf den Grund zu gehen! Und das in einer Sprache, die dem Bildungsbürgertum zugeordnet wird. Verständlich, dass dies entfernt wurde. Prinzipien sind ja doof, sie überdauern den Zeitgeist und engen ein! Dann der Relaunch der Website. Die war vorher mal ausgezeichnet. Jetzt gesichtslos, unübersichtlich und repetitiv. Auf die beziehe ich mich, nachdem ich als einer der letzten Papierleser, doch darauf umgeschwenkt bin.  // weiterlesen! 

Musik, die ich mir zu meiner Beerdigung wünsche

Die Reihenfolge lege ich noch fest.

Joy Division – Decades

Igorrr – Corpus Tristis

Gustav Holst – Berliner Philharmoniker – V. Saturn, der Bringer des Alters

Klaus Nomi – The Cold Song

Johann Sebastian Bach – Aria de la pastorale en ut mineur BWV 590

LEYA – Wave

oder auch nur:
King Crimson – Epitaph

oder auch nur:
Ekseption – Finale (The Fifth)

 

Und ansonsten alles von meiner Playlist //sonntagabendmusik

31. August 2011 // Kulturelles // Kommentar schreiben!