Neulich musste ich mich im Netz nackt ausziehen, unterwerfen, versklaven, erniedrigen lassen.

Dabei gab es nur den Wunsch, eine Ferienwohnung für ein paar Tage anzumieten. Mit der Familie. Einen Geburtstag feiern und dabei ein paar Tage ausspannen. Dazu kann man die schönsten Angebote im Netz finden; es gibt Anbieter, die Angebot und Nachfrage vermitteln. In diesem Fall ein US-amerikanischer Großkotzkonzern mit A. Ihr werdet gleich erfahren, warum diese Information wichtig ist.

Freistehende Villa mit Garten und Grünblick – klang sehr gut. Etwas stutzig wurden wir bei den Nutzerkommentaren: Es gab genau zwei davon, die beide darauf hinwiesen, dass die Buchung durch den Gastgeber gekündigt wurde. Das habe ich nicht verstanden. Sind Gastgeber nicht froh, wenn man Ihnen Geld gibt? Oder haben die vielleicht jemanden gefunden, der mehr Geld gibt? Egal, das Angebot klang verlockend und wir wollten das buchen.

Halt! Buchen geht natürlich nicht einfach so. Man muss sich erst als Nutzer registrieren. Kein Problem, einfach Namen und Adresse eingeben und dann buchen. Nee, die altmodische Adresse möchten die gar nicht wissen, stattdessen werden Geburtstag, Telefonnummer, E-Mail abgefragt. Nur personenbezogene Daten sind wertvoll! Na gut das kann ja zur Kommunikation wichtig sein. Die letzten beiden Informationen müssen aber verifiziert werden – es wird kontrolliert, ob man nicht gelogen hat.

Man bekommt eine E-Mail, die man bestätigen muss. Dann bekommt man noch einen Anruf mit einer Nummer, die man bestätigen muss. Alles gut, jetzt aber! Nein. Bitte verifizieren Sie sich über ein offizielles Dokument. Führerschein, Pass, Personalausweis. Hallo!? Ich möchte mich nicht beim BND bewerben, sondern eine Unterkunft buchen! Dazu muss man das Dokument in die Kamera halten, die ein Foto davon macht und es an den Anbieter weiterleitet. Na, da nehme ich doch meinen Führerschein. Ein alter grauer Lappen aus den Siebzigern ;-) Der wurde natürlich nicht akzeptiert. Da gibt es wohl Menschen, die die Dokumente prüfen. Mit dem grauen Lappen konnten die natürlich nichts anfangen. Das war der Moment, an dem ich aufgeben wollte. Aber nicht mehr konnte. Ich nahm meinen wertvollen Personalausweis und hielt ihn in die Kamera.

Das wurde schließlich akzeptiert. Alles gut? Nein! Um das Bewerbungsverfahren abzuschließen, machen Sie jetzt bitte ein Foto von Ihrem Penis. Danke; und jetzt bitte auch im eregierten Zustand, damit wir die Echtheit verifizieren können. Jawoll! [Hackenzusammenschlag] Heil Dir Vermittlungsunternehmen A!

Das letzte habe ich jetzt – ehrlich gesagt – erfunden, aber ich hatte es wohl mit einem faschistischen Datensammlungsunternehmen zu tun, das offensichtlich machen darf, was es will. Das Hauptziel ist es, personenebezogene Daten abzugreifen. Diese werden dann mit größtmöglichem Gewinn an andere verkauft, verknüpft und gegen einen verwendet. Die Funktion als Vermittlungsagentur ist nur Tarnung.

Jedenfalls war ich jetzt in der Lage, die gewünschte Unterkunft zu buchen. Buchen? Nein! ich darf eine Buchungsanfrage stellen. Ich soll mich bewerben! Haben die sie noch alle? Die Anfrage wurde natürlich abschlägig beurteilt. Das Objekt wäre für die nächsten 8 Monate bereits ausgebucht. Kann man das nicht vorher schon klären? Ja, aber dann kommen die nicht an die Daten.

Nach deutschem Recht ist es immerhin möglich, persönliche gespeicherte Daten auch wieder löschen zu lassen. Natürlich wird einem das so schwer wie möglich gemacht. Als Antwort auf meinen Antrag kam eine E-Mail: Bitte beantragen Sie das nochmal und senden uns zur Verifizierung Ihren Personalausweis (und das Penisfoto). OK, erster Teil erledigt. Dann kam die zweite E-Mail. Wir haben Ihr Anliegen geprüft; wenn Sie nichts mehr von uns hören, ist wohl alles erledigt. Nein, ich möchte eine Bestätigung der Löschung! Dazu habe ich dann nie mehr etwas gehört. Und das Gefühl, dass da draußen im Netz vielleicht noch irgendwo mein Perso rumgeistert verunsichert mich.

 

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