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Eine kleine Medienkritik

Und ich meine damit seriöse Medien, auf keinen Fall diese neumodischen asozialen Medien. Zu denen könnte ich noch über viele Seiten einen wunderbaren Verriß schreiben, aber ich weiß nicht, ob sie es würdig sind und ich die Zeit dafür opfern möchte. Ich beziehe mich hier vor allem auf die Digitalversion meiner wichtigsten klassischen Medien im Netz. Und auch die kann man kritisieren.

Bezahlschranke

Wer öfters in der Online-Variante der klassischen oder nicht klassischen Zeitungen und Medien unterwegs ist, kommt nicht mehr daran vorbei, dass er manche Artikel nicht mehr lesen kann, da sie hinter einer Bezahlschranke (ein recht treffender Neologismus) versteckt sind. Das heißt: gib mir Geld, dann kannst du weiter lesen. Ich verstehe, dass die Medien mit ihrer Arbeit auch irgendwie Geld verdienen wollen oder müssen. Bei vielen Artikeln bin ich mir nicht sicher, ob das angemessen ist. Billige Ratschlag-Artikel zum Geldvermehren, zur Verringerung von Gesichtspickeln, zum Umgang mit Krankheiten. Dafür soll man ein Abonnement abschließen, regelmäßig bezahlen, ohne zu wissen, was man serviert bekommt, was ich grundsätzlich hasse. Und man soll 10 bis 20 Euro im Monat bezahlen, um diese Artikel lesen zu dürfen. Puh. Da ich mich möglichst vielseitig informieren möchte, müsste ich bei mehreren Anbietern ein Abo abschließen, was richtig ins Geld ginge. Immerhin hat man die Möglichkeit, ein Schnupperabo abzuschließen, mit dem man einen Monat lang kostenlos die Bezahlartikel lesen kann. Das habe ich mal für drei der wichtigsten Medien gemacht. Und es war ganz interessant. Aber ich habe beschlossen, das es mir nicht wert ist, dafür zu bezahlen. Im Zweifel gugel ich die Überschrift eines interessanten Bezahlartikels und erhalte meine Informationen von einem anderen Medium. Konkurrenz ist gut, wenn man der Nutzer ist. Ist das moralisch verwerflich? Ich bin unentschlossen. Eigentlich ein Verfechter der Entlohnung für Leistung. Aber Leistung bedeutet auch Leistung. Und ich möchte hervorheben, dass ich meine Ergüsse hier kostenlos anbiete!

Lesedauer

Es ist schlimm. Die Anzeige der voraussichtlichen Lesedauer soll eine Entscheidungsgrundlage für das Lesen eines Artikels sein? Das ist eine Perversion der Kultur. In einer schlimm auf Zeit optimierten Welt. Manchmal dachte ich, die Angabe bezieht sich darauf, wann der Artikel veröffentlicht wurde. Vor 2 Minuten. Oh hochaktuell! Nein es sind nur geschätzte 2 Minuten Lesezeit. Das alleinige Kriterium für die Entscheidung einen Artikel zu lesen, sollte doch sein, ob einen das Thema interessiert. Im Verlauf des Lesens entdeckt man dann, ob es wirklich interessant ist und ob er gut geschrieben ist und ob man weiter lesen möchte. Damit hat man nur eine Minute seines Lebens verbracht. Das sollte man als engagierter, akademisch orientierter Nutzer verkraften können, auch, wenn man manchmal dann doch nicht weiter lesen möchte.

Textunterbrechung für Eigenwerbung

Es ist mittlerweile zum Standard in vielen Medien geworden, den Artikel im Lesefluss für Eigenwerbung zu unterbrechen. Oft ist dies nichtmal abgehoben vom normalen Text, sondern schleicht sich fast unbemerkt in das Hirn des Lesers ein. Das ist aus Manipulationsgründen geschickt, aber aus Sicht des Nutzers unerträglich. Man liest aus Versehen die ersten Zeilen und denkt dann verwundert: Was hat das mit dem Thema zu tun? Man sollte Kulturbeiträge niemals durch Werbung unterbrechen. Ich bin dafür, das grundsätzlich zu verbieten! So wie jede Form der Werbung verboten werden sollte. Im Unterschichtenfernsehen fand ich es schon immer unerträglich, wenn Filme für Werbung unterbrochen werden. Jetzt wird es auch noch in Online-Artikeln praktiziert. Demnächst wird die Rede unseres Bundeskanzlers für Werbung unterbrochen, weil das dem Staat noch ein paar Kröten einbringt. Ich wünsche mir ein Plugin für den Browser, der diese übergriffigen Stellen herausfiltert. Technisch wäre das sicher möglich.

Profit mit kostenlosem Content der Nutzer

In Bezug auf die Bezahlschranke finde ich es wunderlich, dass die Medien gleichzeitig Nutzerkommentare veröffentlichen. Diese sind für mich oft das lesenswerteste am Artikel. Weil sie neue Gedanken einbringen. Oft anarchisch sind. Und die Medien nehmen diese kostenlose Beiträge der Nutzer und verkaufen sie unter ihrem Namen. Das ist doch zumindest suspekt oder? Was mich wundert: ausgerechnet bei Bezahlartikeln, werden oft keine Kommentare zugelassen. Sehen die das als Nachteil?

Alle schreiben voneinander ab (oder verbreiten dieselbe Pressemitteilung)

Auch das noch! Oft passiert es mir, dass ich Artikel in einem Medium lese und zur Erweiterung meines Horizontes zum gleichen Thema ein anderes Medium befrage und mit den gleichen Ansichten konfrontiert werde. Das ist nicht nur langweilig, sondern einseitig. Und billig. Keine Vielfalt, die einen inspirieren könnte. Und ein Armutszeugnis für den Beruf des Journalisten.

Verachtung der deutschen Sprache

Es ist als regelmäßiger Leser leider zu beobachten, wie im Laufe der Zeit in den Medien der Sinn für und die Achtung vor der deutschen Sprache immer stärker vernachlässigt, gar verachtet werden. Neben der Erschaffung haufenweiser Rechtschreibfehler, dem hemmungslosen Einsatz von Anglizismen,  gibt es auch immer häufiger grammatikalisch unkorrekte Formulierungen. Man mag denken, dass es hier hauptsächlich um die Aussage geht, die schnelle Information, aber ich denke, dass es traurig ist, als öffentliches Medium zur Verkrüppelung der eigene Kultur beizutragen. Neuerdings werden auch gerne besonders seltsame Formen für Personen eingesetzt, die eine Gleichwertigkeit der Geschlechter suggerieren sollen. Sicher, Sprache verändert sich, aber hier werden das Gendern von oben herab diktiert und außerdem die Sprache verhunzt. Aber für Artikel im Netz gibt es ja wunderbare Lösungen, Sprachvergutbesserer, die einem das gute alte generische Maskulinum wieder herstellen.

Populistische Kommentare

Es ist gut und in Ordnung, dass in den Medien auch Meinungen vertreten werden. Aber sie sollten unbedingt getrennt von der Nachricht angeboten werden. Und ich wünsche mir, dass es Meinungen sind, die auch nachvollziehbar sind, die Argumente einsetzen, die auf Fakten basieren, die etwas neues postulieren, die irgendwie interessant sind. Aber leider, ist dem nicht so. Bei manchen Kommentaren frage ich mich , warum dürfen diese Menschen, das öffentlich von sich geben? Was hat das für einen Mehrwert für die Gesellschaft, den Nutzer? Kann man im professionellen Bereich nicht eine professionelle Meinung erwarten? Warum publiziert ein sonst angesehenes Medium so einen Schrott? Gibt es keine Qualitätskontrolle? Oder ist es egal, Hauptsache, es werden Klicks produziert. Soll das Forum der Nutzer angespornt werden, viele Kommentare zu schreiben, um den Wert des Artikels in die Höhe zu treiben? Verlagern wir die Arbeit auf die Nutzer, das ist bequemer.

Tendenziöse Berichterstattung

Wir haben uns daran gewöhnt: Die Presse berichtet nicht nur, sie wertet auch. Und selbstverständlich ist jede Berichterstattung auch eine Form der Manipulation. Das kann aktiv durch Wertung sein, oder inaktiv durch weglassen oder Hervorhebung bestimmter Artikel. Darüber möchte ich nochmal ausführlicher schreiben. Aber schlimm und offensiv ist es, wenn in scheinbar neutralen Medien, Meinungen durchklingen. Und das wird immer beliebter. Die Aufgabe der Medien sollte es doch sein, zu informieren, neutral zu sein. Als Leser möchte ich mir meine eigene Meinung bilden. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

Fragen und Antworten

Ein beliebtes Format. Es wird nicht über einen Sachverhalt berichtet, sondern es werden hypothetische Fragen gestellt und dann süffisant bis oberlehrerhaft beantwortet. Hier komme ich mir als Leser für vollkommen Dumm verkauft vor. Diese Form degradiert den Leser zu einem bedürftigen Wesen, dem nicht nur eine Belehrung beschert wird, sondern dem auch noch vorgegeben wird, was ihn interessiert.

Vom 07. Februar 2022 in Internetz, Rezensionen | Kommentar schreiben

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