Nachruf auf den Blinker

Der Blinker beim Auto hat ja ursprünglich die Funktion, die Absicht des Fahrers anzuzeigen, ggfs. in eine bestimmte Richtung abzubiegen oder die Spur zu wechseln, oder einen Parkplatz zu suchen. Nun in letzter Zeit wird hiervon im Alltag kaum noch Gebrauch gemacht. Es ist sozusagen total out, den Blinker einzusetzen. Aus Faulheit, weil das Geräusch Klick, Klick, Klick nervt, oder aus Gedankenlosigkeit. Jedenfalls ist es ein Zeichen von Rücksichtslosigkeit. Man kann sich nicht mehr auf das Verhalten anderer einstellen.

Wenn zum Beispiel jemand einen Parkplatz sucht  und deswegen plötzlich langsam fährt ist es durchaus sinnvoll, den Blinker rechts zu betätigen, der Nachfolger weiß dann was los ist und kann überholen. Vor der Ampel sollte man unbedingt blinken, wenn man vorhat abzubiegen: es ist besonders ärgerlich, wenn man sich bei zwei Fahrspuren hinter jemanden einordnet, der beim Losfahren erst anfängt zu blinken, dann kommt man nicht weiter, wenn gerade Fußgänger in Fahrtrichtung über die Straße laufen.

Nochmal zur Klarstellung: der Blinker ist eine Absichtserklärung, keine Zustandsbeschreibung!

OK, alles nicht so wichtig, aber das Thema ist grundsätzlich: Rücksichtslosigkeit und Egoismus. Dies ist nur ein Beispiel dafür.

Eine stilvolle Satirikerin

Ich wollte eigentlich nicht mehr über das Tagesgeschehen schreiben, da das nicht nachhaltig ist und in ein paar Jahren niemanden mehr interessiert. Aber vor dem Hintergrund, dass es hier um grundsätzliche Themen wie Meinungsfreiheit, Kunstfreiheit, Toleranz, Intellekt, Sprache geht möchte ich doch noch einmal kurz darauf eingehen.

Ich mag dieses Fräulein Eckhardt eigentlich nicht, aber sie ist richtig gut! Zunächst ist sie mir durch ihre unerträgliche, ösihafte – hier ins extreme übersteigerte – Arroganz negativ, aber auch positiv aufgefallen. Dann gefielen mir ihre Pointen eigentlich auch ganz gut. Und schließlich haben mich ihr Intellekt und ihre sprachlich ausgesprochen interessante und ausgefeilte Wortwahl mit wunderbarem Sinn für Anspielungen und geschichtlichem Bezug – und dann auch noch der Anflug von Selbstironie – vollkommen überzeugt. Nebenbei hat sie ein sehr einzigartiges und wirkungsvolles Gesamtbild von sich selbst geschaffen und kommuniziert. Eine Menschin als Gesamtkunstwerk!

Nun zum Inhalt. Hier ein paar ihrer herausragenden Zitate aus einem Gespräch mit dem Tagesspiegel: (Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/-lisa-eckhart-im-interview-vom-fundamentalismus-der-gutunmenschen-und-rassistischen-omas/26092812.html)

„Den Begriff „Gutmensch“ als Schimpfwort schätze ich nicht. Das sind Philanthropen wie ich auch, gegen die habe ich überhaupt nichts. Anders die Gutunmenschen mit ihrem wahnwitzigen, in den Fundamentalismus abgleitenden Glauben, ein besserer Mensch zu sein. Der zeugt von einer Überheblichkeit, zu der selbst ich es noch nicht gebracht habe.“

„Wie soll ich noch Grenzen überschreiten, wenn sie von Politikern längst überschritten sind?“ [hier würde ich eher sagen: wurden – Anm. d. Verf.]

„Ich begebe mich nicht in diese digitale Öffentlichkeit, die formal eher der Privatsphäre gleicht. Das ist extrem ungustiös.“ [UNGUSTIÖS. Sicher eines der seltensten und schönsten Wörter im öffentlichen Diskurs der letzten Jahre!]

„Ich kenne ältere Menschen, die sich politisch korrekt ausdrücken, was aber nichts an den im Inneren schwelenden Vorurteilen verbessert. Trotzdem bin ich gegen eine Pauschalisierung dieser Generation als Rassisten und Sexisten.“

„Ich kann nicht jedem Nachhilfeunterricht geben.“

„Ich bin kein Freund der Handlung. Ich bin im Nachhinein fast erstaunt, wie viel davon drinnen ist. In Romanen ist mir viel zu viel Handlung und Leben. Dafür muss ich kein Buch lesen, da gehe ich lieber vor die Tür. Ich erwarte mir von einem Buch Sprache, keine Geschichte, und lasse mir lieber was erklären als was erzählen.“

Ja klar, da ist viel ich, ich, ich dabei, eine begnadete Selbstdarstellerin, aber um die geht es gerade. Und die Aussagen und die Wortwahl gefallen mir gut.

Leider wird Madamechen (wie viele andere) heutzutage auch gerne als „umstritten“ (mein Unwort des Jahres) bezeichnet, weil sie eigenständige und starke Positionen vertritt. Mittlerweile wird sie sogar massiv bekämpft, weil sie es gewagt hat, etwas unpopuläres zu sagen (als Satirikerin, das ist ihr Job). Das betreffende Zitat ist bereits zwei Jahre her und wurde nun von irgendjemanden wieder rausgekramt, verurteilt und scheint Grundlage des Hasses zu sein. Ich möchte es hier nicht nennen, da man es im Zusammenhang betrachten muss und das wird mir jetzt zu aufwendig. Ja, sie spielt mit Klischees, so wie man als Satiriker mit Klischees spielt, aber nicht schlimm; das ist keine Volksverhetzung. Sie hat sich im wesentlichen über einen kriminellen jüdischen Sexualstraftäter geäußert; also über den sollte man sich eher aufregen.

Aber ein Satz reicht heutzutage schon, um in den Medien als Unmensch zu gelten. Ich glaube, die meisten verstehen nicht, was sie sagt, weil sie ihr intellektuell weit unterlegen sind. Vor allem bin ich überzeugt davon, dass die Menschen heutzutage nur noch auf Reizwörter reagieren (nach Reizwörtern rea-geiern) und nicht mehr den großen Zusammenhang beurteilen – das wäre ja aufwendiger! Schade.

Und zu ihrem Mentor, Herrn Nuhr, muss ich auch noch etwas loswerden: Er ist sehr gut und meistens lustig; letztens leider etwas demagogisch und auf Meinungsäußerung und Weltverbesserung (vollkommen nutzlos) fixiert. Im Prinzip aber einer, der Wahrheiten ausspricht und das gut macht. Wird leider auch schlimm und übertrieben angefeindet. Seinen Talenteschuppen sehe ich mir immer wieder mal gerne an, aber alle anderen, bis auf Frau E.  sind meist verzichtbar.

Leute, werdet mal wieder etwas gelassener! Es gibt wirklich schlimme Menschen, gegen die man vorgehen sollte. Das hier ist nicht angemessen und im Verhältnis. Ich bin auch nicht wirklich ein Freund der Satire, sondern eher des Humors – das ist ein Unterschied! Aber ich habe hier eine kurze Miniwürdigung zur Satire verfasst.

09. Dezember 2020 // Kulturelles // Kommentar schreiben!

Alles ist gut und schlecht zugleich.

Der Lottogewinn zum Beispiel wird – üblicherweise – als gut angesehen. Man hat viel Geld und muss nicht mehr arbeiten. Aber gleichzeitig wird man faul und überheblich, das Geld ist nach kurzer Zeit verschwunden und man verkommt vielleicht im Suff. Der Tod dagegen – eher schlecht. Man ist halt tot! Und kann keinen Cappucino mehr trinken. Aber vielleicht hat es auch etwas gutes: man ist von allen Leiden befreit; man sitzt obergemütlich auf einer Wolke im Himmel und guckt amüsiert herab auf die dumme Menschheit und ist für alle Zeiten entspannt und glücklich. Ein Kind bekommen und großziehen: Was für ein Glück! Aber er kann während der Pubertät auch ganz schön nerven! Dagegen Krankheit. Ist gar nicht gut. Aber es ermöglicht einem, den ganzen Tag im Bett zu liegen und sich verwöhnen zu lassen. Nennt mir ein Beispiel, bei dem es nicht möglich ist, zwei verschiedene Meinungen zu haben. Nichts? QED.

Toleranz

Ist kein schönes Wort. Klingt ranzig. Aber die Bedeutung schon: Man übt sie aus und duldet damit Abweichungen, die eigentlich nicht gefallen. Eine Grundbedingung für das Funktionieren unserer Gesellschaft. Und alle können auf ihre Art glücklich sein.

Sie wird seit Jahren gepredigt. So massiv, dass es bei mir ein klein wenig Opposition hervorruft. Bevormundung mag ich nicht. Und ich stelle fest, dass trotzdem allgemein die Intoleranz immer größer wird.

Das Problem ist, dass Toleranz meistens im Hinblick auf etwas bestimmtes gefordert wird. Sofern man dem nicht folgt, taucht beim Fordernden auf einmal eine überraschende Intoleranz auf. Toleranz ist aber absolut. Sie kann nicht nur in eine Richtung gelten. Jemand, der Toleranz gegenüber xxx fordert, muss auch tolerieren, wenn man dem nicht folgt. Oder wenn  man intolerant ist. Ich verstehe, dass das ärgerlich ist, aber man sollte unsere Werte auch ernst nehmen.

Muss Toleranz unendlich sein? Philosophisch gesehen, ja. Im echten Leben nein. Toleranz beruht auf Gegenseitigkeit. Die Grenze ist dann erreicht,  wenn die Toleranz selbst abgeschafft werden soll.

Ich bin jedenfalls ein sehr toleranter Mensch: Jeder darf machen, was er will. Klitzekleine Einschränkung: Er soll mir nur nicht  damit auf die Nerven gehen!

05. September 2024 // Philosophisches // Kommentar schreiben!

Rauchkultur

Eine zu qualmen ist ja vollkommen aus der Mode geraten. Zu Recht. Meistens wurde ja nicht gepafft, sondern inhaliert. Das ist eher Unkultur. Und es tötet manchmal nicht nur den Akteur sondern verkrüppelt auch seine Mitmenschen. Aktuell ist es aber soweit gekommen, dass Raucher vollkommen geächtet und von der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Es sind schlimme Aussätzige ohne jegliche Lobby. Ihrem archaischen Bedürfnis können sie nur noch heimlich, draußen, verboten, alleine, elektronisch, teuer nachgehen. Die tun mir fast schon wieder ein wenig Leid.  // weiterlesen! 

Haltung, Haltung über alles.

Die neue Nationalhymne. Nein, das wäre jetzt etwas polemisch. Aber treffend!

Es regt mich auf: Man muss heutzutage nur noch Haltung zeigen, um eine Stelle oder Ansehen zu erreichen. Qualifikation? Ausbildung? Fähigkeiten? Nicht erforderlich. Und zwar die richtige. Was ist die richtige? Nun, die gefragte und das bedeutet die populistische. Gegen dies und für das. Und ja keine Ausnahmen, bloß keine Differenzierung.  // weiterlesen! 

19. Januar 2024 // Politisches // Kommentar schreiben!

Privat

Ein altmodisches Wort. Ein Adjektiv, das kaum mehr existiert. Es bedeutet persönlich; dass man etwas für sich behält, oder vielleicht noch im kleinsten Kreis der Familie bekannt gibt. Aber irgendwie ist in letzter Zeit alles öffentlicher geworden. Das ist das Gegenteil von Privat.  // weiterlesen! 

17. Juli 2021 // Gedanken // Kommentar schreiben!

Chuzpe

Chuzpe [xʊtspə], auch Chutzpe (aus dem jiddischen חוצפה [chùtzpe] von hebräisch חֻצְפָּה [chuzpà] für „Frechheit, Anmaßung, Dreistigkeit, Unverschämtheit“ entlehnt) ist eine Mischung aus zielgerichteter, intelligenter Unverschämtheit, charmanter Penetranz und unwiderstehlicher Dreistigkeit, wobei eine gewisse Anerkennung mitschwingt.[1] Insbesondere bei einer Unerschrockenheit gegenüber der Obrigkeit ist der Begriff eher positiv belegt.

Ein häßliches Wort und ich weiß immer noch nicht genau, wie man es korrekt ausspricht. Egal, ich schreibe ja! Es trifft sehr gut auf ihre Urheber zu. Und das meine ich nicht anerkennend. Aber für die Beschreibung der Vollstrecker eines Völkermords ist es wohl nicht ausreichend.

11. Oktober 2025 // Wörter // Kommentar schreiben!