Tschuldigung!
Es ist schön, dass es eine Möglichkeit gibt, Versehen oder Rüpeleien wieder gut zu machen, oder genau genommen, zumindest die Achtung der anderen wieder zu erlangen und Unstimmigkeiten zu klären. Das ist ein bisschen so, wie die Beichte in der katholischen Kirche. Ich erkläre mich und erhalte den Segen.
Ich weiß nicht mehr genau, wie es früher war (früher war mehr Lametta), aber heutzutage kann man den größten Blödsinn oder Beleidigungen oder Hetze von sich geben und mal abwarten, was passiert. Wenn dann der Schitstorm zu groß wird, und das mühsam erarbeitete Image oder die Einnahmen wegzusacken drohen, entschuldigt man sich einfach: So war das gar nicht gemeint, falsch verstanden, ich bin eigentlich ein netter Kerl, alles vollkommen überzogen. Und dann ist alles wieder gut. Meistens funktioniert das, weil die Menschen offen für Eingeständnisse und oft nachsichtig sind.
Aber leider ist das formal gesehen kein korrektes Vorgehen. MAN KANN SICH NICHT SELBST ENTSCHULDIGEN. Die Schuld abladen, loswerden. Man kann um Entschuldigung bitten, und die Betroffenen können das akzeptieren, oder auch ablehnen. Das finde ich richtig so, sonst wäre es ja auch zu einfach. Aber keiner achtet mehr auf solche Feinheiten. Die meisten Täter kommen mit der Selbstentschuldigung durch. Und das ist ungerecht. Aber ich muss auch sagen, dass die Öffentlichkeit aktuell sehr hysterisch und immer intoleranter auf bestimmte Aussagen reagiert. Das fördert die Entschuldigungsunkultur und hemmt den Meinungsaustausch.
Chapeau! So präzise habe ich das mit der „Entschuldigung“ nirgends gelesen. Ich werde mir die Perspektive merken.Gratulor!
Schöne Grüße
PJ
Merci vielmals für die Blumen, Monsieur Sprachbloggeur!