Tücken des Alltags

Kennt Ihr das: Man möchte mal eben im Vorbeigehen ein Stück zusammengekrumpeltes Papier loswerden und es in den Mülleimer werfen. Es ist nur eine Entfernung von knapp einem Meter und die Aufgabe klingt einfach und überschaubar.

Doch es geht schief. Die Papierkugel landet auf einem Stück Pappe, das schon im Papierkorb liegt, hüpft auf den Rand des Papierkorbs, überlegt kurz – und fällt dann auf die andere Seite auf den Boden. Das ist kein dramatischer Vorgang, auch nicht wirklich dokumentationswert, aber es macht doch etwas zusätzliche Mühe, zum Papier zu schreiten, sich zu bücken und es dann hochkonzentriert und ganz vorsichtig und gezielt IN den Papierkorb zu legen.  // weiterlesen! 

Querdenkerbommel

Ein schönes Wort, das ich bisher nie gehört oder gelesen hatte. Es ist mir in einer Film-Dokumentation des Spiegel über Verschwörungstheoretiker aufgefallen. Ein Thema, das ich sehr interessant finde. Ausgesprochen hat es die Teilnehmerin einer Demonstration gegen Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung des Virus‚.

Das Schmuckstück sei ein Zeichen für die Unabhängigkeit und die Nutzung des eigenen Gehirns. Das ist ja grundsätzlich gut (so einer bin ich auch), in diesem Fall aber leider nicht zutreffend, da das Gehirn nicht eingesetzt wurde, sondern ein diffuses Gefühl. Immerhin hat sie bestätigt, dass der Bommel sie nicht vor der Invasion einer schrägen Weltmacht oder vor den Strahlen schlimmer Mobilfunktechnik schützen sollte, sondern einfach nur eine Stellungnahme sei.

Eine verkrumpelte Kugel aus Aluminiumfolie wird zum Erkennungszeichen von Menschen, die Erkenntnisse hassen und das als eigenständiges Denken bezeichnen, obwohl es nur diffuse Ahnungen sind. Aluminiumfolie spielt übrigens in der Szene eine wichtige Rolle; bisher war auch der Aluhut sehr beliebt. Beides aktuell leider sehr verbreitet.

Natürlich kann und sollte man über Verschwörungstheoretiker lachen und sie nicht ernst nehmen. Weil sie einen ziemlichen Quatsch erzählen. Das ist besser, als wenn man sie ernst nähme. Dann müsste man sie verfolgen und einsperren, da sie genau genommen schlimme Lügen verbreiten und die Bevölkerung aufhetzen.

lieb­äu­geln

Ist das nicht schön?!

  • gern haben wollen, mit dem Gedanken spielen, sich mit dem Gedanken tragen
  • den Hof machen, flirten, kokettieren, schäkern; (gehoben) Avancen machen; (umgangssprachlich) [schöne] Augen machen; (umgangssprachlich scherzhaft) balzen, verliebte Nasenlöcher machen; (veraltend) tändeln; (landschaftlich, sonst umgangssprachlich veraltend) poussieren

Laut Duden

„verliebte Nasenlöcher machen“ habe ich noch nie gehört; klingt auch nicht sooo romantisch …

16. Mai 2018 // Wörter // Kommentar schreiben!

Es gibt da ein Problem mit der Gleichbehandlung

Wenn ich über etwas schreibe, muss ich mich festlegen: Schreibe ich zum Beispiel über Frauen und Männer? Oder über Männer und Frauen. Eine Gruppe wird bevorzugt, da sie zuerst genannt wird. Die andere ist stark beleidigt, empört sich zutiefst und der jeweilig zuständige Verband und die Interessenvertretung protestieren auf’s Schärfste und  fordern öffentlich und ultimativ die sofortige und unbedingte Gleichstellung.

Das ist grundsätzlich in Ordnung: Ich bin ja für die Gleichbehandlung. Aber wie kann man das umsetzen? In der Sprache, in der Literatur, in der Musik? Manche sagen, Frauen sind benachteiligt, deswegen sollte man sie zuerst nennen. Das hält aber nicht lange. Irgendwann melden sich dann die Männer zu Wort. Mich interessieren aber nur gerechte und nachhaltige Lösungen.

Und das wird schwierig. Selbst wenn man Männer und Frauen, bzw. Frauen und  Männer untereinander schriebe und sie damit im Lesefluss gleichzeitig auftauchten, würden Fanatiker bemängeln, dass eine Gruppe oben, die andere unten stünde. Auch wenn ich abwechselnd die eine und dann die andere Gruppe zuerst nennte, wäre das ungerecht, da in der Summe immer eine Gruppe öfter zuerst genannt würde, außer wenn ich zufällig eine gerade Anzahl an Aussagen getroffen hätte. Aber auch bei numerischer Gleichheit wäre es angreifbar, wenn bei bestimmten wichtigen Themen, eine Gruppe häufiger genannt würde als bei unwichtigen. Gibt es einen Kompromiss, der beide zusammenfasst, wie Männen oder Frauer? Männ*Innen, Frau_er. Nein, auch hier ist ein Wortstamm immer zuerst.

Vielleicht besinnen wir uns auf übergeordnete Kriterien. Ich bin auch eigentlich dafür, die Einteilung in Gruppen komplett zu vermeiden. Sie unterstützt Vorurteile und grenzt ab. Menschen wäre der Kompromiss; das sind wir doch alle! Oder seien wir mal gelassen und finden uns damit ab: mal ist der eine vorn, mal die andere?

11. März 2021 // Gedanken // 1 Kommentar

Fahrradimpression

Man sitzt an einem Sommerabend auf dem Balkon in einer ruhigen Seitenstraße und beobachtet die Fahrräder/Fahrradfahrer, die unten lautlos vorbeifahren: schickes Rennrad, lässiger Mensch der freihändig fährt, Paare, die nebeneinander fahren, einer, der telefoniert und freihändig fährt; cool! Und dann kommt ein alter Mann mit weißem Rauschebart auf einem riesen-Dreirad obergemütlich vorbeigeradelt; der schlägt alles!

Kleiner Nachtrag im Zusammenhang mit Zweiradfahrkünsten: letztens habe ich einen jungen Erwachsenen auf der Potsdamer Straße  gesehen, dem es auf dem Fahrrad wohl zu warm wurde, und seinen Pulli ausziehen wollte. Im Fahren natürlich. Und er hatte noch einen Rucksack um. Also: erstmal den Rucksack auf einer Seite ausgezogen, den linken Ärmel des Pullis ausgezogen, den Rucksack links wieder umgehängt auf der rechten Seite ausgezogen, den Ärmel auf der rechten Seite ausgezogen. Dann konnte der Rucksack wieder normal getragen werden. Der Pulli wurde über den Kopf gezogen. Alles beim freihändigen Fahren. Geschafft. Nicht ganz: der Pulli musste natürlich noch im Rucksack verstaut werden! Also Rucksack wieder ausgezogen (siehe oben), Pulli rein, Rucksack angezogen.  Alles gut. Ich fuhr im Auto die ganze Zeit neben ihm her. Im Endeffekt war er noch schneller vorangekommen als ich.

Sprüche

Wo Verstand ist, da braucht es nicht viele Worte (- unbekannt -)
(Nun, manche meiner Texte sind auch ziemlich lang, trotzdem finde ich diese Aussage gut.)

Ich fand Sprüche eigentlich immer doof. Altmodisch verklärend, belehrend, zu undifferenziert, für einfache Gemüter, spießig! Nun, auf meine alten Tage entdecke ich doch ein paar Sprüche, die zumindest eine nennenswerte Aussage beinhalten. Ich meine damit sogenannte Volksweisheiten, die irgendwann in die Welt gesetzt wurden und dann immer wieder wiedergegeben wurden und sich stur im Bewusstsein der Menschen verankert haben.

Was ich gut an Sprüchen finde, ist wenn eine Weisheit oder allgemein gültige  Erkenntnis in wenigen Worten zusammengefasst und formuliert wird. Das ist Kunst: mit geringen Mitteln etwas aussagen.

Hier ein paar Klassiker mit Anmerkungen:

Wissen ist Macht.
Irgendwie mag ich das nicht, aber es ist so.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
Mann, habe ich es gehasst wenn mich mein Vater damit konfrontierte! Mittlerweile finde ich das eine vernünftige Einstellung, die das Leben erleichtert und handele (meistens) danach.

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
Ein trauriger Spruch. Bloß nicht freuen oder das Leben genießen, es kann noch etwas blödes passieren. Sollte man nicht befolgen!

Ohne Fleiß kein Preis.
Das stimmt erwiesenermaßen nicht! Es gibt haufenweise Menschen, die ohne Fleiß erfolgreich sind oder elend viel Geld haben.

Scherben bringen Glück.
Das ist nur ein (schwacher) Trost für Menschen, bei denen etwas schief gegangen ist, aber leider nicht zutreffend.

In der Kürze liegt die Würze.
Das gefällt mir wiederum. Wird allgemein leider nicht so beachtet.

Wie der Vater so der Sohn.
Puh, schweres Thema. Die Aussage stimmt aber nicht, zumindest nicht ganz. Also, es gibt grundsätzlich Eigenschaften, die übertragen werden, aber bei unangenehmen Eigenschaften kommt (zumindest bei mir) das Gegenteil heraus, was ja nicht schlecht ist.

Übung macht den Meister.
Gut, kann man wohl nichts gegen sagen, oder? Allgemeingültig.

Lügen haben kurze Beine.
Schön wär’s! Leider ist dem nicht so. Heutzutage sogar eher im Gegenteil. Die Lüge ist sehr verbreitet und akzeptiert. Folgen sind selten.

Kein Genuß ohne Reue.
Stimmt, das geht mir häufig so.

Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.
Der gefällt mir wiederum: man kann sich gehen lassen, ohne Berücksichtigung jeglicher Konventionen.

Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr
Isso. Dies stammt nicht (wie vielfach angegeben) von Wilhelm Busch, sondern es handelt sich um eine allgemeine Redensart.

Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.
Also, den habe ich nie verstanden.

Was nich is, kann ja noch werden
Das ist beruhigend

Übrigens: die Suche nach Sprichwörtern bringt haufenweise Plattformen als Ergebnisse. Scheint doch von allgemeinen Interesse zu sein. Möchte bei Gelegenheit ein paar Adressen nennen.

14. September 2018 // Deutsches, Kulturelles // Kommentar schreiben!

Motherboard

Nein, nicht „Mutterbrett“, wie schon im Netz von anderen hämisch vorgeschlagen – das wäre zu banal und – dumm. Es gibt das Wort „Hauptplatine“, das ursprünglich recht verbreitet war und sehr passend ist, dann aber verdrängt wurde.

19. Februar 2009 // Anglizismen // Kommentar schreiben!

Ungeschriebene Gesetze

Ich möchte hiermit eine neue Rubrik aufmachen, mit oben stehendem Titel. Wer aufmerksam durch die Welt geht (schlendert), entdeckt durchaus Gesetzmäßigkeiten, die nicht allgemein bekannt sind, aber doch in einem gewissen Mikrokosmos beachtet und freiwillig eingehalten werden. Nun ganz freiwillig wahrscheinlich nicht, es sind die soziale Kontrolle und „die anderen“, die für Einhaltung sorgen. Als Außenstehender ist es durchaus interessant dies zu beobachten und ich werde hierzu gelegentlich Beispiele nennen.

23. August 2011 // Erfahrungen // Kommentar schreiben!