Was ist eigentlich normal?

Grundsätzlich bedeutet es ja „der Norm entsprechend“. Nun ich denke, wir sind Weltmeister der Normung, also extrem normal. Im technischen Bereich macht das DAS DIN, aber alles ist noch nicht erfasst. Und das ist gut so! Außerhalb DER DIN (aufmerksame Leser hätten sich jetzt gefragt: warum nicht „DES DINS“; Antwort siehe unten) ist alles normal, was der Mehrheit entspricht, oder?

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Ein schlimmer (berliner) Finger

Achtung: der folgende Artikel enthält unter anderem auch recht offensive Wörter. Wenn Sie ein empfindsamer Mensch sind, oder einfach keine Lust darauf haben, sollten Sie gegebenenfalls nicht weiter lesen.

Möchte eigentlich keine Artikel mehr über politische Alltagsereignisse schreiben, da diese nicht nachhaltig sind und in kürzester Zukunft keinen mehr interessieren und es meistens darauf hinausläuft, dass ich mich auskotze. Eine Meldung einer Berliner Zeitung hat mich aber dann doch emotional etwas negativ aufgebracht, dass ich doch mal folgendes loswerden muss.

Lohnt es sich, über eine Kampagne zu schreiben, die aufgrund von Protesten nie umgesetzt wurde? Ja, denn die niedere Intention, diese durchzuführen, war ja da; nur der Druck unseres schmallippigen Regierenden hat dies wohl verhindert. Eines seiner extrem seltenen eigenständigen, erfolgreichen und dazu noch hilfreichen politischen Aktionen. Die primitive Kampagne hatte die stümperhafte Vermarktungs- und Touristenanlockungsgesellschaft für unsere an sich ganz schöne Hauptstadt Berlin entworfen, bzw. der jugendliche, vielleicht frustrierte Praktikant (unbelegt) einer damit beauftragten und sicher hoch bezahlten „Kreativ-Agentur“. Die plumpe Idee: Eine Rentnerin trägt Maske und zeigt ihren erhobenen Mittelfinger allen anderen, die keine Maske tragen. Leider auch denen, die eine Maske tragen, da das Foto als öffentlich ausgehangenes Plakat vorgesehen war.

Ein für sensible Menschen sehr offensives Zeichen, von sehr ungehobelten Menschen angewendet wird und heutzutage leider sehr beliebt ist, das es aber wohl schon seit der Antike gibt. Fast jeder, der im öffentlichen Verkehr unterwegs ist, wurde damit schon konfrontiert: Der Stinkefinger. Er bedeutet genau genommen unter anderem: ICH FICKE DICH! oder etwas weniger bedrohend: FICK‘ DICH SELBST! Das Vorhaben war ein schlimmer und voraussichtlich nutzloser Versuch, über Werbung die notorisch vollkommen ignoranten Menschen der Stadt zum freiwilligen Tragen einer Maske entsprechend den geltenden Vorschriften zu motivieren. Grundsätzlich lobenswert. Vermutlich entspricht die Minderheiten-Zielgruppe diesem Niveau, aber alle anderen Betroffenen nicht. Ich wette darum, dass eine solche Kampagne in Berlin – egal wie gut gemacht – vollkommen nutzlos ist, da der Berliner ansich von Geburt an sehr ignorant und rücksichtslos ist und sich nur durch massive Strafen kurzfristig zu halbwegs vorgetäuschtem, vernünftigem Verhalten verleiten lässt.  Egal: Es sollte hier eine Geste eingesetzt werden, die als schlimme Beleidigung sogar strafrechtlich geahndet werden kann! (Wikipedia) Man hat sich wohl gedacht: „Sei’n wir mal richtig frech um Aufmerksamkeit zu bekommen.“

Der eigentlich gewünschte Effekt war: wenn sich alle freiwillig daran halten, muss man keine Kontrollen mehr durchführen, und noch schlimmer, erwischte Verweigerer womöglich mit einem Bußgeld belegen. Das will der Senat auf gar keinen Fall, da dies ja jemand oder sogar mehrere blöd finden könnten und die Wiederwahl verhindern würde. Eine ähnliche Maßnahme war ja die eingeführte Sperrstunde ab 23.00 Uhr. Das wurde sogar öffentlich, ohne jegliche Hemmungen damit begründet, dass man dann ja keine Kontrollen mehr benötige. Weil unser wunderbarer Senat nicht in der Lage ist, nicht Willens ist, die Einhaltung geltender Regeln auch mal durchzusetzen. Eine Kapitulation und eigentlich justiziable Arbeitsverweigerung der Exekutive, genauer gesagt der Legislative oder der Jurikative? Ich fürchte, es sind alle irgendwie an dieser Verschwörung beteiligt. Hauptsache ist: in Berlin kann jeder machen, was er will und er wird niemals dafür zur Verantwortung gezogen und der Senat ist damit glücklich, solange sich keine rechten austoben. Aber auch die haben sie nicht im Griff. Wir leben in einer wunderschönen Stadt, in der leider selbst hoch dekorierte Verantwortliche keine Kommunikationskultur mehr haben und ohne jemals selbst zur Verantwortung gezogen zu werden, ihr unterirdisches Niveau und offensichtliches Versagen hemmungslos politisch durchsetzen.

Ach ja, das Bild ist so hässlich, unprofessionell und geschmacklos, dass ich es hier nicht zeigen möchte; wer einen Beweis sucht, kann auf diesen Link klicken.

18. Oktober 2020 // Det/Dit is Berlin // Kommentar schreiben!

Schlagzeilen von gestern, heute, morgen, übermorgen

Ich brauche keine Nachrichten mehr zu lesen oder zu hören, ich weiß schon, was kommt:

  • Großbritannien droht der EU mit hartem Brexit
  • Israel baut weitere Siedlungen im Westjordanland
  • der Rechtspopulismus nimmt weiter zu
  • die Fertigstellung des BER verzögert sich
  • Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken
  • die Türkei inhaftiert und foltert Oppositionelle
  • der Berliner Senat plant Verbesserungen
  • in China ist ein Sack Reis umgefallen
  • die Infektionszahlen steigen mal wieder
  • in Russland wurde ein Oppositioneller umgebracht
  • In den USA wurde ein Schwarzer von Polizisten erschossen
  • In Italien stehen Neuwahlen an
  • Bayern gewinnt den XXX-Titel, den YYY-Cup, die ZZZ-Meisterschaft
  • die Bundesregierung verspricht Verbesserungen für den Fahrradverkehr
  • Die sozialen Medien versprechen mehr Datenschutz
  • der amerikanische Präsident hat einen Pups abgelassen
  • der Berliner Senat hat bei der Umsetzung eines Vorhabens versagt
  • in Brasilien wird der Urwald – in der Größe des Saarlands (o.ä.) – abgeholzt
  • die Klimaerwärmung nimmt zu
  • eine Kulturveranstaltung wurde wegen Drohungen abgesagt
  • etc. pp.

Politik mach keinen Spaß mehr.

Lustwort der Sekunde

Vom 04.11.2025 - 22:42:07

Exkremente

Exkremente im DWDS nachschlagen

Mehr tolle Wörter ...
Dünkel     nichtig     brutzeln     grantig     Magenknurren     

 

Damit Ihr nicht wochenlang mit dem Wort des Monats konfrontiert werdet und Euch gelangweilt abwendet, biete ich hier bei jedem Seitenaufruf ein neues altes Wort aus der Kategorie „lustige, altmodische, außergewöhnliche Wörter“ an. Wörter die ungewöhnlich und schön klingen. Der Inhalt ist egal. Als Auswahlkriterium gilt nur, ob es mir gefällt.

Und das sind alles Wörter, die ich aus meinem Hirn abrufe, oder die ich zufällig irgendwo gelesen habe. Keine Wörterbuchabfrage.   Dies war mal ursprünglich das Ziel dieser Seite, hat mit der Umsetzung etwas gedauert. Und eigentlich wollte ich keine Wörter der allgemeinen Umgangssprache berücksichtigen, es haben sich aber doch ein paar eingeschlichen, weil sie Spaß machen. Und ich habe durchaus den Anspruch, den ich wohl zu Lebzeiten nicht mehr erfüllen kann,  im Rahmen dieses Tagebuchs so viele von diesen Wörtern wie möglich sinnvoll einzusetzen.

30. September 2020 // Wörter // Kommentar schreiben!

Wortschatz

Ein schönes Wort! Es verbindet das Wort mit etwas sehr wertvollem. Das ist eine besondere Wortschatz, ähh, Wertschätz(-ung; Mann, GORG, Du hast schonmal besseres geleistet)! Es definiert die Summe der Wörter, die es gibt, oder die jemand drauf hat. Dabei wird nochmal unterschieden in Wörter, die man versteht (passiv), und Wörter, die man anwendet (aktiv). Es ist ein Zeichen von Bildung, Kultur und Sprachbegabung, wenn man sich auch vielseitig aktiv ausdrücken kann. Darum geht es mir hier.

In diesem Zusammenhang wird gerne der Wortschatz unseres Herr Goethe genannt, der im Rahmen seines Gesamtwerkes wohl auf 91.000 Wörter kommt, das ist wesentlich mehr, als der allgemeine deutsche Wortschatz, der 75.000 Wörter umfasst (Wikipedia). Was aber auch daran liegt, dass er ziemlich viel geschrieben hat, was die Wahrscheinlichkeit für viele Wörter – zumindest bei Menschen mit Anspruch – erhöht. Luther kommt dagegen eher auf 23.000 Wörter (Quelle). Im Alltag braucht man das alles nicht, es reichen wohl wenige tausend, um im Leben klarzukommen.

Das Logo als schöne aber etwas anrüchige Anspielung auf den Titel Wer hat den Größten

Vor einigen Jahren ist ein deutscher Radiosender für Jugendliche auf die Idee gekommen, mal nachzuprüfen, was deutsche Darbieter des Sprechgesangs wohl für einen Wortschatz haben, da diese ja besonders viel mit Wörtern jonglieren. Das Ganze wurde unter dem etwas bemüht provokanten Titel (und Logo!) „Wer hat den Größten“ 2015 veröffentlicht (Quelle). Genauer gesagt, war es nicht deren Idee, das wurde in Amiland schon für Popmusiker durchgeführt (2015 Quelle), die die Idee aus einer Untersuchung für US-Amerikanische Reimer – dem Original – geklaut haben (2011  Quelle).

Die Untersuchung ist natürlich nicht wissenschaftlich, sie wurde von einem bekennenden Anhänger des Sprechgesangs betreut und geht nur peripher auf die Rahmenbedingungen ein: Es wurden die letzten 16.000 Wörter untersucht, die durch die Akteure veröffentlicht wurden. Diese wurden einer Firma zur Auswertung übergeben, die auch bestimmte Filter vorgenommen hat, wobei auch verschiedene Formen eines Wortes ignoriert wurden. Das klingt in Ordnung, zumal, wenn alle dem gleichen Procedere unterworfen werden. Zum Vergleich wurden nach demselben Verfahren Werke von Goethe (Faust I) und einer Schlagersängerin herangezogen.

Das Ergebnis ist verblüffend: Unser Goethe steht mit 2913 Wörtern nur auf dem dritten Platz während der erste Platz eines Sprechgesangsdarbieters  3093 Wörter aufweist. Kann das sein? Die Schlagersängerin auf dem letzten Platz! Es wundert mich vor allem, weil aktuell die genannten Darbieter sich von selbst meist auf wenige Themen beschränken: Kriminalität, Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Antisemitismus. Da müsste der Wortschatz doch stark eingeengt sein?! Von der Unmusikalität ganz zu schweigen, aber darum geht es hier nicht.

Im Vergleich mit der Amistudie zeigt sich, dass dort mit 35.000 wesentlich mehr Wörter untersucht wurden und sich der größte Wortschatz auf 7392 Wörter summiert. Das kommt im Verhältnis ungefähr hin, wenn man bedenkt, dass in einem größeren Werk auch mehr Wörter gefunden werden, hier also mehr als doppelt so viel. Auch dort wurde ein Vergleich mit einem Schriftsteller (Shakespeare) gezogen (unter Berücksichtigung unterschiedlicher Werke), der wohl gerade noch im oberen Drittel landete.

Zurück nach Deutschland: es werden auch die häufigsten Wörter bei bestimmten Akteuren genannt. Hier ein paar Beispiele ohne Zuordnung: haben, ficken, leben, immer, kommen, Junge, so, egal, Geld, Wissen, leben, Rapper, Bitch. Und als sogenannte Ad-Libs (von „ad libitum“, die Kür unter den Berufs-Stotterern) Yeah!, Ey!, Hey, Yo!, uh.

Besonders bei letzteren würde ich etwas anzweifeln, ob man die als Wörter definieren kann. Ich verstehe Wörter als Bestandteile des klassischen Sprachgebrauchs. Von mir aus, alles, was im Duden steht, obwohl der auch schon versucht , den Zeitgeist einzufangen und schlimme Modewörter mit aufnimmt. Ich könnte ein Werk nur mit Pupslauten erstellen und würde damit Goethe und alle Sprechgesänger in den Schatten stellen. Natürlich kommt es nicht nur auf die Anzahl an, sondern auch auf den Inhalt!

Einer der Darbieter (Platz 8) hat eine schöne Stellungnahme von sich gegeben: „Ich bin überrascht, dass ich so weit vorne bin. Ich sag‘ ja immer nur das gleiche. Aber eigentlich ist es sowieso viel schwieriger, mit wenig Worten irgendwas sehr Gutes zu sagen. Deswegen ist mein Ziel: Ich möchte an das Ende dieser Liste! Ich will auf Platz 100 sein und auf dem nächsten Album nur noch drei Worte benutzen. Aber trotzdem vielleicht mehr aussagen als manch ein Rapper mit tausenden Wörtern sagt.“ Also, das gefällt mir; es ist ein Merkmal der Kunst mit wenigen Mitteln etwas auszusagen; was ich gut finde; aber es ist auch schön und stilvoll, die Vielfalt eines Wortschatzes zu auszuleben.

Mich würde natürlich auch mal interessieren, wie sich Lustwort so schlägt. Also eigentlich habe ich den Anspruch, mehr als Sprechgesänger zu bieten, aber Goethe will ich nicht übertrumpfen.

Der Titel der Studie ist damit doch sehr zutreffend und ironisierend zugleich. Es geht nicht darum, wer den größten hat, sondern (auch) darum, welche Aussagen getroffen werden und was die Wörter einem bedeuten.

29. September 2020 // Deutsches, Wörter // Kommentar schreiben!

Ein Urknall deutscher Rockmusik

Vorbemerkung: Als Urknall wird in der Kosmologie der Beginn des Universums, also der Anfangspunkt der Entstehung von Materie, Raum und Zeit bezeichnet. (Wikipedia) Ok, das ist vielleicht ein kleines bisschen übertrieben in diesem Zusammenhang, aber manche verstehen  sicher, was ich meine.

Es gibt Künstler, die ich früher schonmal gehört habe und toll fand, aber mit der Zeit verblasst das Bild, auch weil das Werk nicht mehr aktuell erscheint. Dann entdeckt man zufällig mal ein Video, hört sich die Musik nochmal an, entdeckt ein noch tolleres Video und ist so hingerissen, das man möglichst alles konsumieren möchte, was es dazu gibt. Das passierte mir in diesem Fall.  // weiterlesen! 

Reden ist nicht immer silber

Grundsätzlich ist es ja gut, dass Menschen miteinander reden: „Kannst Du mir mal das Salz reichen?“ ist besser, als sich spontan über den Tisch zu beugen, den Schlips in der Suppenschüssel zu versenken, dem Nachbarn die Sicht zu nehmen und dabei möglicherweise das Bierglas umzukippen, wobei der Tischnachbar, dem das Bier über die Hose läuft, erschrocken aufspringt, mit den Beinen so heftig gegen den Tisch stößt, so dass dieser umkippt, alles auf dem Boden landet und das gepflegte Essen und die Harmonie leichte Irritationen erleiden.

Es ist Teil unserer menschlichen Kultur und oft hilfreich, sich über diese Art der Kommunikation zu verständigen. Auch der Gedankenaustausch ist gut: es gibt vereinzelt sogar Menschen, die einen inspirieren können. Manche reden aber nur, ohne etwas zu sagen. Selbstdarstellung? Angst vor der Stille? Psychose? Oft sieht man das im Restaurant oder im Cafe, der eine redet, die andere hört zu; oder umgekehrt. In einem durch. Zutexten nennt man das. Quasseln. Verbale Entsorgung. Ich verstehe nicht, wie man sich das als Empfänger gefallen lassen kann. Kommunikation sollte immer ein Austausch sein.

Unter Männern (vielleicht auch unter Frauen) kann man manchmal ganz entspannt sein. Man sitzt zusammen – und schweigt [Stille]. Man genießt einfach das Bier und die Situation und hat ein geheimnisvolles gemeinsames Verständnis dafür. Es gibt keinen Zwang keinen Wunsch, kein Verlangen zu reden. Das würde ja die schöne Situation stören! Schweigen kann auch Gold sein.

Nachtrag: Man kann auch kommunizieren, ohne zu reden (nonverbale Kommunikation). Das finde ich sehr interessant und führe das bei Gelegenheit vielleicht mal weiter aus.

Neulich musste ich mich im Netz nackt ausziehen, unterwerfen, versklaven, erniedrigen lassen.

Dabei gab es nur den Wunsch, eine Ferienwohnung für ein paar Tage anzumieten. Mit der Familie. Einen Geburtstag feiern und dabei ein paar Tage ausspannen. Dazu kann man die schönsten Angebote im Netz finden; es gibt Anbieter, die Angebot und Nachfrage vermitteln. In diesem Fall ein US-amerikanischer Großkotzkonzern mit A. Ihr werdet gleich erfahren, warum diese Information wichtig ist.

Freistehende Villa mit Garten und Grünblick – klang sehr gut. Etwas stutzig wurden wir bei den Nutzerkommentaren: Es gab genau zwei davon, die beide darauf hinwiesen, dass die Buchung durch den Gastgeber gekündigt wurde. Das habe ich nicht verstanden. Sind Gastgeber nicht froh, wenn man Ihnen Geld gibt? Oder haben die vielleicht jemanden gefunden, der mehr Geld gibt? Egal, das Angebot klang verlockend und wir wollten das buchen.

Halt! Buchen geht natürlich nicht einfach so. Man muss sich erst als Nutzer registrieren. Kein Problem, einfach Namen und Adresse eingeben und dann buchen. Nee, die altmodische Adresse möchten die gar nicht wissen, stattdessen werden Geburtstag, Telefonnummer, E-Mail abgefragt. Nur personenbezogene Daten sind wertvoll! Na gut das kann ja zur Kommunikation wichtig sein. Die letzten beiden Informationen müssen aber verifiziert werden – es wird kontrolliert, ob man nicht gelogen hat.

Man bekommt eine E-Mail, die man bestätigen muss. Dann bekommt man noch einen Anruf mit einer Nummer, die man bestätigen muss. Alles gut, jetzt aber! Nein. Bitte verifizieren Sie sich über ein offizielles Dokument. Führerschein, Pass, Personalausweis. Hallo!? Ich möchte mich nicht beim BND bewerben, sondern eine Unterkunft buchen! Dazu muss man das Dokument in die Kamera halten, die ein Foto davon macht und es an den Anbieter weiterleitet. Na, da nehme ich doch meinen Führerschein. Ein alter grauer Lappen aus den Siebzigern ;-) Der wurde natürlich nicht akzeptiert. Da gibt es wohl Menschen, die die Dokumente prüfen. Mit dem grauen Lappen konnten die natürlich nichts anfangen. Das war der Moment, an dem ich aufgeben wollte. Aber nicht mehr konnte. Ich nahm meinen wertvollen Personalausweis und hielt ihn in die Kamera.

Das wurde schließlich akzeptiert. Alles gut? Nein! Um das Bewerbungsverfahren abzuschließen, machen Sie jetzt bitte ein Foto von Ihrem Penis. Danke; und jetzt bitte auch im eregierten Zustand, damit wir die Echtheit verifizieren können. Jawoll! [Hackenzusammenschlag] Heil Dir Vermittlungsunternehmen A!

Das letzte habe ich jetzt – ehrlich gesagt – erfunden, aber ich hatte es wohl mit einem faschistischen Datensammlungsunternehmen zu tun, das offensichtlich machen darf, was es will. Das Hauptziel ist es, personenebezogene Daten abzugreifen. Diese werden dann mit größtmöglichem Gewinn an andere verkauft, verknüpft und gegen einen verwendet. Die Funktion als Vermittlungsagentur ist nur Tarnung.

Jedenfalls war ich jetzt in der Lage, die gewünschte Unterkunft zu buchen. Buchen? Nein! ich darf eine Buchungsanfrage stellen. Ich soll mich bewerben! Haben die sie noch alle? Die Anfrage wurde natürlich abschlägig beurteilt. Das Objekt wäre für die nächsten 8 Monate bereits ausgebucht. Kann man das nicht vorher schon klären? Ja, aber dann kommen die nicht an die Daten.

Nach deutschem Recht ist es immerhin möglich, persönliche gespeicherte Daten auch wieder löschen zu lassen. Natürlich wird einem das so schwer wie möglich gemacht. Als Antwort auf meinen Antrag kam eine E-Mail: Bitte beantragen Sie das nochmal und senden uns zur Verifizierung Ihren Personalausweis (und das Penisfoto). OK, erster Teil erledigt. Dann kam die zweite E-Mail. Wir haben Ihr Anliegen geprüft; wenn Sie nichts mehr von uns hören, ist wohl alles erledigt. Nein, ich möchte eine Bestätigung der Löschung! Dazu habe ich dann nie mehr etwas gehört. Und das Gefühl, dass da draußen im Netz vielleicht noch irgendwo mein Perso rumgeistert verunsichert mich.