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Lieblingsgeschichten // Seite 4

Potentielle Kritik zu Lustwort

Hier eine kleine Vorlage für Journalisten, die besonders lese- und schreibfaul sind, keine Lust haben, sich mit kleinen Themen des Alltags auseinanderzusetzen, bisher keinerlei Erfolg hatten, unbekannt sind, sich als Künstler verstehen, eigentlich nach Höherem streben,  und dann vom Chef mit folgendem konfrontiert werden: „Habe von einem privaten Blog gehört, der ganz beliebt sein soll, das klingt interessant und neu, da sollten wir dranbleiben; sieh‘ Dir das mal an und schreibe eine kurze Kritik dazu (gähn)“.

Also, Ihr seid Teil meiner Zielgruppe und wichtige Multiplikatoren, daher biete ich Euch kostenlos folgende Rezension  an:

<ab_hier_kopieren>Also, dieser Autor hat auch zu jedem Scheiß etwas zu sagen. Das alles unter dem etwas provozierendem Namen „Lustwort“. Interessiert uns das? Nun, es scheint eher so, dass er das für sich selbst macht, und für die Familienangehörigen. Ein ziemlich privater Blog, aber sicherlich nicht ganz privat. Trotzdem ist es als Außenstehender oft auch unterhaltsam und inspirierend die Geschichten zu lesen, den ungewöhnlichen Gedanken zu folgen, die Vielseitigkeit zu genießen.

GORG ist ein Meister der Differenzierung. Es wird alles aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Das besondere am Schreibstil ist der Sinn und die Liebe zur deutschen Sprache. Der Autor schreibt sehr eigenwillig, ungewöhnlich, manchmal etwas altmodisch und achtet darauf, keine Anglizismen zu nutzen, keine Namen zu nennen, alles oft sehr indirekt. Die Texte voller Anspielungen, die viele gar nicht erkennen. Man muss sich manchmal etwas damit beschäftigen: was will er jetzt sagen? Was bedeutet dies? Wen meint er? (Es ist ein ER!)

Er hat Humor. Oft auch mit einer wunderbaren Selbstironie; die gibt es selten heutzutage. Beim Lesen muss man sich das Augenzwinkern dazu denken. Aber auch sehr vereinfachend, verallgemeinernd, manchmal fiktiv, oberflächlich, ohne Quellenangabe, das ist gefährlich! Und manchmal gibt es leider auch nur plumpe Meinungsäußerungen, die nicht allen gefallen werden.

Das ist alles keine große Kunst, die Themen vom Alltag geprägt, die Gedanken recht privat, Beobachtungen und Erkenntnisse aus dem Alltag, der Schreibstil eher unprofessionell, der Autor etwas anmaßend und dennoch interessant. Es macht Spaß, darin zu lesen! Man muss etwas vielseitig und liberal sein, dann kann das Ganze auch inspirierend sein. Ein kleines Einod in der ruppigen und meist schnöden Welt der Medien. Insgesamt wunderbar unpopulistisch und anders. Guckt mal rein! Man kann auch Kommentare hinterlassen.</bis_hier_kopieren>

Dieser Text ist frei verfügbar (Open Source) und kann zu privaten und kommerziellen Zwecken unentgeltlich genutzt werden. Ich bitte aber um eine Info dazu, wo es veröffentlicht wird. Danke.

Demokratie

Ist toll und richtig und logisch und gut: das Volk bestimmt erfolgreich über sich selbst. Oder?

Zumindest ist die repräsentative Demokratie, so wie wir sie kennen, gut. Auf keinen Fall möchte ich mehr direkte Demokratie, mehr Einfluss des Volkes haben, da dieses weitgehend kurzsichtig und/oder unerfahren und/oder dogmatisch und/oder egozentrisch und/oder ungebildet ist; und demnach komplexe Zusammenhänge nicht hilfreich beurteilen kann. Ich finde es im Prinzip gut, dass Profis über unser Schicksal entscheiden. Menschen, die wir wählen und die sich beruflich mit den Fragen des erfolgreichen Zusammenlebens beschäftigen. Die grundsätzlich die Voraussetzungen dafür haben, dass es uns gut geht: Nachhaltigkeit, Weitsichtigkeit, Altruismus.

Leider handeln sie nicht immer in diesem Sinne, sondern oft nach dem Kriterium: „Was muss ich tun, um wiedergewählt zu werden und meine Macht zu erhalten?“ Das ist eher populistisch und egozentrisch. Also im Endeffekt doch wieder im Sinne des gemeinen Volkes. Das ist nicht gut; hilft uns langfristig nicht. Es sind nicht alle so. Wir haben zum Beispiel eine tolle Kanzlerin, die ihre Arbeit gut macht. Ein Problem der Demokratie ist aber auch, dass alles abgestimmt, besprochen, abgewogen, geregelt, kontrolliert, abgesegnet, freigegeben, kompromissgeregelt werden muss. Das ist sehr aufwändig und zeitintensiv und es kommt nicht immer das Beste dabei heraus.

Ideal wäre demnach doch eigentlich die Diktatur. Ein Mensch, der keine Rücksicht auf Popularität oder Gesetze nehmen muss, der alles umsetzen kann, was gut ist. Der einfach bestimmt, wo es lang geht, keine Rücksicht auf Gesetze nehmen muss. Der den BER innerhalb eines Jahres fertig stellt. Natürlich mit bestimmten Rahmenbedingungen. Er müsste umsichtig sein. Die Belange der Bevölkerung beachten. Entscheidungen gut abwägen. Alle Interessensgruppen zufriedenstellen. Die Belange aller Menschen berücksichtigen. Viele gute und neutrale Berater haben, die ihm die erforderlichen Entscheidungsgrundlagen liefern. Dem Wohl aller dienen und immun gegen Lobbyisten sein. Neutral sein. Das wäre doch gut!

Leider erfüllen bisherige Diktatoren diese Kriterien nicht zufriedenstellend. Das Problem ist, dass die meisten Menschen mit Macht wohl nicht altruistisch umgehen können. Ein grundsätzlicher Gen-Defekt. Wahrscheinlich müsste es eine neue Art von Mensch sein. Oder ein Roboter, der entsprechend programmiert wurde und nach ausgeklügelten Algorithmen entscheidet.

Ist wohl doch eine Utopie. Bleiben wir lieber bei der etwas unperfekten Demokratie? Also, ich wäre ein guter Diktator, habe aber keine Lust auf den Job.

Verpasst

Es war 1989, als ich nach einem mittelmäßigen doch-noch-Studiumabschluß die letzte Chance nutzte, vor dem harten Arbeitsleben noch etwas die Welt zu erkunden.

Das war damals noch Amerika. Auf dieser Reise habe ich auch etwas anderes erlebt. Welche Story wollte ich jetzt schreiben? Ach ja, von einem besonderen, historischen Erlebnis, das ich nicht hatte. Ich war in New York auf einer Privatparty. Alle beglückwünschten und umarmten mich als deutschen. Warum!?

Also, ich las an diesem Morgen auch die New York Times auf deren Titel ein Foto von Menschen war, die auf der Mauer standen (oder tanzten)!? DER Mauer. Was ist da los in Berlin?

Ich lebe seit Anfang der Achtziger in dieser Stadt und war nie länger weg, als ein, zwei Wochen. Jetzt hat es mich erwischt. Ich habe DEN historischen Tag in der Geschichte meiner Heimatstadt verpasst. Die zurückgebliebene Freundin bestätigte mir leider telefonisch das fröhliche Chaos, das ausgebrochen war und was ich alles verpasste.

Ich saß allein in der Weltstadt N.Y. auf einer tollen Party, wurde als Held gefeiert und wünschte mir nichts sehnlicher, als in Berlin zu sein.

Mal Pech gehabt.

Wir leben alle viel zu gesund

Und verspielen damit unser Leben und die Lust! Es ist doch viel schöner zu sagen: „Ich esse jetzt diese Tüte Chips, und hole mir ein Bier dazu!, als: „Nee, lieber nicht, ich esse jetzt ein paar Möhren.“ Warum soll ich mich quälen, wenn ich doch Spaß haben kann? Ich mache heute keinen Sport, sondern gucke Fernsehen. Anstatt: Du Schatzi, ich geh Jogen, bis heute Nachmittag!

Gut, der Bauch ist in letzter Zeit dann doch etwas überproportional voluminöser geworden. Aber ich lebe noch! Warum also diese Selbstbeschränkung? Nun, es hat mit Selbstoptimierung zu tun, mit überzogenen Ansprüchen, mit falschen Bildern in der Öffentlichkeit mit dem extremen Hang zur Anpassung, mit einem faschistischen Körperwahn und mit dem Zwang zur  optimalen Selbstdarstellung in den Medien.

Und das ist krankhaft. Gibt es keinen Mittelweg mehr? Einfach gesund essen und nur abundzu mal zuschlagen, manchmal Sport treiben, und viel spazieren gehen. Ach ja: und nur eine Tüte Chips im Monat. Und selten mal: Eine Zigarre.

Ich bin überzeugt: das zusätzliche Glücksgefühl ist wertvoller und nachhaltiger als der Verlust an Gesundheit!

Kleiner Nachtrag dazu: Im Fahrstuhl zu meinem Büro der Geschäftsführer einer anderen Firma. Aus seiner Tasche am Boden lugt eine Packung Zigarren mit der Aufschrift „Rauchen tötet“ (oder ähnlich) heraus. Ich spreche das etwas provokativ ihm gegenüber aus, um zu sehen, wie er reagiert: „Ja, aber bis dahin habe ich jede Menge Spaß gehabt.“

Mein Einstieg in Berlin

Es war Anfang der Achtziger. Mit dem R4 meiner Mutter und allen Sachen nach Berlin umgezogen. Eine Familienfreundin hatte mir eine temporäre Unterkunft angeboten. Ein Hochbett in einem ganz passablen Zimmer in der Danckelmannstraße.

Mein erster Eindruck von Berlin war schlimm. Ich hatte mir Großstadt, moderne Urbanität, viele nette Leute und schicke Gebäude vorgestellt. Statt dessen: Gaslaternen (Jahrhundertwende?), alles Altbauten mit vielen Verzierungen, die Stadt vollkommen heruntergekommen (seht Euch mal Filme aus dieser Zeit an!), coole und arrogante Leute, Berliner Schnauze – und der R4 mit dem Umzugsgut wurde nach ca. zwei Tagen aufgebrochen und bestohlen.  // weiterlesen! 

Reklame ist doof

Ich bin ja als Netzgestalter auch irgendwie mit Werbung befasst und lebe auch davon, aber – ehrlich gesagt – habe ich ein zwiespältiges Verhältnis dazu. Nur wer viel Geld ausgibt ist gut und wird gekauft? Nee, so sollte es nicht sein. Insbesondere Großkonzerne und Gründer, die Unsummen in Werbung stecken, können dafür ein Vielfaches an Qualität einsparen, da das Produkt nur aufgrund der Bekanntheit gekauft wird. Das ist ungerecht gegenüber den Firmen, die wirklich gute Produkte herstellen. Es sollte doch Im Interesse des Nutzers sein, etwas gutes zu kaufen!? Ist Euch das schonmal aufgefallen, die Produkte werden mit immer tolleren Funktionen angepriesen, aber im Alltag immer schlechter und teurer!?

Mein Vater hatte eine radikale aber auch etwas provinzielle Meinung dazu: „Wozu Werbung, was gut ist, spricht sich ‚rum.“ Das gilt vielleicht noch auf dem Land, für regionale Produkte und Dienstleistungen, aber in Zeiten der Globalisierung zählt das natürlich nicht. Eigentlich ist dieser Gedanke aber gut! Werbung nur noch durch Mund-Zu-Mund-Propaganda. Das ist glaubwürdiger, als Kommentare im Netz, die zum großen Teil manipuliert, geschönt, gelogen, übertrieben, gesteuert, gefälscht sind.

Brauchen wir die Werbung (aus Konsumentensicht)? Nun, ich ich denke nein und bin dafür, Werbung ganz zu verbieten. Sie ist nicht nutzerfreundlich und verzichtbar. Werbeunterbrechungen in Filmen sollten unter Höchststrafe gestellt werden, da sie die Kultur vergewaltigen. Großflächige Plakate, die das Stadtbild zerstören, sollten nicht mehr möglich sein. Werbung im Netz – lenkt massiv von den eigentlichen Informationen ab. Produkte und Dienstleistungen sollten durch Qualität überzeugen, nicht durch Manipulation. Eine Vermischung von Werbung und Inhalten ist grundsätzlich sofort zu unterbinden. Später dann jegliche Werbung. So ganz habe ich das alles noch nicht durchdacht, ich arbeite an einem umfassenden Konzept für eine Welt ohne Werbung. Aber das wird gut! Man könnte die hemmungslose Beeinflussung der Bürger etwas eindämmen und diesen ermöglichen, ein mündigeres und freieres Leben zu führen.

Werbung bedeutet auch, dass Produkte und Dienstleistungen mit einer Geschichte verkauft werden. Das heißt, jemand erfindet eine emotionale Story, um das Produkt besser verkaufen zu können.

Das ist in allen Bereichen so: nehmen wir die Musik: „In dem Lied hat er den Tod seiner Mutter verarbeitet.“ Kaum kennt man die Geschichte, glaubt man, ein wenig davon in dem Lied wiederzufinden und ist überzeugt, ein gutes Lied zu hören. Oder die Geschichte eines Unternehmens, dass in der Garage der Eltern gegründet wurde und heute ein Weltkonzern ist. Klingt das nicht schön? „Das müssen doch nette Leute sein.“

Die Geschichten dienen dazu, einen Mythos zu kreieren, der den Nutzer einlullen soll. Er soll nicht so sehr das Produkt kritisch beäugen – er soll emotional gebunden und verklärt werden. Es ist auch ein Mittel, sich von anderen Produkten abzugrenzen.

Ein Ziel und das Interesse aller Nutzer muss es doch sein, nur noch gute Produkte und Dienstleistungen zu erwerben; also weg mit der Werbung, her mit persönlichen Erfahrungen und Empfehlungen!

Igorrr der Große

Oder: Igorrr, der schreckliche. Achtung: Dies ist keine Musik! Nur wer mal dringend eine ordentliche und nachhaltige Gehirnwäsche braucht, sollte sich dies antun – man ist danach ein anderer Mensch. Ich habe früher aus diesem Grund mal Punk gehört, das ist aber viel zu brav im Vergleich. Und Igorr kann auch anders.

Der Kerl kommt aus Frankreich und heißt Gautier Serre. Er ist kein Musiker, sondern Künstler, der Musik neu erfindet und das gut macht. Man muss aber schon sehr vielseitig sein, um sich das anhören zu wollen: Barock, Breakcore und Death Metal. Leider auch etwas Balkan, was ich nicht ausstehen kann, hier aber manchmal erträglich ist. Das sind die wesentlichen Merkmale, es gibt noch viel mehr. Ja, und sehr pathetisch und auch, teilweise schwer auf Effekthascherei orientiert, und nervig – aber gut! Die Mitstreiter sind Laure Le Prunenec mit dem wunderbaren – unter anderem –  Opern-Gesang und Laurent Lunoir, der den Death-Metal-Aspekt überzeugend vertritt. Gesungen wird in einer Sprache, die ich nicht verstehe, Russisch vielleicht?

Dieses Bild entspricht nicht ganz dem Stil seiner Musik, aber seinem künstlerischem Verständnis, und ich finde es wunderbar ironisierend. (Copyright Svarta Photography)

Hat etwas mit Dekonstruktivismus, Kubismus, Anarchie, Dadaismus, entartete Kunst, abnorm exzentrisch, schräg zu tun, ist aber von dieser Welt und sehr beachtenswürdig.

Kennengelernt habe ich das Werk erstmals im Zusammenhang mit Venetian Snares, ein Typ, der auch gerne klassisches mit Breakcore verbindet. Während dieser das Ganze am Synthie nachbildet nimmt Igorrr dazu originale Klassik – als Sample, oder sie wird eingespielt. Und er hat dabei – trotz aller Härte – einen Sinn für Humor; das liebe ich! Sein Huhn kommt daher auch öfters in den Videos vor, einmal sogar als Hauptdarsteller.

Igorrr – My Chicken’s Symphony: Ein sehr untypisches Beispiel seiner Musik. Sicher eines der kostengünstigsten Musikvideos aller Zeiten und eines der originellsten! Der Nutzer kafrrros (auch mit 3r!) hat vor 3 Jahren auf einem Videoportal dazu folgendes interessantes von sich gegeben: „Although the chicken usually write in a more pastoral romantic style, this particular one has made a composition that deviates from the usual chicken repertoire and dares to explore new, experimental musical paths through strange time signatures and complex sound textures.. Magnificent!“

Neben der Hardcore-Version Igorrr hat er auch eine entspannteres Projekt mit dem Namen Corpo-Mente gegründet. Auch klassisch basiert und wesentlich eingängiger. Vielleicht wird er auch etwas ruhiger auf seine alten Tage. Das hat die Qualität von Radiohead und ist unbedingt hörenswert.

Der Ausschlag für diese Würdigung gab ein eher untypisches Stück mit dem Namen Corpus Tristis. Das basiert auf einem Walzer von Chopin (Grande Valse Brillante, Op. 34, Nr. 2 in a Moll), der wunderschön ist. Wozu braucht man noch Igorrr? Nun: es macht Spaß.

Bei Recherche auf einem bekannten Videoportal stößt man aktuell auf ein offizielles Video zu dem Stück „ieuD“. Harter Stoff. Das habe ich AND empfohlen, der mir bisher immer gerne zu den allerschrägsten und krachigsten Klängen verholfen hat; es hat ihn zu dem Ausspruch verleitet: „Oh Jesus. Was denn das?“

Sehr eindrucksvoll ist das Video zum Auftritt beim Dour Festival 2017. Ansonsten empfehle ich auch die etwas braven aber schönen Videos zum „The Making of Savage Sinusoid“. Zu Corpo-mente sollte man sich unbedingt „Live at Improve Tone Studios, 2015“ ansehen/anhören. Und alles andere auch!

Das ist hohe Kunst! Und wunderbar radikal! Habe noch nicht alles erfasst, aber es hat mir bereits mehrfach feuchte Augen verursacht. Und ich wäre glücklich, wenn ich das, was er in Musik macht, hier mit Worten umsetzen könnte. Und das würde ich mir manchmal gerne   über eine Superanlage mit Riesenboxen auf voller Lautstärken anhören wollen. – gorrrg.

Amikultur

Gemeint ist natürlich Unkultur! Klar: der Staat wurde erst vor ca. 250 Jahren gegründet, hat also keine Zeit gehabt, eine entsprechende Kultur wie andere Staaten zu entwickeln. Das Land beruht auf der weitgehenden Abschlachtung und Unterdrückung der indigenen Bevölkerung, Indianer genannt, durch eingereiste Europäer. Bis heute hat sich das Ideal vom Recht des stärkeren und der Bedeutung von Waffen für das Überleben im Sinne des wilden Westens gehalten. Gleichzeitig gibt es eine unverständliche Bigotterie in moralischen Werten, die – unter anderen – in „sozialen“ Medien durchgesetzt wird. Nackter Busen – das schlimmste, was es gibt; Waffen und Gewalt: kein Problem.

Wenn ich eines an den Amis bewundere, so ist es die Fähigkeit zur Imagebildung. So wird der Staat in aller Welt fälschlicherweise als weltoffen, freiheitsliebend, tolerant und modern angesehen. Der abgedroschene Mythos vom Tellerwäscher zum Millionär wird sorgsam gepflegt. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Ein Großteil der Bevölkerung kämpft mit massiven Geldproblemen, Analphabetismus, fehlender Krankenversicherung, Armut, miserabler Infrastruktur, Versagen, willkürlicher Rechtsprechung. Es ist ein Phänomen: egal, was der Bevölkerung passiert, oder was die Regierung macht: alle in Amiland – ob demokratisch oder republikanisch – sind immer streng patriotisch bis nationalistisch!

Weil sie dumm sind. Zusätzlich mit entsprechender Propaganda zugeballert werden, und es zudem keine Medienvielfalt gibt. Kinofilme werden darauf getrimmt, amerikanische Helden zu produzieren. Ganz selten, werden Ideen aus europäischen Filmen geklaut – dann aber für das Amipublikum neu gedreht, damit die ja nicht mit anderen Schauspielern oder Werten konfrontiert werden. Die Regierung setzt alles daran, nur positive Nachrichten zu verbreiten, und andere Medien, ausländische Medien zu unterdrücken. In der Weltstadt New York konnte ich Ende der achtziger Jahre kaum eine deutsche Zeitung bekommen; in Berlin gab es dagegen an jedem Kiosk eine große Auswahl an ausländischen Medien.

Land of the free. Haha. Mir wurde als Deutscher vorgehalten, dass man hier immer mit seinem Personalausweis unterwegs sein muss – in den USA nicht. Klar, aber dort wird man dann halt mal ein paar Tage ohne richterliche Anordnung in den Knast gesetzt. Kritik an der Regierung? Zu Zeiten des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges gegen den Irak unter schwere Strafe gestellt. Von den Verhältnissen heute möchte ich gar nicht reden.

Von unserem – phasenweisen genialen – Wim Wenders stammt wohl der Satz: „Das interessante an den USA ist, dass sie keine Kultur haben“. Ich verstehe das so, dass sich hier unabhängig von kulturellen Gepflogenheiten vollkommen neue Entwicklungen ergeben können. Das ist tatsächlich interessant, nur, sind diese Entwicklungen meistens negativ und nur darauf ausgerichtet, die Welt zu beherrschen, sowie Geld und Macht anzusammeln. Das ist so ungefähr das Gegenteil von Kultur.

Was mich ärgert: die amerikanische Unkultur bestimmt immer mehr unser wertvolles Leben in Deutschland. Ich will nicht sagen, dass alles schlecht ist, was aus Amiland kommt (Jeans mag ich zum Beispiel oder Tom und Jerry, Sonic Youth, Chrome – und es gibt noch mehr), aber man muss ja nicht jeden Scheiß übernehmen! Immer mehr Cafes entstehen, in denen man Kaffe in riesigen Pappbechern kaufen kann, mit Karamelgeschmack, oder sonstigem Scheiß, aber ohne Kaffeegeschmack, da fast nur noch Milch eingesetzt wird. Zum essen gibt es nur noch Muffins oder vollkommen geschmacklose Bagels. Im Fernsehen gibt es nur noch Krimis; Amifilme, in denen Gewalt als einziges Mittel zur Lösung von Problemen kommuniziert wird. Flachwitze mit Anspielungen, die nichts mit unserem Leben zu tun haben. Moralische Vorgaben, die nicht den unseren entsprechen.

Warum tun wir uns das an? Nun, teilweise wird die Amikultur mit aller Macht und erpresserischen Methoden verbreitet. Das ist nicht-militärischer Imperialismus. Andererseits hadern die Deutschen mit Ihrer eigenen Kultur und sind anfällig für anderes.

Leute besinnt Euch auf die eigenen Werte und lernt zu differenzieren! Handelt so, wie Ihr es möchtet, nicht wie es Euch vorgegeben wird.

Möchte auch noch etwas aus politischer Sicht schreiben, das wird aber wohl wesentlich aufwendiger, evtl. später. erledigt

Passender Ausschnitt aus einem Lieblingsfilm: Der Eissturm von Ang Lee (1997)

 

Ode an die Freude

Die Hymne der Europäischen Union. Nun, die Musik ist nach wie vor großartig, aber die Freude hat wohl etwas nachgelassen. Ich verstehe nicht warum. Klar, die Vorschriften zum Krümmungsradius der Gurke waren in der Kommunikation zur Bevölkerung nicht so erfolgreich. Aber die Verhinderung des Ami-Chlorhuhns ist doch ein großer Erfolg!

Nein, die Bedeutung der EU erstreckt sich natürlich über ganz andere Dimensionen. Hier geht es darum, eine Gemeinschaft der Werte und der politischen Stärke zu etablieren. Eine Gemeinschaft, die gegen andere große Staaten oder Gemeinschaften bestehen kann. Die sich nicht mehr von anderen Staaten bestimmen lässt. Die für die Zukunft gerüstet ist. Und für alle Mitglieder entsprechende Vorteile bringt!

Ein tolles Vorhaben, und schon recht erfolgreich! Ich verstehe nicht, warum manche das nicht so sehen. Es ist ok, wenn jemand / ein Staat auf Souveränität pocht und die Vorgaben der EU blöd findet. Kein Problem – soll er austreten. Es geht aber nicht, dass ein Staat seine Eigeninteressen gegenüber den Gemeinschaftsinteressen durchsetzen will. Das ist das Gegenteil von Gemeinschaft.

Einen grundsätzlichen Fehler hat die EU bei Gründung gemacht: es kann keiner ausgeschlossen werden, der sich nicht an die Regeln hält. Ich finde es sympathisch, dass man damals so schön idealistisch an die Sache ging und niemand daran dachte, dass es mal Staaten gäbe, die alles doof finden und die Regeln unterlaufen. Eine Gemeinschaft funktioniert aber nunmal nur mit Regeln.

Der Engländer hat sich immer schon ungern an die Regeln gehalten. Hat immer Sonderrechte verlangt und tatsächlich auch ausgehandelt. Grundsätzlich ist es folgerichtig, dass er austreten möchte. Auch wenn ich das aus musikalischer Sicht bedaure. Das Problem ist, dass die denken, sie wären immer noch eine Weltmacht und könnten ohne Probleme selbständig sein. Ein schlimmer – gar historischer – Fehler!

Ich wünsche mir übrigens einen ungeregelten Brexit. Und hoffe, dass die damit auf die Schnauze fallen. Ich bin auch bereit, als Europäer dafür etwas zu bezahlen. Lieber eine Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende! Eine im Nachhinein gefundene gute, ausführliche, empathische, überzeugende, leicht polemische, interessante, schön geschriebene, zutreffende – wie nennt man das – Stellungnahme, Glosse, Polemik, Ausführung, Kommentierung, bietet Bernhard von slangtimes.com unter https://slangtimes.com/2020-12-28/dear-brits/

Also, als Deutscher habe ich kein Problem damit, wenn es keine EU mehr gibt, wir sind ein starkes und innovatives Land, und könnten wohl gut alleine überstehen, aber die anderen? Die müssten doch eigentlich alles daran setzen, in so einer tollen und gemütlichen Gemeinschaft zu verbleiben. Außerdem sollten die froh sein, dass Deutschland im Rahmen einer Gemeinschaft auch gezügelt wird und mit seinem Wohlstand zum Wohlstand anderer Staaten beiträgt. Das gäbe es weniger ohne die EU. Was ist mit den unfähigen und Querulanten Griechenland, Polen, Ungarn, Italien? Ohne EU wären die doch alle aufgeschmissen!

Leute, rauft Euch zusammen. Gemeinsam sind wir stärker – und erfolgreicher!

I ❤ EU

Mexico

Es war ca. 1989 als ich – nach dem Abschluss des (seeehr langen) Studiums – eine ausgedehnte Fernreise unternahm und dabei auch durch Mexiko fuhr. Genauer gesagt, wollte ich mit dem Nachtbus von Mexiko-Stadt nach Dallas fahren. In Mexiko gibt es Grenzen zwischen den Bundesstaaten, und da wird auch ab-und-zu kontrolliert. Jedenfalls gerieten wir in eine solche Kontrolle. Die Grenzschützer kamen in den Bus, sahen sich um, und zeigten auf mich, den einzigen Ausländer. Ich musste meinen Rucksack öffnen und den Inhalt zeigen und dann sagten sie: „Komm mal mit“.

Dann musste ich mit ihnen im Dunkeln in ein provisorisches Zelt gehen und den Rucksack auspacken. Die hatten alle schwere Maschinengewehre und sonstige martialische Ausrüstung bei sich! Und ich war alleine im nirgendwo. Damals gab es kein Mobiltelefon. Keine Verbündeten.

Dann kam die Forderung: Dollares. Häh? Dollares, 200. Ich verstand. Die hatten mich als Gringo identifiziert und wollten Geld von mir. Aber ich war Student, und deutscher und hatte nicht so viel Geld. Das versuchte ich klarzumachen. Ich verhandelte!

Meine größte Sorge war dabei, dass die Leute im Bus dachten, och, keine Lust mehr zu warten, ist ja auch nur ein Ausländer, fahren wir weiter. Und mein Koffer mit allen Sachen war noch in dem Bus! Und wie sollte ich hier sonst noch jemals wegkommen? Egal, ich schlug vor: 20 Dollar und das wurde schließlich akzeptiert. Ich war überglücklich, dass der Bus gewartet hatte und konnte mit einem kleinen Verlust meine nächtliche Reise fortsetzen.

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