Rezensionen // Seite 1

Eine kleine Medienkritik

Und ich meine damit seriöse Medien, auf keinen Fall diese neumodischen asozialen Medien. Zu denen könnte ich noch über viele Seiten einen wunderbaren Verriß schreiben, aber ich weiß nicht, ob sie es würdig sind und ich die Zeit dafür opfern möchte. Ich beziehe mich hier vor allem auf die Digitalversion meiner wichtigsten klassischen Medien im Netz. Und auch die kann man kritisieren.  // weiterlesen! 

07. Februar 2022 // Internetz, Rezensionen // Kommentar schreiben!

Schwermetall für Akademiker

Ich erwähne den Namen hier ungerne, da er Suchaggregate auf die falsche Fährte locken könnte und ich nicht unbedingt im Zusammenhang mit dieser Grippe, äh Gruppe, gebracht werden möchte. Da ich sie eigentlich furchtbar finden müsste. Die Musik ist schlecht, das Auftreten nur auf billige Effekte ausgerichtet, die Texte möchtegern tiefgründig und klischeehaft. Trashmusik! Der provozierende, pathetische und leicht faschistische Auftritt ist außerdem schwer von Laibach abgeguckt, die das aber schonmal besser gemacht haben. Aber Rammstein sind nicht rechts, die wollen nur spielen!  // weiterlesen! 

Monsieur Sprachbloggeur, die zweite

Habe bereits etwas zu meinem fleißigen Sprachblogkollegen geschrieben und möchte (oder werde geradezu gezwungen) nach einiger Zeit des Konsums seiner Ergüsse und dem zusätzlichen privaten Austausch nochmal etwas näher auf sein Werk und sein Hirn einzugehen.

Hier schreibt ein Schriftsteller aus Leidenschaft, ein alter weiser Mann (und das ist kein Rechtschreibfehler und als Kompliment gemeint!), mit einer wunderbaren Leichtigkeit – einer Altersmilde – Geschichten über Alltagskultur und Sprache und macht sich so seine Gedanken zu Themen, die mich manchmal gar nicht interessieren, die ich aber immer und gern bis zum Ende durchlese. Weil es amüsant ist, neue Erkenntnisse bringt und eine charmante Liebeserklärung an die Sprache und ihre Feinheiten ist. Manchmal fängt er auch mit einem bestimmten Thema um dann auf ein ganz anderes zu sprechen zu kommen. Schräg.

Er liest wohl – wie ich, oder wie alle – auch gerne mal bei der „wehwehweh“-Version des Spiegel vorbei. Der mich aber auch schon ziemlich genervt hat und der in den letzten Jahren vollkommen ins boulevardesque abgleitet. Aber ich komme auch nicht von ihm los. Es wundert mich, dass dieses Medium nicht als gefährdende Droge angeprangert wird. Es gibt ja legale und verbotene Drogen. Egal. Hauptsache es gibt sie.

PJ, ausgesprochen „Pie-Dschey“, das ist sein Vorname, ohne weiteres und ohne Punkte. Ich stelle mir vor, er setzt sich am frühen Abend gemütlich an seinen großen, gediegenen Schreibtisch, die Flasche Rotwein wurde rechtzeitig vorher entkorkt und dekantiert, im Hintergrund ein eindrucksvolles, großes Bücherregal,  mit einem Gedanken oder vielleicht nur einem Wort im Kopf und der Sprachennarr fängt an zu schreiben. Erst das Wort, später die Geschichte. Er denkt: oh ein interessantes Wort, welchen Hintergrund hat es? Dann kommt ein neuer Gedanke hinzu. Es wird recherchiert, im Gehirn sortiert und neu und eigen zusammengesetzt. Und weiter gesponnen. Ein Wort jagt das andere. Die Geschichte ist unwichtig, er ist Sprachwissenschaftler!

Spaß am Deutsch und an der Sprache im Allgemeinen, das bietet – wie auch ich, manchmal – der Sprachbloggeur, jeweils Mittwochs neu, unter http://sprachbloggeur.de/ Und, ach ja, er ist manchmal schneller und nimmt mir die Themen weg, über die ich auch schreiben möchte, aber er meint, zu Recht, es wäre in Ordnung, ein Thema von zwei Seiten zu beleuchten. Bei Bedarf mache ich das dann auch, aber er ist Erster.

Wie wohl ist dem, der dann und wann
Sich etwas Schönes dichten kann.
Wilhelm Busch

05. Februar 2021 // Deutsches, Rezensionen // Kommentar schreiben!

Rezension über ein Buch, das ich nicht gelesen habe

Weil ich keine Bücher mehr lese, wie zum Beispiel: Jan Reetze – Times & Sounds – Germany’s Journey from Jazz and Pop to Krautrock and Beyond. Langer Titel. Aber interessant wäre es schon!

Genaugenommen eine Rezension über seinen Blog, der Hinweise über die mögliche Qualität des Buches liefert. Ein Typ, der verrückt nach Krautrock ist; selbst im Artikel über die Alben des Jahres 2017 werden noch manche Veteranen aus dieser lange vergangenen Zeit genannt. Er hat einen wunderbaren und professionellen Schreibstil. Ich lese auch Artikel, die mich eigentlich nicht interessieren, und freue mich darüber.

Een Hamburger Jung, der nach Amiland gemacht hat, und sein Buch in einem Verlag  mit dem Namen „Halvmall“ (Englisch: halbes Einkaufszentrum? Nein plattdeutsch! „halb verrückt, wunderlich“; siehe Wörterbuch für Ostfriesland) veröffentlicht. Leider nur auf englisch. Und er hätte sich auf den Bereich Krautrock beschränken sollen, dann wären das auch nicht unlesbare über 5oo Seiten geworden. Aber er wollte wohl ein Standardwerk schreiben.

Titel eines zukünftigen Standardwerkes zur deutschen Popmusik?

Auf seine Seite bin ich zufällig gestoßen und zwar im Rahmen einer Kurzrecherche zu Rolf-Ulrich Kaiser, der mir in einer wunderbaren Dokumentation des WDR zum Thema mit dem Namen „Kraut Und Rüben“ begegnet ist. Ich stieß dabei auf Herrn Reetzes Artikel „Rolf-Ulrich Kaiser & Gille Lettmann: Die Story der Kosmischen Kuriere“. Er scheint ein ausgewiesener Kenner zu sein und schreibt hier eine sehr interessante Geschichte zu einem – na klar! – wichtigen Protagonisten und Förderer der deutschen (Kraut-)Rockmusik der Siebziger, die mich in den Bann gezogen und zu dieser Rezension gezwungen hat.

JR ist vielseitig und schreibt auch über Design, die Spiegel-Kantine, den Film Vagabundenkarawane (schön sein Hinweis auf das Deppenleerzeichen bei einem Videoportal), den ich mir sofort angesehen und für wichtig befunden habe,  sowie über private Gedanken und Erfahrungen. Aber besonders interessant sind die Musikrezensionen. Nico habe ich gelesen und hat mir gefallen, obwohl ich sie überbewertet finde. Talking Heads interessieren mich nicht, aber schöner Artikel. Und vieles anderes. Er bemängelt oft auch die Parteilichkeit anderer Autoren, die die Geschichten ihrer Ideale nicht hinterfragen. Und relativiert so manches. Und ich glaube ihm jedes Wort.

Das Ganze teilweise zweisprachig. Etwas schwierig ist der Spagat zwischen den Zielgruppen Amis und Krauts. Was das Buch betrifft, denke ich, es könnte auch bei den Tommies erfolgreich sein, da die da verrückt nach Krautrock sind.

Und ich fürchte, dass sich kaum jemand in Amiland für spezifisch deutsche Hintergrundinformationen seines Blogs interessiert. Zum Beispiel folgendes und für Inländer wichtiges: Eine umfassende Rezension zur historischen Krimiserie Tatort, die die anfängliche Qualität der Serie würdigt, aber auch zurecht den späteren Abfall und die unerträglich zunehmende Klischheehaftigkeit bemängelt. Hier ein paar Zitate:

  • „Zunehmend hatten die Ermittler nun auch mit Psychopathen und sonstigen Durchgeknallten zu tun – und das ist für die Dramaturgie eines Krimis immer problematisch, weil die Taten eines Psychopathen kein Motiv brauchen.“
  • „Konsequenterweise auch wurden die Episoden immer klaustrophobischer ausgeleuchtet und aus immer seltsameren Kamerawinkeln gefilmt. Aber es hilft nichts, die Kölner Südstadt oder Sindelfingen werden nicht zur Bronx, egal, wie man sie beleuchtet.“
  • „Nicht zu vergessen im übrigen jene Episoden, die in kleinen Dörfern angesiedelt waren: Hier konnte man sicher sein, dass hinter den Fenstern des Schweinestalls der blanke Horror zu Hause war und die Polizei auf die offenbar unvermeidliche „Mauer des Schweigens“ stoßen würde.“
  • „Der wohl ärgerlichste Gimmick aber, den die „Tatort“-Macher jemals entwickelten, bestand darin, die „Tatort“-Kommissare auf einer persönlichen Ebene in die Fälle zu verwickeln, die sie jeweils gerade zu lösen hatten. Diese Masche war ebenso nervtötend wie vorhersehbar“

Ok, das reicht erstmal, lest einfach den Artikel, falls es Euch interessiert, oder auch falls nicht; weil er gut ist. Das Thema ist jetzt etwas überbewertet, aber es soll den Schreibstil zeigen und Lust auf mehr bewirken. Seht Euch vor allem aber die Musikrezensionen an. Es gibt auch eine wichtige Würdigung des Rockpalast und seines Erfinders.

Und natürlich ist nicht alles zustimmungswürdig, was er so von sich gibt. So wird zum Beispiel Henryk M. B. als „exzellenter Schreiber und begnadeter Polemiker“ bezeichnet, den ich nicht ausstehen kann, da er nur billig und bewusst und arrogant provozieren möchte. Auch findet er eine aktuelle Fernsehserie aus dem Berlin der Zwanzigerjahre gut, die ich nur als reißerisch, brutal und charmelos einstufe.

Aufgrund des Schreibstils und seiner offensichtlich fundierten Kenntnis in der musikalischen Welt, bin ich überzeugt davon, dass es ein gutes und wichtiges Buch ist und würde es vielleicht sogar kaufen und ins Regal stellen.  Aber: Hallo Jan, sieh‘ mal zu, dass das Buch auch auf Deutsch erscheint, von Dir geschrieben, da ein Übersetzer sicher nicht das sprachliche Feingefühl hat, dies adäquat zu tun! Oder schielst Du nur auf den „internationalen“ Markt? Das wäre schade.

[Hier die Klickhilfe zum Blog mit der Werbung zum Buch und ein recht aktuelles Interview mit weiteren Hintergrundinformationen: https://janreetze.blogspot.com/]

18. November 2020 // Musikalisches, Rezensionen // 1 Kommentar

Ein unterstützenswerter Worterhalter

Diese Seite habe ich erst jetzt entdeckt. Ich wusste wohl schon von jemandem, der (wie ich!) schöne Wörter sammelt, und ich wollte mir das immer schonmal ansehen. Nun bin ich zufällig auf seine Seite gestoßen und bin etwas frustriert. Dieser Kerl nennt sich Lenny und hat meine Idee geklaut! Der erste Eintrag zu meinem Tagebuch ist vom Januar 2008. Bei ihm fing es erst 10 Jahre später an. Aber er macht es wesentlich ausführlicher und konsequenter als ich. Er sammelt und dokumentiert „Begriffe mit dem besonderen Klang.“ „schöne, seltene, originelle, alte Wörter aus der deutschen Sprache“. Ein wichtiges Anliegen.

Diese werden zu Listen mit bestimmten Themen zusammengefasst. Die Idee finde ich gut! Ich habe bis heute keine schöne Lösung gefunden, meine mühsam gesammelten Wörter wirkungsvoll zu präsentieren und habe mich auf die Minimalversion festgelegt: ein Lustwort pro Sekunde. Bei ihm kann man sich – je nach Stimmung (er ist ein Romantiker) – gleich eine ganze Liste bestimmter Wörter ansehen und sich daran erfreuen (Wohlfühlwörter, Schlummerwörter, Schimmerwörter, LUSTWÖRTER – das hat mich auf diese Seite gebracht!). Das wird schon lange in der Musik so gemacht – Abspiellisten für jede Stimmung. Wobei ich mich gerade frage, ob man sich bestimmte Musik anhört, wenn man in einer Stimmung ist, oder weil man will, dass die Musik diese Stimmung erzeugt. Egal. Bei ihm sind das Listen, mit bis zu 187 Wörtern, oder 99, 49, 59, 69, (niemals ganze Zehner, die 9 muss immer am Ende stehen) die heruntergerattert werden. Mit kurzer Einführung und Beispielen aus der Literatur. Manchmal immerhin mit Kommentar, und dann wird es erst interessant.

Manche Listen haben nur einen bestimmten Wortstamm gemein, Wörter, die zum Beispiel die Silbe „Wohl“ oder „LUST“ https://sternenvogelreisen.de/lust-woerter/ enthalten. Bei diesen habe ich den Eindruck, Monsieurchen hat einfach nur  das sehr empfehlenswerte Grimmsche Wörterbuch aufgerufen, seine Silbe in die Suchfunktion eingegeben, die Ergebniswörter kopiert und dann bei sich eingefügt; vielleicht nochmal etwas redigiert und ein paar gelöscht. Egal: das Ergebnis zählt. Aber keiner macht sich wohl die Mühe, alle Wörter einer Liste auf sich wirken zu lassen. Hier hätte ich mir eine größere Beschränkung oder mehr Erläuterung gewünscht.

Das Ganze macht er nicht nur zum Spaß. Sondern er hat ein Buch darüber geschrieben, das verkauft werden soll. Die Seite ist im wesentlichen eine Anstiftung dazu, die Hinweise dazu sind prominent und recht penetrant eingebunden. Schade. Trotzdem macht es großen Spaß, darin zu stöbern! Leider lässt er keine Kommentare zu.

Nach Ausweitung meiner Recherche, musste ich dann feststellen, dass es doch noch haufenweise andere Bücher gibt, die sich mit schönen, seltenen, in Vergessenheit geratenen, schrägen, lustigen, altmodischen, sonstwas Wörtern der deutschen Sprache beschäftigen. Dazu muss ich wohl leider nochmal einen getrennten Artikel verfassen. Ganz altruistisch rufe ich hiermit dazu auf, diese Bücher zu kaufen, da das Anliegen unterstützenswert ist. Guckt aber auch abundzu mal bei Lustwort vorbei, hier gibt es alles kostenlos und immer wieder mal Neues!

Ich fing an zu recherchieren, was er sonst so macht und habe festgestellt, dass er ein sehr umtriebiger und unternehmenslustiger Mensch ist, dass er fleißig auch noch andere Bücher schreibt und vor allem: dass ich ihm schon früher begegnet bin! Damals hieß er noch Sven und hat die wichtigste Netzgestalterbibel Deutschlands herausgebracht und unter dem in der Szene hoch angesehenen Namen „Dr. Web“ vertrieben (eine sehr interessante und reflektierte Geschichte dazu hat er hier verfasst).

Falls Du das liest: Danke Sven, das hat mir sehr in meiner Selbständigkeit geholfen, und ich habe mir das gelbe Buch damals auch gekauft! Und Dein Wörterbuch hole ich mir auch noch, muss ja gucken, was die Konkurrenz so macht …

Und den internationalen Nachfolger „Smashing Magazine“, leider nur in englisch, mir zu plakativ und abgehoben. Auch hat er einen Blog unter dem Namen conterest betrieben, der ganz interessant ist. Hier zeigt sich schon seine Vorliebe für Listen. Ein Listenfetischist!  In „1001 Gründe für Blogger“ nennt er tatsächlich ebensoviele. Ein beachtenswerte Fleißarbeit. Aber auch etwas beliebig. Auch hier wird das keiner durchlesen sondern nur vom Umfang beeindruckt sein. Der Artikel stammt von 2018. Dann kam nichts mehr. Es ist schade, dass dieser Blog und das Bloggen allgemein trotz der preisverdächtig vielen gebloggten Gründe weitgehend ausgestorben sind. Ein Ausdrucksmittel des Individualismus, der Selbständigkeit, der Freiheit, der Unabhängigkeit. Mehr Gründe braucht es eigentlich nicht, um eigenes zu veröffentlichen.  Heute treiben sich fast alle nur noch in Netzwerken der Großkonzerne herum und unterwerfen sich dem Anbieter und den Mag-Ich-Zahlen. Auch Svenny?

Und hier die Klickhilfe: https://sternenvogelreisen.de/

06. November 2020 // Deutsches, Rezensionen // 4 Kommentare

Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute

Den bietet uns das DWDS – ein wunderbar selbstgenanntes „Wortinformationssystem“, oder offiziell: „Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache“. Es ist zu meinem Lieblingsnachschlagewerk in diesem Zusammenhang avanciert, das hatte ich in meiner etwas lustlosen Dokumentation der wichtigsten Anlaufstellen für Informationen zur deutschen Sprache im Netz bisher nicht berücksichtigt. Daher nun eine gesonderte und verdiente Würdigung.

Dahinter steckt die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW), gefördert von uns, über das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Eine Institution, die „Auskunft über den deutschen Wortschatz in Vergangenheit und Gegenwart gibt“. Und das wunderbar wissenschaftlich tut.

Die Datenbasis bilden mehrere Korpora – ein Wort, das ich bis dahin nicht kannte – und das das System selbst nicht findet! Ich nehme an, Quellensammlungen. Viele – auch Zeitungen und das Netz – werden berücksichtigt. Der umfangreiche Fundus wird für die verschiedensten Analysen und Dokumentationen verwendet.

Zentrale Grundlage ist natürlich das Wörterbuch. Zu jedem gesuchten Wort (und ich habe bisher keines, außer dem oben genannten, nicht gefunden) gibt es alle Informationen zu Grammatik, Bedeutung, Etymologie, Thesaurus, Typische Verbindungen, Verwendungsbeispiele.

Ich nutze das Wörterbuch mittlerweile auch per Verlinkung im Rahmen meiner Präsentation zum Lustwort der Sekunde, da ich hier nicht alles bieten kann und will.

Zu „Lustwort“ gibt es leider nur eine karge, dafür aber sehr interessante Information, da ich es selbst erfunden habe und es trotz dieses tollen Tagebuchs noch nicht in die Wörterbücher und Suchapparate geschafft hat. Es gibt aber eine historische Textstelle aus der Literatur dazu: „‚alte kirchen haben dunkle gläser! — wie kirschen und beeren schmecken, musz man kinder und sperlinge fragen!‘ diesz waren unsere lust- und leibworte.“ Göthe 26, 69. (Goethe!!! Allein, die Namensschreibung irritiert mich etwas, aber der ist gemeint! Und: kannte der keine Großschreibung?)

Das Wörterbuch ist sonst sehr solide und hilfreich und umfassend. Aber was ich liebe, ist die Wortverlaufskurve. Die zeigt an, wie häufig ein Wort im Laufe der Jahre eingesetzt wurde. Das ist neu und interessant. Die Nutzung des Wortes „Demografie“ hat zum Beispiel extrem zugenommen, während „Backfisch“ abgenommen hat (wobei hier unklar ist, ob der Fisch oder das Mädchen gemeint ist). Man kann auch zwei Wörter gleichzeitig betrachten; der Anbieter nennt das Beispiel Turnschuhe und Sneakers. Obwohl beide in letzter Zeit zugenommen haben, holt Sneakers den Turnschuh doch langsam aber sicher ein. Ich habe mal die Wörter Freiheit und Demokratie eingegeben, die beide seit den späten Vierzigern abgenommen haben und seit einigen Jahren auf gleichem Niveau aber wieder etwas ansteigen. Das ist beruhigend.

Für die Profis unter Euch: Es gibt auch die Möglichkeit, nach Kookkurenzen zu beliebigen Wörtern zu suchen. Oder – sicher hochinteressant – eine Kollokationsanalyse in diachroner Perspektive durchzuführen!

Und eine Suche nach Wörtern aus politischen Reden. Die Nutzung ist hier, wie bei anderen, leider eher etwas für Programmierer; aber die können sich dann hemmungslos austoben, auch reguläre Ausdrücke einsetzen und alles sehr flexibel. Seht Euch mal die Möglichkeiten der „Suchabfragesprache“  an, das könnte man sicher mal nutzerfreundlicher gestalten.

Die haben sogar eine Erweiterung für meinen Lieblings-Netzseitenanzeiger mit F. programmiert, die es ermöglicht, Wörter, denen man damit im virtuellen begegnet, direkt per Markierung und Rechtsklick im DWDS nachzuschlagen. Und auf den Bildschirm  zu zaubern.  Die habe ich gleich installiert.

Und es gibt noch mehr. Das soll hier keine umfassende Bewertung und/oder Beschreibung werden. Schaut einfach mal rein. Es ist wirklich eine wunderbar wissenschaftliche, neutrale Seite, die sicher jedem Sprachinteressierten Spaß macht.

Hier die Klickhilfe: https://www.dwds.de/

24. Oktober 2020 // Deutsches, Rezensionen // Kommentar schreiben!