Deppenseiten

Ich habe früher auch mal gerne die Seiten im Netz gelesen, wie deppenapostroph, deppenleerzeichen, deppensonstwas, die sich mit öffentlich begangenen Rechtschreibfehlern befassen und das auch entsprechend anprangern und kommentieren. Auf die Dauer wird das öde. Ich mag es auch nicht mehr, wenn man sich nur noch über die Urheber lustig macht. Es muss nicht jeder gut in Rechtschreibung sein. Man sollte schon unterscheiden, wie gebildet die Urheber sind und wie wichtig die korrekte Rechtschreibung im jeweiligen Fall ist.

Der Depp wird in der freien Enzyklopädie mit „Idiot“ gleichgesetzt, was ich nicht ganz passend finde. Idiot ist schon etwas zu stark; der Depp ist für mich eher ein harmloser Trottel.

Ich gebe aber zu, dass zum Beispiel der falsch gesetzte Apostroph extrem verbreitet ist und offensichtlich auch immer häufiger vorkommt. Das liegt zum Einen an der zunehmenden Gleichgültigkeit gegenüber der eigenen Sprache zum anderen am Einfluss der Ami’s (Spaß), bei denen der Genitiv eines Namens entsprechend geschrieben wird. Man sollte durchaus versuchen, das aufzuhalten, nur scheinen die oben genannten Seiten ihre Zielgruppe zu verfehlen.

Im akademischen Bereich ist es natürlich etwas anderes, wenn Rechtschreibfehler begangen werden. Insbesondere in den Medien und anderen Bereichen, die öffentlich auftreten und einen professionellen Anspruch haben. Hier kann und sollte man durchaus kritisieren, zumal hier auch eine Vorbildfunktion zu erfüllen ist. Leider lässt auch hier die Rechtschreibfähigkeit, oder der Wille dazu auch immer weiter nach, weil alles nur noch schnell veröffentlicht werden muss und die Qualität dabei keine Chance mehr hat.

Im Netz habe ich übrigens aufgehört, mich über Rechtschreibfehler aufzuregen, da hier eine Verhinderung des ständigen Missbrauchs der deutschen Sprache vollkommen aussichtslos ist. Man müsste schon grundsätzlich rangehen: falsche Rechtschreibung verbieten, unter Strafe stellen, ein Meldeportal zur Anzeige besonders schlimmer Fälle einrichten, die entsprechenden Seiten sperren und deren Urheber den Führerschein entziehen, an den Pranger stellen, verhaften, auspeitschen. Oder vielleicht die Genehmigung zur Veröffentlichung von Texten an den erfolgreichen Abschluss eines Pflichtkurses zur deutschen Sprache mit Zertifikat knüpfen. Nun, sooo wichtig ist das alles nicht. Ich habe aus Spaß vor längerem mal eine kleine Sammlung mit den beliebtesten Rechtschreibfehlern im Netz angefangen, aber nach kurzer Zeit das ausufernde Projekt wieder eingestellt.

Unabhängig davon finde ich es grundsätzlich gut, wenn Fehler aufgedeckt, dokumentiert und ggf. erklärt und korrigiert werden. Das hilft auch der Weiterbildung – für mich und andere. Und korrekte Rechtschreibung hilft der Kommunikation und der Kultur. Immerhin haben die Seiten auch einen Einfluss auf mich gehabt: beim Schreiben denke ich immer wieder daran, bloß keinen falschen Apostroph zu setzen (habe ich weniger Schwierigkeiten mit) und kein falsches Leerzeichen zu setzen (hatte ich bisher nicht so beachtet.). Und ich habe durchaus den Anspruch, nicht auf einer dieser Seiten als abschreckendes Beispiel zu landen!

Hier einfach mal ein lustiges Beispiel (mehrere Rechtschreibfehler, und vor allem eher ein Freud’scher Verschreiber). Das nachträglich eingefügte o ist kaum zu erkennen. Auch: die Fliege als t-Punkt hat’s schon erwischt.

08. Oktober 2018 // Deutsches, Kulturelles // Kommentar schreiben!

Der Götterbote (aber auch Gott der Diebe)

Hermes, wie er früher mal aussah – heute ein miserables Unternehmen

Hermes (griechisch Ἑρμῆς, auch Hermeias Ἑρμείας, dor. Hermas Ἑρμᾶς) ist in der griechischen Mythologie der Schutzgott des Verkehrs, der Reisenden, der Kaufleute und der Hirten, andererseits auch der Gott der Diebe, der Kunsthändler, der Redekunst, der Gymnastik und somit auch der Palästra und der Magie. Als Götterbote verkündet er die Beschlüsse des Zeus und führt die Seelen der Verstorbenen in den Hades (Unterwelt). Er gehört zu den zwölf großen Olympischen Göttern. (Wikipedia)

Eigentlich ist mir die Zeit zu schade, um über dieses öde Thema zu schreiben. Eine Erfahrung hat mich dann doch dazu inspiriert, vor allem, weil diese auch auf andere Bereiche übertragen werden kann.

Also: habe letzte Woche etwas harte Ware im Netz bestellt. Am selben Tag kam die Bestätigung per E-Mail: „Ihre Bestellung wurde an den Logistik-Dienstleister Hermes übergeben.“ Sollte am nächsten Tag eintreffen. Donnerwetter, das funktioniert ja gut!

Ich hatte bisher keine Erfahrung mit Hermes, jetzt habe ich sie. Ohne in die Details zu gehen, das Päckchen ist bisher nicht angekommen. Man hat ja immerhin die Sendungsverfolgung, mit der man sehen kann, wie der aktuelle Stand der Zustellung ist. Und diese deutete schon Probleme an. Erst nach fünf Tagen gab es den ersten Zustellversuch, der scheiterte, da gerade keiner da war. Ich dachte: egal, dann kann ich das beim Nachbar abholen.

Nein. Hermes gibt nicht ab, sondern möchte nochmal zustellen. Am nächsten Tag. Ich weiß, dass ich da nicht da bin. Es gibt Möglichkeiten, die Abgabe beim Nachbarn zu beantragen. Leider kann man nicht sagen: bei EINEM Nachbarn abgeben, sondern muss den Namen nennen. Das kann man natürlich keinem zumuten. Also habe ich die Abgabe in einem Hermes-Shop gewählt, obwohl einige hundert Meter entfernt. Da kann man wählen zwischen den Gewerben: Späti, Reisebüro, An- und Verkauf, Bäckerei. Alles nicht sehr vertrauenswürdig. Ich habe die Bäckerei gewählt, da die auch Sonntags auf hat und damit die Abholmöglichkeiten erhöht. Mal sehen, was passiert….

Auf dieser Grundlage habe ich mir mal den Spaß erlaubt zu recherchieren, welche Erfahrungen bei anderen vorliegen. Die Suchmaschine wurde mit dem Begriff „Nie wieder Hermes“ gefüttert. Es kam die Bestätigung: Ich bin nicht allein. Das ist schön, dokumentiert aber auch den unglaublichen Missstand. Es gab einige interessante Ergebnisse, die Anzahl wird von der Suchmaschine leider nicht mehr verraten. Unter anderem bin ich dabei auf ein Portal gestoßen, das wohl Bewertungen zu allem ermöglicht.

Die möchte ich Euch nicht vorenthalten. Es handelt sich um Bewertungen von Ende September/Anfang Oktober. Das Datum der Kommentare wird nicht angegeben, auch so ein neuer Trend der Verschleierung. Was soll die Anmerkung „Veröffentlicht vor 30 Stunden“? Egal. Alle Bewertungen sind chronologisch absteigend geordnet; und ich versichere, es wurden alle Bewertungen berücksichtigt. Wenn nicht anders angegeben, wurde ein Stern vergeben (die schlechteste mögliche Bewertung).

Hier die wesentlichen Aussagen (Rechtschreibfehler wurden übernommen, da Zitate):

  • Jedesmal unpünktlich,
  • Schlechter geht es nicht !
  • Nie wieder mit Hermes
  • Selbst dieser eine Stern ist noch zuviel!!!
  • Manche Menschen haben ihren Kopf nur, damit es in den Hals nicht rein regnet
  • Dass Amazon immer noch mit diesem unterirdisch – schlechten Lieferservice arbeitet, ist eine absolute Frechheit.
  • Nie wieder Hermes!!!!!!!
  • Innerhalb dieses Jahres sind allein schon vier Sendungen deutlich verspätet oder gar nicht angekommen.
  • Blumen sollten am 02.10 im Krankenhaus ankommen, 04.10 13:00 Uhr Lieferung ist noch immer nicht angekommen.
  • Ich verstehe nicht warum die existieren dhl ist so viel besser
  • Ich bekomme regelmäßig Ware aus Holland : […] 1 Paket dümpelt dann […] ca. 5 Tage vor sich hin (2 Sterne)
  • Ich habe noch nie ein so schlechten Paket Zusteller kennengelernt wie Hermes…..
  • Mit mächtig Vorsprung zum schlechtesten Lieferservice
  • 5 Sterne für Unzuverlässigkeit
  • Absolut unfähig
  • Sehr schlechte Service werde ich nie wider benutzen.
    Antwort von Hermes (hier haben sie gemerkt, dass sie mal reagieren sollten, wenn auch auf englisch)
    „Hi Hassan, We’re sorry to hear you’re not happy. We appreciate all feedback as it helps us to improve, so thank you for letting us know. […]“ Für weitere Infos soll man eine kostenpflichtige Nummer anrufen. Das Wort „improve“ war wohl nicht ernst gemeint.
  • Hermes ist der schlechteste „Versanddienstleister“ von allen.
    (Sarkastische Antwort von Hermes s.o.)
  • Ich schließe mich ausnahmslos allen Ein-Stern-Bewerbungen an.
    (Sarkastische Antwort von Hermes s.o.)
  • Fahrer gibt vor mich nicht angetroffen zu haben, ich war zu Hause, er hat nicht geklingelt.
    (Sarkastische Antwort von Hermes s.o.)
  • Ich hasse Hermes immer mehr
    (Sarkastische Antwort von Hermes s.o.)

Quelle: https://de.trustpilot.com/review/www.myhermes.co.uk

Das war nur die erste Seite mit Bewertungen. Es gibt noch acht weitere. Die erspare ich mir. Gibt wohl auch nicht viel neues zu erfahren. Die Gesamtbewertung des Dienstleisters liegt aktuell bei zwei von fünf Sternen (ich nehme an, freundlich aufgerundet, da es keine viertel-Sterne gibt), entspricht „mangelhaft“. Es wundert mich, dass es diese Firma noch gibt.

Früher wurde die Post auf diese Weise ausgeliefert. Manchmal denkt man, dass es heute noch so ist. Quelle: https://www.flickr.com/photos/94791180@N06/13957549520

Nachtrag vom 27.12.18: Das gleiche gilt natürlich auch für DHL.

05. Oktober 2018 // Erfahrungen // Kommentar schreiben!

Die unerträgliche Schönheit des Untergangs

Auf dem Gymnasium habe ich in Kunstgeschichte unter anderem gelernt, Bilder zu beschreiben und zu interpretieren. Dabei ging es um klassische Kunst, große und bekannte und vor allem anerkannte Künstler. Man kann aber natürlich auch andere Bilder betrachten. Wichtig ist, dass diese besonders sind, eine Aussage und/oder eine Bedeutung haben. Also, hier nach mehreren Jahrzehnten ein neuer Versuch der Bildbeschreibung, an einem Objekt, das mich dazu inspirierte und das eine gewisse gesellschaftliche Rolle spielt(e).

Hat sich hier jemand einen Scherz erlaubt?

Man sieht eine karge Landschaft in düsteren Farben. Alles ist in Grautönen gehalten, mit leichten Nuancen in das rötliche. Tief hängende Wolken, ein unendlicher Horizont. Im Hintergrund könnte das Meer sein. Eine Szene am Strand? Egal, entscheidend ist das monströse Gebilde in Bildmitte. Auf den ersten Blick ein riesiger Pilz. Auf den zweiten: eine Rauchwolke, wie sie typisch für Fotos von Atomexplosionen ist, also ein „Atompilz“. Mit Fuß, mit Stamm und mit Kopf.

Das abweichende ist vor allem der Kopf. Es sieht eher aus wie eine dreiköpfige Hydra. Einer nach links, einer nach rechts und einer nach vorne. Und dieser ist nochmal besonders: wenn man genauer hinsieht, erscheinen ein Knollennase, zwei Augen, ein groß geöffneter lachender Mund. Ein Clowngesicht! Als ich dies bemerkte, fragte ich mich: ist das ein echtes Foto? Ist das vielleicht gemalt, manipuliert, eine Persiflage?

Ich fing an zu recherchieren. Es gibt Suchmaschinen, die ähnliche Bilder oder Webseiten finden, die das Bild darstellen. Ich konnte keine Originalquelle finden. Kein Hinweis darauf, ist das ein Foto oder gemalt? Das macht die Sache mystischer, aber etwas unbefriedigend. Falls jemand hierzu etwas sagen kann, gerne, danke. Es gibt aber noch andere Bilder mit beeindruckender und erschreckender Schönheit (LINK)

Ich fürchte, das Bild ist nicht echt. Zumindest kein Foto. Schade.

Ich hatte damals in Kunst eine 4. Ich denke und hoffe, dass der Lehrer von dieser Interpretation begeistert wäre. Aber es liegen ja auch viel Jahrzehnte dazwischen. Sehr wahrscheinlich ist er tot und kann sein Urteil nicht mehr revidieren.

01. Oktober 2018 // Kulturelles // Kommentar schreiben!

Liberales

Ich bin ein sehr liberaler Mensch. Ich denke, jeder soll das machen, was er will. Es gibt aber eine kleine Einschränkung: Er darf dabei anderen nicht auf die Nerven gehen!

Damit wird es leider unmöglich mit der Liberalität, insbesondere im öffentlichen Raum. Hier kann es nur eine Mischung aus gegenseitiger Rücksichtnahme und Toleranz geben, da jedes Auftreten potentiell andere Menschen verärgern, verunsichern, beeinträchtigen, unterdrücken, einschränken, demütigen, beleidigen kann.

Das heißt konkret: derjenige, der sich ausleben möchte, muss dabei auch Rücksicht auf andere nehmen, derjenige, der das erleiden muss, kann das Verhalten des ersteren in gewissem Maße tolerieren, auch wenn es nicht gefällt.

Das nennt man zivilisierte Gesellschaft. Oder: Kultur. Gemeinsame Werte mit Toleranz für Abweichungen bis zu einem bestimmten Maß. Im Endeffekt geht es also darum, Maß zu halten und Rücksicht zu nehmen. Leider ist in letzter Zeit eine gewisse Tendenz zur hemmungslosen und egozentrischen Selbstdarstellung zu verzeichnen, die keine Rücksicht mehr auf Mitmenschen nimmt. Das ist gefährlich für das Zusammenleben in einer Gesellschaft und fördert die Intoleranz.

Es gibt auch so etwas wie „Scheißliberalität“. Davon distanziere ich mich hiermit. Das begegnet mir in Deutschland öfters. Es bedeutet, dass zum Beispiel „Intensivtäter“ (den Begriff verstehe ich nicht, da ein Täter ja normalerweise in Haft sitzen müßte und keine Straftaten mehr begehen kann) meist nach Aufnahme der Personalien laufen gelassen werden. Es geht um Integration in die Gesellschaft. Nur funktioniert das meist nicht so, da die betreffenden keinen Sinn für die Gesellschaft haben. Berlin ist ein gutes Beispiel für Scheißliberalität. Hier kann jeder fast alles machen, was er will, ohne belangt zu werden. Hunde illegal laufen lassen, falsch parken, Drogen verkaufen, bei rot über die Ampel fahren, Müll auf die Straße werfen, Polizisten, Sanitäter, Arbeitsamtmitarbeiter, Busfahrer angreifen. Keinen interessiert das. Und dann wird das auch noch als sexy bezeichnet.

Da werde ich doch auch mal intolerant.

Der Wille Gottes

Es ist ja ziemlich heikel, über Gott zu schreiben und ich hoffe, ich mache hier nichts falsch. Also, ich bin ja durchaus auch gottesgläubig, bete auch ab und zu, und gehe auch (ganz selten) mal in die Kirche.

Ich mag den Gedanken, dass es eine höhere Macht gibt, die über den Menschen steht und wacht. Und die Ehrfurcht vor etwas Übergeordnetem tut gut. Das sollte etwas verbreiteter sein. Dabei muss man ja nicht – wie ich – einer Kirche angehören. Das muss auch nicht ein Gott sein, wie er klassischerweise gesehen wird.  Dennoch ist man als Christ weitgehend von der Bibel geprägt, und die zehn Gebote sind zumindest der kleinste gemeinsame Nenner, den die meisten unterschreiben können (oder?).

Vor einigen Jahren habe ich auf unserem benachbarten St. Matthäus-Friedhof ein auf die Wand gemeißeltes Zitat – wohl aus der Bibel – gelesen, das mir aber gar nicht gefallen hat. „Im Ja zum Willen Gottes verliert das Leiden seine Macht„.

Herkunft leider unbekannt. Falls jemand dazu etwas sagen kann, gerne.

Das ist eindeutig zuviel verlangt! Sarkasmus pur. Ersteinmal ist Gott verantwortlich für Dein Leiden und Deine Bestrafung. Ist das so? Zweitens soll man dann auch noch nicht Leiden, sondern das Leid akzeptieren, weil es der Wille Gottes ist?

Vielleicht ist es blasphemisch, aber manchmal denke ich, dass wir selbst Gott sind. Alle Menschen sind Gott. Und das Zusammenwirken der Menschen ist Gottes Wille oder – weltlich gesprochen – Schicksal. Und wir tragen alle dazu bei. Deswegen lasst uns Gutes tun, damit die Welt besser wird. Leiden ist nicht schön, aber es geht meist auch vorüber.

Das Bild von einem treusorgenden Gott da oben lässt sich manchmal schwer kommunizieren. Der Glaube gibt trotzdem Hoffnung. Und lange Jahre haben wir dem Jungen mit einem selbst erfundenen Gebet auch beim seligen Einschafen geholfen:

Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm. Vielen Dank für diesen schönen Tag und hilf uns weiterhin gesund und munter durch’s Leben zu gehen, gemeinsam mit Mama, Papa und J. Amen.

30. September 2018 // Philosophisches // 1 Kommentar

Lakonisches

Das Wort und der Inhalt gefallen mir. Ich denke, es ist die schöne Art und Weise, ohne große Emotionen zu erzählen, aber durchaus mit Gefühl und eher minimalistisch. Bei Filmen fällt mir auf: der Ami ist so ungefähr das Gegenteil davon (außer Jim Jarmusch), während der Tommy manchmal durchaus einen Sinn für das Lakonische hat, der Kraut übrigens weniger.

Das war meine Sicht. Hier noch die etwas genauere Definition aus einer freien Enzyklopädie; demnach hat die Lakonie aus meiner Sicht auch etwas künstlerisches (mit wenigen Mitteln etwas ausdrücken):

Als lakonisch (griech. λακωνικός lakōnikos, lat. laconicus) wird eine knappe, aber treffende, trockene, schmucklose Ausdrucksweise bezeichnet, die als charakteristisch für die Bewohner Lakoniens (d. h. Spartas) galt. Davon abgeleitet ist Lakonismus „[d]ie sprachliche Form der bedeutenden Nüchternheit“.“ (als Quelle für das Zitat wird Adorno genannt)

Ich frage mich gerade, warum das „d“ in eckigen Klammern gesetzt ist; hat Adorno das im Original vergessen? Egal.

Könnte übrigens auch gut auf den Norddeutschen zutreffen. Ich erinnere mich an entsprechende Flens-Werbung.

Kleiner Einschub aus der Werbung: Sitzen zwei Nordddeutsche auf einer Bank  mit Flens in der Hand. Kommt ein cooler Typ im Sportwagen vorbei und fragt: wo geht es denn hier nach XXX? Die beiden sehen sich an und nehmen einen Schluck aus der Flasche. Der Typ fragt: Sorry the way to XXX? Wieder ein Schluck aus der Flasche. Der Typ gibt nicht auf und fragt das selbe wohl auf Dänisch, das etwas naheliegt, aber das ich hier nicht wiedergeben kann. Schließlich merkt er wohl, dass er hier nicht weiter kommt und braust davon. Der eine Norddeutsche zum anderen: Na, der kann ja viele Sprachen! Der andere: Jo, aber genutzt hat es ihm auch nix.

Hier noch ein Dialog-Beispiel aus der oben genannten Enzyklopädie:

Als Philipp II. von Makedonien bei anderer Gelegenheit mit seinem Heer herannahte, sandte er der Legende nach folgende Drohung an die lakonische Hauptstadt Sparta:
„Wenn ich euch besiegt habe, werden eure Häuser brennen, eure Städte in Flammen stehen und eure Frauen zu Witwen werden.“
Darauf antworteten die Spartaner: „Wenn.“

Ist das nicht schön? Und noch etwas: In dem Zusammenhang wird gerne auch das wunderschöne Wort „Wortkarg“ genannt! Und: kommt da auch das Wort spartanisch her?

Einen hab ich noch: „Lakonisch: Sprache, die nicht mehr gesprochen wird“ (Gustave Flaubert)

Leónidas en las Termópilas, por Jacques-Louis David, 1814; Leonidas (der Löwengleiche) war König der Spartaner, Schöpfer des Lakonischen (auch wenn es hier nicht so aussieht). Man sieht einen Pimmel und eine Brust wird begrapscht. Aber sonst ist alles zufällig durch Schwerter und anderes verdeckt.  Quelle: Wikipedia, Gemeinfrei

28. September 2018 // Kulturelles // Kommentar schreiben!

Lotto

Ja, ich spiele es seit vielen Jahren. Aber nicht regelmäßig, sondern einfach mal ab und zu. Man muss das Glück auch mal herausfordern. Der Einsatz ist ja nicht sehr hoch. Vielleicht klappt’s ja mal.

Bisher nicht. Einmal drei richtige, machte 149,00 D-Mark (man erkennt an der Währung, dass es bereits etwas länger her ist). Dagegen stehen Ausgaben, die mindestens das Zehnfache betragen.

Das Ziel ist es eigentlich, einen Gewinn zu erzielen, der es mir ermöglicht, nicht mehr arbeiten zu müssen. Nicht dass ich nicht gerne arbeite, wahrscheinlich würde ich das genauso weiter machen, wie bisher, aber es wäre alles etwas entspannter mit entsprechender Knete im Rücken.

Außerdem könnte ich mich voll und Ganz meinen Steckenpferden widmen: unter anderem wissenschaftlich Musik hören und dieses Tagebuch pflegen. Das wäre auch für Euch vorteilhaft!

26. September 2018 // Erfahrungen, Gedanken // Kommentar schreiben!

Ich lese keine Bücher

Manchmal wundere ich mich – ich habe seit vielen Jahren kein einziges Buch gelesen und schreibe trotzdem.

Ich finde Bücher lesen eigentlich gut! Man erhält Anregungen und wird – im besten Falle – akademischer. Aber es kommt natürlich darauf an, welche Bücher man liest. Früher (war mehr Lametta) las man Bücher für die Erbauung: Prosa, philosophisches, anspruchsvolle Romane. Heute nur noch Krimis und Alltagsgeschichten (so wie hier).

Ich hatte sogar lange Jahre den Anspruch, unbedingt Bücher zu lesen, so wie es mein Vater empfahl und vorgelebt hat. Nein ich habe einfach keinen Bezug dazu gefunden. Vielleicht habe ich mich auch zu sehr an die Häppchenmentalität der Netz-Generation gewöhnt. Egal.

Früher habe ich übrigens durchaus mal gelesen: Fünf Freunde (auf englisch). Das einzige Buch das ich zweimal gelesen habe heißt „Der Räuber Hotzenplotz“. Und sonst: Die Mythen des Alltags, und – Moment, ich gucke mal kurz in mein Regal: Alles von Kafka, außerdem Nadolny: Netzkarte, Böll, Hesse, Handke, Anleitung zum Unglücklichsein, Überleben in der Wildnis, Rhinozeros, Das Japanische Kino, Dorian Gray, On the Road, Der Meister und Margerita, Fuck Machine. Alles gelesen! Und hat mir alles gefallen. Scheint aber zu reichen. Bei Gelegenheit Rezension.

Mein Gott ist das altmodisch und analog. Aber ich traue mich noch nicht, das alles zu entsorgen.

Ich denke, ich werde bald mein eigenes Buch schreiben und später immer wieder gerne darin lesen. Mehr Buch brauche ich dann nicht.

21. September 2018 // Kulturelles // Kommentar schreiben!

Ein strukturelles Problem

Ich war auch mal auf einem Internat. Mein Vater wollte mich fördern. Und ich wollte gerne vom Kaff in eine größere Stadt ziehen. Die Wahl fiel auf ein privates Jungen-Internat, am Rand der ehemaligen Bundeshauptstadt, von den Jesuiten betrieben und mit ausgezeichnetem Ruf.

Ich erinnere mich noch an das Aufnahmegespräch. Der Rektor fragte mich (nachdem er die Eltern rausgeschickt hatte) ob ich denn überhaupt auf ein Internat gehen wolle? Das hat mich beeindruckt und ich war überzeugt. Als Evangele habe ich mich dann auch mit dem katholischen abgefunden, da ich nicht so bevormundet wurde und vor allem nicht an den wöchentlichen Gottesdiensten teilnehmen musste.

Ein- bis zweimal im Jahr gab es ein Fest. Vom nahegelegenen Mädcheninternat wurden die weiblichen Gegenstücke mit dem Bus eingefahren. Diese haben einmal eine Vorstellung gegeben, die bei mir hängen geblieben ist: Zum Stück „Walk on the wild side“ traten sie in Hosenanzügen auf, rauchten Zigarillos und bewegten sich unglaublich cool zur Musik. Am späten Abend mussten alle wieder in den Bus einsteigen und es gab herzzerreißende Abschiedsszenen.

Viele Jahre später in den Zehnern, ging eine Nachricht durch die Presse, dass es genau in diesem Internat auch Missbrauch gegeben habe. Gemeint ist sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen. Ich war erschüttert. Das war mir nicht klar, aber in Nachhinein, erinnert man sich doch an manche Details. So hing in der Stella zum Beispiel ein fröhliches Nacktbild von einem Schüler. Aber mein Gott – es waren die siebziger! Was erst später herauskam ist, dass der Junge, den ich kannte – damals und heute – sehr darunter und vor Allem auch auch unter anderen Tätigkeiten gelitten hat. Das tut mir Leid.

Es sind laut Medienberichten – und ich glaube diesen – noch viele unschöne Details in der katholischen Kirche passiert die auch die Systematik des Missbrauchs dokumentieren. In diesem Fall wurde vor allem Pater Stüper (gestorben 2010), der Internatsleiter, genannt. Ich mochte ihn eigentlich, obwohl er ein Choleriker war, und er mochte mich, was mir Privilegien verschaffte (Einzelzimmer im Jägerhäuschen). Mehr war nicht und viel mehr bekam ich damals nicht mit. Heute ist das natürlich erschreckend – auch weil sich öffentlich ein Bewusstsein für den Missbrauch entwickelt hat. Und es reiht sich ein in eine systemimmanente, institutionelle Praktik.

Ich bin froh, dass mein Vater, der zum katholischen Glauben konvertierte (und das Internat bezahlt hat!), von alledem nichts mitbekommen hat, er würde sich im Grabe umdrehen.

Heute lese ich auf SPON, dass das Internat „wegen mangelnder Auslastung“ geschlossen wurde. Den Artikel kann ich genau genommen nicht lesen, da dies zahlungspflichtig ist und ich im Moment keine Lust darauf habe, dem nachzukommen. Die Schlagzeile aber hat mich jedenfalls zu diesem Artikel animiert. Die Hintergrund-Informationen habe ich dann woanders bekommen. Der beste Artikel zum Thema wurde übrigens 2013 im Berliner Tagesspiegel geschrieben. Vielleicht noch hier.

Das trügerisch idyllische Jägerhäuschen, in dem ich (mit anderen auserwählten) wohnen durfte.

Foto: By Fujicolor [Public domain], from Wikimedia Commons

21. September 2018 // Autobiographisches // Kommentar schreiben!

Geheimratsecken

„Mit Geheimratsecken wird umgangssprachlich der Haarausfall am Haaransatz an den Schläfen eines Mannes bezeichnet.“ (Wikipedia)

Was dort nicht steht: Sie sind auch ein Zeichen hoher Intelligenz. Ich kenne jedenfalls zwei Personen, auf die das zutrifft, mich und jemand anderes.

Im Netz finden sich zu diesem Stichwort hauptsächlich Ratgeber, wie man mit dubiosesten Methoden, die Bildung der GRE verhindern kann. Mann sollte aber doch keine Maßnahmen gegen Intelligenz vornehmen, oder? Ich mag meine jedenfalls ….

Autor bei der Arbeit. Fortgeschrittenes Stadium der GRE – irreversibel. Und das ist gut so.

14. September 2018 // Gedanken // Kommentar schreiben!