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Mein digitales Erbe

Während mein Vater uns nach seinem Tod noch mehrere tausend Bücher als sein Vermächtnis überlassen hat (mit deren Einschätzung, Nutzung, Lagerung, Erhaltung, Verteilung, Weiterverwertung, Entsorgung wir ziemlichen Aufwand betreiben mussten), kann ich mein digitales Vermächtnis/Erbe auf einer handlichen Festplatte weitergeben.

Darauf wird dann auch noch viel mehr zu sehen sein, als in der großen Bibliothek jemals zu finden waren: mein gesamtes Schaffenswerk als Netzgestalter, samt der Kommunikation, meine privaten Daten, alle Familienfotos, meine Musiksammlung, meine Filmsammlung. Und dieses digitale Tagebuch. Ein gefundenes Fressen für Biographen, ein viel zu großes Andenken für die Familie.

Worum ich mich noch kümmern muss, ist eine Liste der Passwörter zu sämtlichen Diensten, die ich so genutzt habe. Wahrscheinlich dann als Ausdruck auf Papier. Im Grunde sind das gar nicht so viele. „Soziale Netzwerke“ fand ich immer Scheiße.

Außerdem sind das alles nur Daten ab den neunziger Jahren, als es mit den Rechnern so anfing. Alles vorher muss ich noch digitalisieren. Puh! Aber wer sich dann die Mühe macht, alles durchzuforsten, kann ein wunderbares Psychogramm meiner Persönlichkeit erstellen. Falls das jemanden interessiert.

11. Juli 2018 // Gedanken // Kommentar schreiben!

Fahrradimpression

Man sitzt an einem Sommerabend auf dem Balkon in einer ruhigen Seitenstraße und beobachtet die Fahrräder/Fahrradfahrer, die unten lautlos vorbeifahren: schickes Rennrad, lässiger Mensch der freihändig fährt, Paare, die nebeneinander fahren, einer, der telefoniert und freihändig fährt; cool! Und dann kommt ein alter Mann mit weißem Rauschebart auf einem riesen-Dreirad obergemütlich vorbeigeradelt; der schlägt alles!

Kleiner Nachtrag im Zusammenhang mit Zweiradfahrkünsten: letztens habe ich einen jungen Erwachsenen auf der Potsdamer Straße  gesehen, dem es auf dem Fahrrad wohl zu warm wurde, und seinen Pulli ausziehen wollte. Im Fahren natürlich. Und er hatte noch einen Rucksack um. Also: erstmal den Rucksack auf einer Seite ausgezogen, den linken Ärmel des Pullis ausgezogen, den Rucksack links wieder umgehängt auf der rechten Seite ausgezogen, den Ärmel auf der rechten Seite ausgezogen. Dann konnte der Rucksack wieder normal getragen werden. Der Pulli wurde über den Kopf gezogen. Alles beim freihändigen Fahren. Geschafft. Nicht ganz: der Pulli musste natürlich noch im Rucksack verstaut werden! Also Rucksack wieder ausgezogen (siehe oben), Pulli rein, Rucksack angezogen.  Alles gut. Ich fuhr im Auto die ganze Zeit neben ihm her. Im Endeffekt war er noch schneller vorangekommen als ich.

Wort des Jahres 2016

Bin gerade – und etwas spät, ist aber immer noch aktuell,  über das Wort des Jahres 2016 gestolpert:

„Das Wort des Jahres 2016 ist postfaktisch. Diese Entscheidung traf am Mittwochabend eine Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden. Sie richtet damit das Augenmerk auf einen tiefgreifenden politischen Wandel. Das Kunstwort postfaktisch, eine Lehnübertragung des amerikanisch-englischen post truth, verweist darauf, dass es in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen heute zunehmend um Emotionen anstelle von Fakten geht. Immer größere Bevölkerungsschichten sind in ihrem Widerwillen gegen »die da oben« bereit, Tatsachen zu ignorieren und sogar offensichtliche Lügen bereitwillig zu akzeptieren. Nicht der Anspruch auf Wahrheit, sondern das Aussprechen der »gefühlten Wahrheit« führt im »postfaktischen Zeitalter« zum Erfolg“
(Gesellschaft für deutsche Sprache e. V.; https://gfds.de/wort-des-jahres-2016/)

Könnte auch das Wort des Jahres 2017 sein – und 2018 und vielleicht auch noch länger. Dem ist sonst nichts mehr hinzuzufügen, außer vielleicht: es ist scheiße, dass es so ist (vorsichtiger formuliert: ein für einen akademischen Menschen unerträglicher Zustand).

Mir gefällt übrigens das Wort „Lehnübertragung“ in dem o.g. Zitat, habe ich noch nie gehört und schön altmodisch!

02. Juli 2018 // Wörter // Kommentar schreiben!

Pedant

bezeichnet eine Person folgender Art: „in übertriebener Weise genau; alle Dinge mit peinlicher, kleinlich wirkender Exaktheit ausführend“ (Duden). Nun, alle Dinge führe ich nicht auf diese Weise aus, aber manche. Drei Beispiele:

  • wenn ich Geld am Automaten ziehe, sortiere ich die Scheine in meiner Börse nach Wert und zwar die großen Scheine nach hinten und die kleinen nach vorne. Das hilft mir später beim Bezahlen, ich muss nicht suchen.
  • Bei meinem Schlüsselbund habe ich die Schlüssel sortiert! Erst einmal ist es wichtig, dass alle Schlüssel mit dem Bart zu einer Seite zeigen, sonst muss man immer wieder prüfen, wie rum die rein müssen. Dann natürlich die Reihenfolge: Der Haustürschlüssel zuerst, dann der Wohnungsschlüssel, dann der Wohnungsschlüssel 2, dann der Wohnungsschlüssel 3, dann der Briefkastenschlüssel und der Fahrradschlüssel. So kann ich beim Griff in die Hosentasche bereits den richtigen Schlüssel auswählen und sofort anwenden (ich habe nie diese Frauen verstanden, die zu der geschlossenen Tür gehen, dann erstmal ihre Handtasche aufmachen, den Schlüsselbund suchen, dann evtl. den richtigen Schlüssel finden, diesen in die richtige Richtung drehen, um dann erst das Schloss aufzumachen; in der Zeit habe ich bereits einen Teil meiner Arbeit erledigt!). Für’s Büro habe ich einen extra Schlüsselbund: Zwei Schlüssel, keine Sortierung sinnvoll.
  • Ich mag auch allgemein Ordnung: erstens sieht es nicht ästhetisch aus, wenn alles herumliegt, zweitens hilft es erheblich im Alltag. Ich hasse es, wenn ich etwas suche und nicht finde. Dabei hilft mir die Ordnung. Es gibt Menschen, die sagen, Unordnung wäre nur kreatives Chaos. So kann man sich die Welt schönreden; in Wirklichkeit sind sie nur nicht in der Lage, organisiert zu handeln.

Ist das jetzt nur pedantisch oder schon krankhaft? Zusammenfassend würde ich mich nicht als Pedant bezeichnen, bei mir ist es Faulheit – oder auch einfach Bestandteil einer guten Organisation des Alltags!

02. Juli 2018 // Erfahrungen // Kommentar schreiben!

Neues Bier

Bier trinken macht wieder Spass. Und ich meine nicht die klassischen Biere, die wir immer getrunken haben: Bitburger, Flensburger (Beck’s habe ich immer gehasst. Schön, dass die Oranienbar früher ein Schild aufgehängt hat: „No fuckin‘ Beck’s“. Und das schon in den achtziger Jahren!).

Mittlerweile gibt es eine Unmenge an super schmeckenden und köstlichen Bieren, die ich hier (noch) nicht aufzählen kann/möchte. Stichwort: Craft Beer. Eine Bewegung aus den USA und erfolgreich, obwohl wir in Deutschland ja die beste Biererfahrung und auch schon in größter Vielfalt haben.

Trotzdem: Probiert einfach alles, es macht Spaß! Meine Zuneigung begann mit Störtebeker. Ja, mittlerweile auch ein Industriebier, aber wirklich gut für den Einstieg. Dann kamen noch BRLO und andere dazu. Die Geschmacksvarianten werden in verschiedenen Verkostungen geprüft und bewertet. Hilfreich ist das Muted Horn in Neukölln. Und mein Freund AND. Je weiter man sich eintrinkt, desto interessanter werden die Möglichkeiten. Probiert es! (siehe auch hier)

18. Juni 2018 // Kulturelles // Kommentar schreiben!

Fortschritt

Der technische Fortschritt entwickelt sich in den letzten Jahren wie verrückt. Gleichzeitig geht die Entwicklung des Homo Sapiens zurück. Ich will nicht sagen umgekehrt proportional, aber doch bemerkenswert. Lange bekannte Weisheiten werden vergessen, die sprachliche Ausdruckskraft leidet, und es gibt wieder mehr Egozentrik als Gemeinsinn, auch politisch gesehen. Große soziale Errungenschaften werden in der Entwicklung gehemmt oder zurückgedrängt: Umweltschutz, Gleichberechtigung, Gemeinschaften, Privatsphäre. Das ist frustrierend. Aber immerhin: die Daumen werden trainiert, wenn man auf den Telefon rumtippt.

18. Juni 2018 // Gedanken // Kommentar schreiben!

Bier weg, egal!

Dose des Anstoßes

Es war in den frühen achtzigern: die Toten Hosen im Loft (in dem ich auch dieses erlebte). Ich stehe schön weit vorne, um einen guten Blick zu haben. Freue mich mit einer gepflegten Dose Karlsquell in der Hand auf ein schönes Konzert. Da geht es schon los: die Jungs  kommen auf die Bühne und fangen an zu schrammeln. Gassenhauer, aber nett.

Plötzlich springt mir ein wild gewordener Nachbar von hinten dermaßen auf den Rücken, dass ich umknicke und meine zu dreiviertel volle Bierdose auf den Boden fällt und ausläuft. Ich bin sauer: Eh, was soll der Scheiß? Ich sehe mich um und sehe, wie alle um mich herum durch die Gegend hüpfen und sich gegenseitig anspringen!?

Pogo nennt man das. Eine Erscheinung, die vor allem bei Punkmusik anzutreffen ist. Also, es blieb mir nichts anderes übrig, als mitzumachen. Und es hat Spaß gemacht. Zu Bommerlunder, belegten Brötchen mit Schinken und Ei und so. Das Bier war jedenfalls schnell vergessen. Mein Einstieg in die sportliche Pogowelt. Auch wenn die genannte Kapelle natürlich keinen Punk spielt. Damals war man nicht so wählerisch. In den späten Achtzigerjahren haben wir dann zu Madonna Pogo getanzt (nicht mehr ganz so wild…).

[Kleine Anmerkung in Nachhinein: Ich mag Campino und bewundere seine Aufrichtigkeit, aber singen kann er nicht, nur gröhlen; die Musik der Hosen ist mittelmäßiger Rock und vollkommen überschätzt! Das musste mal raus.]

Nieder mit dem Imperialismus!

Ich wusste es immer und hiermit wird es belegt: Der US-Amerikanische Imperialismus schreitet immer weiter voran und kennt keine Grenzen mehr. Jetzt haben wohl Mitarbeiter des Geheimdienstes Sumpfkrebse aus Louisiana in unserem Tiergarten ausgesetzt. Genauer gesagt: Rote Amerikanische Sumpfkrebse (Procambarus clarkii). Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie alles fressen, was ihnen in den Weg kommt  und die angestammte Flora und Fauna auf Dauer vernichten. Kommt mir irgendwie bekannt vor. Ist das nicht auch die klassische Strategie von kapitalistischen Großkonzernen, wie zum Beispiel Telefonhersteller mit A., soziales Netzwerk mit F., Versandhändler mit A. und andere? Alle Konkurrenten auffressen, den Markt beherrschen und abkassieren?

Egal, die Krebse vermehren sich auch noch schneller als die Karnickel, quasi viral, sodass innerhalb kürzester Zeit eine dermaßen bedrohende Population zusammenkam, dass Gegenmaßnahmen erforderlich wurden: Der Senat hat die Tiere zum Fang freigegeben. Ein Fischer hat die Lizenz erhalten, alles zu fangen, was er kriegen kann. So kamen in den ersten Tagen bereits 1600 Exemplare zusammen.

Die Frage tauchte natürlich auf, was man mit diesen Mengen anfangen kann und man stellte fest, dass die Tiere – gut zubereitet – durchaus genießbar sind! Also ab in den Markt damit und an viele dankenswerte Gourmets verkauft. Es bleiben nur noch die leblosen Schalen übrig. Die kann man bestimmt noch kompostieren und weg ist alles. Problem gelöst! Kann man das nicht auch mit den Konzernen so machen?

Ein Roter Ami-Krebs bedroht gerade einen harmlosen Fahrradfahrer im Tiergarten.

Foto: dpa/Gregor Fischer

Radio aus dem Netz

Es gibt ja mittlerweile viele Möglichkeiten Musik zu hören. Tonband, Schallplatte, Kassette, CD Player, Radio. Oh, alles schon veraltet! Heute hört man über sein Telefon. Auch da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Lokal gespeicherte Musik, Strömungsdienste, Musik im Netzwerk (dazu später mehr). Heute möchte ich mal ein Hoch auf das Internetradio schreiben. Es gibt aktuell laut Shoutcast unglaubliche über 80.000 Radiosender weltweit, die man über das Netz anhören kann. Kostenlos! Das hat mir vor langem schon einmal geholfen.

Das größte Problem dabei: den passenden Sender finden. Eine erste Hilfe bietet dabei das genannte shoutcast.com. Hier kann man nach Musiktiteln suchen, die gerade laufen oder Sender nach Genres durchblättern. Ganz interessant: Es wird auch die Anzahl der aktuellen Hörer angezeigt. Ich suche mir gerne Sender heraus, die weniger gehört werden ;)  Leider ist die Seite seit der Erneuerung vor ein paar Jahren erheblich abgespeckt und fehlerhaft.

Zum Anhören nimmt man auf dem Fenster-Betriebssystem den guten alten Winamp. Auf Android empfehle ich Audials aus deutschen Landen. Das bekannte Tunein ist mir zu beschränkt und zu werbelastig. Auf der Internetseite kann man aber auch gut recherchieren. Wer mag, kann übrigens mit Audials auch alles aufnehmen, was gehört wird und sich so eine imposante Musiksammlung zulegen!

Es gibt im Netz sonst kaum Hilfestellung oder Empfehlungen zu guten Sendern. Anscheinend ist das gar nicht so beliebt? Alle kennen nur Spotify und Youtube. Egal. Für die, die es interessiert, dokumentiere ich das, was ich bisher für gut befunden habe. Alles ohne Werbung! Reihenfolge zufällig:

Verdure

Wird als „Ambient“ bezeichnet, was ich eher als Schimpfwort empfinde. Mir fällt aber auch kein besseres Schlagwort ein. Ruhige besondere elektronische Musik vielleicht. Also, das ist kein Schlagwort, eher Beschreibung. Egal. Gefällt mir.
http://yp.shoutcast.com/sbin/tunein-station.pls?id=361942

DeepMix Moscow Radio

Fälschlicherweise als „Techno“ gruppiert. Bietet aber überwiegend trockene deephouse Geschichten. Sehr schön. Kann man gut im Hintergrund laufen lassen.
http://yp.shoutcast.com/sbin/tunein-station.pls?id=61384

Lush. Mostly female

Wie der Name sagt, überwiegend weibliche Stimmen. Aber nicht alle, sondern vor allem ruhige, oft elektronische und lounge-ige Musik, manchmal triphoppig. Ein Sender der Gruppe SomaFM. Dort sind fast alle Sender zu empfehlen. Etwas USA-lastig, aber bei über 30 Sendern viel Auswahl. Ein weiterer Sender folgt gleich.
http://somafm.com/player/#/now-playing/lush

Digitalis

Ruhige elektronische Musik. Kann man auch immer hören, ebenfalls von SomaFM.
http://somafm.com/player/#/now-playing/digitalis

Die Seite von SomaFM. Ein kleiner Ausschnitt von über 30 recht hörenswerten Sendern

ByteFM

Ein hochgelobter, reiner Internetsender Sender aus Deutschland. Klassisches Radio mit Textbeiträgen. Ja sehr anspruchsvoll, aber kann ich irgendwie nichts mit anfangen. Oft sehr gemischte Musik in einer Sendung, scheint etwas gewollt konzeptlos(?).
https://www.byte.fm/player/live/

Radio1

Eigentlich ein klassischer UKW Sender. Das hat man früher über Antenne empfangen. Geht jetzt auch über das Netz. Radio1 spielt überwiegend gute Musik und ist sehr gediegen und professionell aufgestellt. Die wichtigste Sendung heißt „Schöne Töne“ mit Sven Helbig. Eine Empfehlung von AND. Leider mit Werbung.
https://www.radioeins.de/livestream/

Ach ja. Und dann habe ich noch einen Sender mit klassischer Musik aus dem Iran gefunden. Diese Musik geht so tief in den Körper und und die Seele. Man spürt die Jahrtausende alte Kultur, die da zugrunde liegt. Den Namen habe ich leider nicht mehr. Kommt nach Möglichkeit nach. (erledigt: Radio Darvish – Classical persian Music).

Es gibt übrigens auch Sender, die nur Umweltgeräusche abspielen, zum Beispiel Regen im Urwald, oder Vogelgezwitscher, oder Meeresrauschen. Kann sehr schön und/oder beruhigend sein.

Und sonst? Puh, es gibt noch viel zu entdecken!

01. Juni 2018 // Musikalisches // Kommentar schreiben!