Leider! Es gab mal eine Zeit, in der wurden Tatsachen als Wahrheit anerkannt, was ja durchaus sinnvoll ist (die Aufklärung? 18. Jahrhundert?) Das ist schon etwas länger her. Aber auch in meinem Leben war es die meiste Zeit so, dass rationale Erkenntnisse erfolgreich waren und sich durchsetzten. Das nennt man Vernunft. Die Zeiten scheinen vorbei zu sein. Das postfaktische Zeitalter ist ausgebrochen. Wenn heutzutage jemand auch nur etwas fühlt, wird es bereits als Wahrheit angesehen.
Musikalisch – und sonst – bin ich ja geprägt von den Achtziger-Jahren. Es ist die beste und wichtigste Zeit der Popgeschichte! Noch vor den Siebzigern. Ein Ewiggestriger? Nein, ich sehe, dass es auch sehr gute neue Musik gibt. Hauptsache, sie klingt, wie Achtziger!
Post-Punk zum Beispiel. Bezeichnete angeblich früher schon Musik, die nach der Zeit des Punk, also, den frühen Achtzigern (?) kam. Für mich war das immer New Wave; niemand hat damals von Post-Punk geredet. Egal. Es gibt auch aktuelle Musik, die als Post-Punk bezeichnet wird und wunderbar wie damals klingt. Der Begriff ist aber sehr unscharf, das half mir dabei, diese tolle Liste mit herausragender Musik zusammenzustellen: Punk, New Wave, Gothic, Neue Deutsche Welle, krachiges, poppiges, schräges.
Ein neues Modewort mit Aufregercharakter. Von denen gibt es viele und ich möchte sie mal gesammelt darstellen, um den absurden Stand der öffentlichen Diskussion zu dokumentieren. Hier aber erstmal ein paar Gedanken zur „Cultural Appropriation“, wie es auf englisch heißt und das wie die meisten dieser pseudowissenschaftlichen und dogmatischen Verhalten-Modewörter aus den USA kommt. Die haben für jegliches angebliche Fehlverhalten einen Begriff, der Menschen zugewiesen wird, diese in eine Schublade steckt und sie pathologisiert.
Man geht in ein Cafe und bestellt einen Cappuccino. Das geht leider nicht mehr so einfach. Es kommt die Rückfrage, mit Hafermilch, Sojamilch, Mandelmilch, Ziegenmilch, XXX-Milch? (Das ist natürlich alles keine Milch, weil mit Milch üblicherweise Kuhmilch gemeint ist. Es sollte verboten werden, alles andere als Milch zu bezeichnen!) Mit Koffein oder ohne? Groß, mittel oder klein? Zum Hiertrinken oder zum Mitnehmen? Puh, wer einen normalen Cappucino trinken möchte, muss heutzutage sagen: Cappuccino mit Koffein, mittelgroß, Kuhmilch, zum Hiertrinken! Die Welt wird komplizierter.
Und ein Croissant bitte! Nee, so geht das nicht: Mandelcroissant? Mit Marzipan gefüllt? Schokocroissant? Also, das normale Croissant heißt heutzutage umständlich Buttercroissant. „Ich bin ein Mann“, war mal eine eindeutige Aussage. Nein Cis-Mann (die Rechtschreibfunktion bietet mir Mannesmann an) heißt das heute (Personen, „deren Geschlechtsidentität dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde“).
Ich hatte bereits darüber philosophiert, was eigentlich normal ist. Es ist das, was die Mehrheit ausmacht. Warum muss man das normale eigentlich mittlerweile spezifizieren? Sind das Interessengruppen von Minderheiten, die sagen, wir möchten nicht mehr als besonders gelten, daher soll das normale auch als etwas besonderes gekennzeichnet werden? Ich bin dafür, nur das außergewöhnliche zu kennzeichnen. Vielfalt ist ja schön, aber Klassiker sollten Klassiker bleiben (sonst wären sie ja auch keine).
Ein Begriff, der mir mal in den Achtzigern begegnete und seitdem nicht mehr, aber hängen blieb. Wie komme ich darauf? Weil ich Musik hörte. Der Begriff wurde damals in einer bekannten Musikzeitschrift (SPEX) von einem bekannten Musikkritiker (Diederichsen) gegen einen bekannten Popmusiker (Morrissey) ausgesprochen. Das kann ich nicht mehr belegen, kommt aber so aus meinem Hirn. Und ich denke es war abwertend gemeint. Gegen den, über den ich nochmal eine ausführliche Rezension schreiben möchte, weil er für mich auch einer der einflussreichsten Musiker, aber vor allem auch genialster Texter, dieser Zeit war.
Ein längeres Wochenende an der Ostsee kann sehr entspannend sein und neue Eindrücke bewirken. Wenn dann noch das Wetter mitspielt und es nicht wie sonst immer 5 Grad, Regen und Sturm sind, kann es auch richtig Spaß machen. Die meisten Urlauber dort sind aber sowieso hartgesotten; Wetter? Egal! Daunenjacke? Brauche ich nicht! Alle rennen in sportlich-leichter Kleidung herum und sitzen um jeden Preis und immer draußen und tun so, als wenn sie nicht frierten, um ihr Fischbrötchen zu verspeisen, Tee zu trinken und der frischen Luft zu fröhnen.
Das Meer beruhigt. Obwohl es am ersten Tag recht wild war, am zweiten weniger und erst am dritten vollkommen ruhig. Alle Zustände schön! Die Möven kreischen. Das liebe ich seit meiner Kindheit, die auch am Meer stattfand. Damals schon dachte ich, wenn ich ein Tier sein müsste, wäre es eine Möve. Fliegen können, viel mit dem Meer zu tun haben, hübsch aussehen – und Fisch mochte ich auch schon immer! Es gibt ja viele Arten, wie (auf die Schnelle): Sturmmöwe, Dreizehenmöwe, Silbermöwe, Mittelmeermöwe, Schwarzkopfmöwe, Heringsmöwe, Mantelmöwe, Eismöwe, Raubmöwe. Die Lachmöve gefällt mir am besten, weil sie Humor hat.
Aber die Möven von heute sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Vom Balkon warf ich ihnen ein Stück Brot zu, so wie früher (früher war mehr Lametta!). Ich habe es immer bewundert, wie sie dies mit den wildesten akrobatischen Flugbewegungen aus der Luft auffangen. Aber diese hat das Brot verfehlt, und dann immerhin auf dem Boden gefunden und verspeist. Aber dann: sie blieb auf dem Rasen stehen, guckte erwartungsvoll hoch und wartete auf Neues. Nee, so nicht!
Alle gehen natürlich auch ständig spazieren,; Einkaufsstraße rauf und runter. Promenade rauf. Promenade runter. Seebrücke hin und zurück. Oder zum Hafen. Hier scheint es ab frühem Nachmittag Pflicht zu sein, Aperol Spritz zu trinken, dann noch einen und stundenlang auf den Sonnenuntergang zu warten. Ein bisschen Mittelmeer im hohen Norden.
Es gibt genau zwei Gründe für einen Krieg: Man wird angegriffen und muss sich verteidigen, oder man möchte seinen Machtbereich ausweiten. Zu den vielfältigen vorgeschobenen Gründen dieses Krieges möchte ich nochmal etwas ausführlicher schreiben.
Eine Lehrstunde in Geschichte. Und ein Vorgehen, wie aus dem Lehrbuch.
Der Angreifer hat wohl das Standardwerk verinnerlicht „Wie führe ich einen unschuldigen Angriffskrieg und manipuliere die Welt?“
Geschichte wird gemacht. Das hat auch ein russischer Diktator für sich beschlossen.
Diplomatie funktioniert nur mit entsprechender Macht im Rücken.
Wer jetzt noch von Diplomatie oder Verhandlungen träumt, ist ein Depp.
Sanktionen können ärgern, aber nicht die Okkupation verhindern.
Als alter Pazifist muss ich sagen, jetzt hilft nur noch blanke Gewalt.
Ich freue mich über die Geschlossenheit und Stärke der Europäer.
Mann, bin ich froh in einer Demokratie zu leben!
Staaten: unterstützt die Ukraine – auch mit Waffen.
Es ist verständlich, dass kein Staat direkt eingreifen möchte.
Deutschland macht zunächst Symbolpolitik, schwenkt aber glücklicherweise doch noch um.
Es wundert mich, dass nach der Okkupation der Krim, immer noch niemand Russlands lupenreinen Demokraten ernst genommen hat.
Warum gibt es keine Sanktionen gegen Belarus? Die ermöglichen immerhin den direkten Angriff auf Kiew.
Hoffen hilft nicht mehr – nur noch Handeln.
Würden wir Deutschen unsere Demokratie auch so überzeugt/überzeugend verteidigen?
Ja, es ist auch ein Informationskrieg.
Der Ukrainische Präsident macht seinen Job schon gut. Aber die verbalen Angriffe gegen Deutschland nerven mittlerweile.
Hier kämpft das letzte Jahrhundert gegen die neue Welt.
Bin ich froh, dass wir Verbündete haben.
Es wird mir wieder bewusst, wie wertvoll unsere Demokratie, die Meinungsfreiheit und der europäische Gedanke sind.
Kriege kann man heute nicht mehr so führen, wie vor 60 Jahren.
Dieser Krieg darf auf keinen Fall gewonnen werden, da er sich gegen den Westen und die Demokratie richtet.
Wir sollten die Ukraine – neben der politischen und sozialen Hilfe – auch mit möglichst vielen Waffen versorgen
Eigentlich ist es ja aus politischen Gründen auch sehr interessant, was in einer solchen Ausnahmesituation alles passiert, welche Initiativen ergriffen werden, welche Aktionen und Gegenreaktionen es gibt. Wäre da nicht auch das schreckliche Leid.
Und der Angriff ist schon ziemlich oldschool.
Es ist richtig, endlich die Bundeswehr besser aufzustellen und mehr Geld für Verteidigung (ja: Verteidigung) auszugeben.
Autokrat ist ein zu freundliches Wort für einen Diktator.
Und hier mal aus sprachlicher Sicht (ein Schwerpunkt dieses Tagebuchs) Synonyme für Autokrat: Führer, Diktator, Monarch, Souverän, Tyrann, Alleinherrscher, Unterdrücker, Gewaltherrscher, Selbstherrscher, Schreckensherrscher, Absolutist, Despot
Nachtrag: der Duden war ja mal eine angesehene Institution der deutschen Sprache; dieses Bild versucht er seit vielen Jahren mit allen Mitteln erfolgreich zu zerstören. Synonyme für „Autokrat“ kennt er aktuell gar keine. „Suche nach Autokrat. Leider gibt es für Ihre Suchanfrage im Wörterbuch keine Treffer. Vielleicht werden Sie in einem der anderen Seitenbereiche fündig: [Bla Bla]“ Es wird angeboten, seine Anmerkungen über ein Kontaktformular mitzuteilen. Das habe ich genutzt: „Hallo, Sie finden keine Synonyme für „Autokrat“?! Da frage ich lieber meinen 10-jährigen Sohn, als den Duden! gorg“. Mein Sohn ist zwar älter, aber aus dramatischen Gründen habe ich mich hier nicht ganz wahrheitsgemäß artikuliert, ohne die grundsätzliche Aussage zu verändern. Beim Abschicken des Formulars kam eine Fehlermeldung: „The website encountered an unexpected error. Please try again later.“ Nicht einmal das können die. Ich hoffe, dass dieses populistische Machwerk bald die Unbeachtung findet, die es verdient.
Meine Wortbibel DWDS bietet dagegen mehrere Alternativen und verzeichnet einen starken Anstieg des Begriffs seit 2007. Anwendungsbeispiel: „an der Spitze des russischen Staates stand der Zar als Autokrat“
Und: das Wort Autokratin habe ich noch nie gehört. Heute soll man wohl sagen: Autokrat_In. Da bin ich schon froh, dass alle männlich sind und wir diese Form nicht brauchen. Auch die Rechtschreibprüfung von WordPress findet das Wort Autokrat nicht. Alternativ wird angeboten: Autorat, Autokarat, Autokraft, Kraut. Häh??
Und wie unser beliebter Sprachbloggeur berichtet, ist der aktuelle Möchtegernautokrat im Vergleich doch wohl eher eine Lachnummer.
Spotify findet eine der wichtigsten Gruppen aller Zeiten leider nicht. Und ich habe mich sicher nicht vertippt! Oder wollen die etwa, dass ich jetzt Helene Fischer eingebe?
Ein starker Satz, den man in letzter Zeit selten hört. Wenn Prominente irgendetwas außergewöhnliches außerhalb des Mainstreams von sich geben, warten die meisten erstmal ab, was passiert. Wenn der Schitstorm dann doch zu groß wird, und die Follower-Zahlen sinken, knicken sie ein und sagen einfach: sorry, das war alles nicht so gemeint, das wurde falsch verstanden, ich bin eigentlich ein ganz netter Mensch. Und alles ist wieder gut. Aber nicht Harald Martenstein. // weiterlesen! ☞
Ich bin ja ein erklärter Gegner der sogenannten Sozialen Medien. Sie produzieren hauptsächlich Müll, verbrauchen Strom, hindern Menschen daran, etwas hilfreiches zu tun, nutzen nur den Großkonzernen, zerstören unsere schöne Demokratie und machen alle Menschen zu schlimmen Narzissten. Darauf könnte und müsste ich noch ausführlicher eingehen, aber es wäre mir zu aufwendig. Und ich nutze sie nie, daher kann ich meine Behauptungen leider nicht so ganz belegen.