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Stöhn. Seufz. Grübel.

Untertitel: Sprachliches aus Entenhausen.

Und das geht mir oft so! Diese ungewöhnliche Sprachform nennt man übrigens Inflektive: Eine unflektierte Verbform, die durch deverbale Reduktion gebildet wird (Wikipdia). Klingt interessant. Oder Erikative! Zu Ehren einer Übersetzerin, die diese Form exzessiv eingesetzt und populär gemacht hat. Ihretwegen schreibe ich diesen Artikel.

Jeder, der in den Siebzigern teutonisch sozialisiert wurde, kennt diese schräge Sprachvariante – und liebt sie. Das liegt an Johanna Theodolinde Erika Fuchs, geb. Petri. Sie hat sie nicht erfunden, es gab so etwas wohl schon bei Grimms Märchen oder bei Wilhelm Busch. Ihr Schwerpunkt war – unglaubliche fast 40 Jahre lang – die sehr erfolgreiche, stilbildende und einflußreiche Übersetzung von Micky-Maus-Heften, die das Leben der Entenhausener grafisch und hiermit auch lyrisch wiedergeben. Damit hat sie auch nachhaltig dafür gesorgt, dass sich diese Formen überhaupt noch in der heutigen Sprache wiederfinden.

Und sie hat auch andere Glanzleistungen deutschsprachiger Popkultur vollbracht: „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“; „Die Wolken ziehn dahin. Sie ziehn auch wieder her. Der Mensch lebt nur einmal. Und dann nicht mehr. (altes Entenhausener Liedgut)“ Dabei wurden den Jugendlichen Lesern nebenbei auch gern mal Zitate von Goethe und Schiller untergejubelt. Ein wichtiger und erfolgreicher Beitrag zur Förderung der deutschen Sprache!

Sie werden vor allem für bildlich schwer Darstellbares verwendet, sowohl für Geräusche (Onomatopoesie (sehr interessant, darauf möchte ich gerne mal näher eingehen), zum Beispiel raschel, knatter, stöhn, knarr, klimper) als auch für psychische, nicht geräuschhafte Vorgänge (grübel, schluck, bibber) (Wikipedia). Also vor allem für Bildgeschichten. Ich denke, sie sind das textliche Äquivalent, der Vorläufer, zu den heutigen Emotikons, die in Texten eingesetzt werden und auf minimalistische Weise symbolhaft einen Stimmungszustand wiedergeben. Und ich stelle fest, sie wurden – trotz ihrer herausragenden Bedeutung – bisher noch nicht ausreichend und erschöpfend gewürdigt.

Kopfschüttel.

Vom 18. Dezember 2021 in Deutsches, Lieblingsgeschichten | 2 Kommentare

2 Antworten auf „Stöhn. Seufz. Grübel.“

  1. Peng! Schön und informativ! Grazie! Und gutes neues…PJ

    1. gorg sagt:

      Danke, PJ, Dir auch guten Rutsch und weiter so im nächsten Jahr.

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